Kardinal Marx wehrt sich gegen Lügen-Vorwurf

"Das weise ich ganz entschieden zurück"

Der Münchner Kardinal Marx hat einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vehement widersprochen. Darin wird behauptet, er sei in die Lügen-Strategie von Benedikt XVI. für das Missbrauchsgutachten eingebunden gewesen.

Kardinal Reinhard Marx bei der dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx bei der dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zudem habe er dieses seinerseits noch befördert. In der dritten Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg in Frankfurt sagte Marx am Donnerstag vor rund 200 Synodalen: "Der Papst wurde 2010 nicht in falscher Weise geschützt. Das weise ich ganz entschieden zurück, wenn hier gesagt wird, Kardinal Marx hat gelogen."

Benedikt XVI. hat Aussage korrigiert

Die Münchner Kanzlei Westpfahl Spikler Wastl hatte für ihr Missbrauchsgutachten auch den früheren Papst Benedikt XVI. zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) befragt. Dieser gab zunächst an, er habe an einer Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 nicht teilgenommen. Diese Darstellung hat er inzwischen korrigiert. Der Fehler sei "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung". Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.

Kardinal Reinhard Marx

"Weder damals noch heute wollten und wollen wir ihn weder in falscher Weise schützen noch ihm schaden"

Marx wiederum wies in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag) die Vermutung zurück, dass er oder seine engsten Mitarbeiter im Jahr 2010 den damals noch amtierenden Benedikt XVI. in der Missbrauchsdebatte aus der Schusslinie hätten nehmen wollen.

Kardinal Reinhard Marx und Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 / © Katharina Ebel (KNA)
Kardinal Reinhard Marx und Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 / © Katharina Ebel ( KNA )

"Weder damals noch heute wollten und wollen wir ihn weder in falscher Weise schützen noch ihm schaden." Seinem Beraterstab gegenüber habe er auch immer deutlich gemacht: "Hier wird die Wahrheit nicht verbogen, das machen wir nicht."

Über die Strategie des Ex-Papstes im Bild gewesen

In dem FAZ-Artikel wird behauptet, aus dem Gutachten gehe hervor, Marx sei schon Anfang November über die Strategie des Ex-Papstes im Bild gewesen, jede Beteiligung an der Übernahme des pädophilen Priesters H. zu bestreiten.

Angeblich finden sich auch Ungereimtheiten in den Einlassungen von Marx über sein Wissen im Jahr 2010 hinsichtlich der Umstände, unter denen es 1980 zu der Übernahme des Priesters gekommen sei. "Ausweislich seiner Stellungnahme gegenüber der Kanzlei vom November 2021 wollte er schon im März 2010 gewusst haben, dass Ratzinger in der fraglichen Sitzung nicht anwesend war."

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
KNA