Mit einem feierlichen Pontifikalamt in der Lateranbasilika hat Rainer Maria Kardinal Woelki am Dienstag die Internationale Romwallfahrt des Erzbistums Köln eröffnet. Rund 1.000 Pilgerinnen und Pilger aus 16 Sprachgruppen nahmen an dem Gottesdienst teil. In seiner Predigt sprach der Kölner Erzbischof über die Schönheit der Kirche – eine Schönheit, die nicht von Menschen gemacht sei, sondern von Christus selbst ausgehe.
Zu Beginn seiner Ansprache hob Kardinal Woelki die besondere Gemeinschaft der Wallfahrt hervor: Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur seien in Rom zusammengekommen, um ihren Glauben zu teilen. "Als Schwestern und Brüder im Glauben an Christus sind wir eins", betonte der Kölner Erzbischof. Diese Einheit werde im gemeinsamen Feiern der Eucharistie sichtbar – dem "Sakrament der Einheit", das Himmel und Erde miteinander verbinde.
Die Lateranbasilika als Bild der himmlischen Schönheit
Ausgehend vom Ort des Gottesdienstes, der Lateranbasilika – der "Mutter aller Kirchen Roms und der Welt" – sprach Kardinal Woelki über die tiefe Symbolik kirchlicher Schönheit. Schon viele Besucherinnen und Besucher seien vom Glanz dieses Gotteshauses überwältigt gewesen, so der Kardinal. Diese Schönheit sei jedoch kein Selbstzweck: "Die Kirche aus Stein ist nach dem Bild der lebendigen Kirche gebaut – der Kirche aus Menschen."
Kardinal Woelki erinnerte daran, dass die Offenbarung des Johannes die Kirche als heilige Stadt, das neue Jerusalem beschreibt – wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt habe. Diese biblischen Bilder machten deutlich: Die Kirche habe ihre Schönheit nicht aus sich selbst, sondern aus der Liebe Christi, der sich für sie hingegeben habe.
Christus – Quelle und Maßstab der Schönheit
Der Kardinal stellte klar: "Die Kirche ist schön, weil Christus in ihr lebt." Ohne ihn sei sie kraftlos und leer. Denn eine Kirche ohne Christus sei steril, ihre Mauern zerbrochen und ihre Schönheit gehe verloren, wenn sie nicht die einzige Schönheit des Antlitzes Christi widerspiegele.
Gleichzeitig warnte der Erzbischof davor, die Schwächen der Menschen in der Kirche mit der Kirche selbst zu verwechseln. "Mögen wir Sünder sein, mögen wir die Schönheit der Kirche verdunkeln – zerstören können wir sie nicht", sagte Kardinal Woelki. Denn Christus bleibe in seiner Kirche gegenwärtig. "Christus ja, Kirche nein – das geht nicht. Ohne Christus keine Kirche, und ohne Kirche kein Christus."
Einladung zum "Tiefenblick"
Die Romwallfahrt, so Kardinal Woelki, solle die Gläubigen dazu anregen, einen "Tiefenblick" auf die Kirche zu werfen: hinter äußere Strukturen zu schauen und die lebendige Gemeinschaft des Glaubens zu entdecken. Die Wallfahrt lade dazu ein, die Schönheit und Größe der Kirche neu wahrzunehmen – nicht nur in den Gebäuden, sondern in den Menschen, die sie tragen.
Dabei zitierte er den ersten Petrusbrief: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen." Jeder Christ sei berufen, durch sein Leben an der Schönheit der Kirche mitzuwirken.
Die Schönheit des Lebens aus Gott
Kardinal Woelki weitete den Gedanken der Schönheit schließlich auf das persönliche Leben aus. Wie die Kirche ihre Schönheit von Gott empfange, so beziehe auch der Mensch seine Würde und Tiefe aus der Beziehung zu Gott. Ohne ihn drohe das Leben "flach und leer" zu werden.
Er warnte vor einer oberflächlichen Lebensweise, die sich von "WhatsApp zu WhatsApp, von Tag zu Tag" bewege. Die Wallfahrt solle helfen, das Leben wieder auf Gott auszurichten – "von Sonntag zu Sonntag, von Kommunion zu Kommunion". Die Eucharistie sei der Höhepunkt unseres Leben, der Kraft und Richtung gebe.
Aufbruch zur Erneuerung
Zum Abschluss rief der Kardinal die Pilgerinnen und Pilger dazu auf, in Rom nicht nur äußere Eindrücke zu sammeln, sondern sich innerlich erneuern zu lassen. Die Wallfahrt solle zur Heilung unseres Alltags beitragen und dazu führen, lebendige Jünger Christi zu werden.
"Wir sollen durch unser Leben Gott mit der Schönheit antworten, die ihm allein gehört", schloss Kardinal Woelki seine Predigt. Die Kirche, so sein Fazit, bleibe schön – weil sie von Christus selbst getragen und durch ihn immer wieder erneuert wird.