Wenn die Menschen eine immer höhere Lebenserwartung hätten, sei es berechtigt, diese Frage zu stellen, erklärte der Münchner Marx am Mittwoch im Bayerischen Landtag vor einem Gespräch mit der CSU-Fraktion. Er sage das auch einmal als Bischof. Wäre es wirklich menschenunwürdig, vielleicht ein oder zwei Jahre länger zu arbeiten? Laut Kirchenrecht haben Bischöfe in der Regel ihr Amt bis zum 75. Lebensjahr inne.
Zugleich machte der Kardinal deutlich, dass der Sozial- wie der Rechtsstaat zur grundgesetzlichen Ausrichtung der Demokratie in Deutschland gehöre. Dieser könne nicht als ein Spielfeld betrachtet werden, dass man wieder abschaffe, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse und die demografische Situation nicht entsprechend seien.
Angesichts einer sich verändernden Lage müsse natürlich darüber geredet werden, wie manches neu zu regeln sei. Dabei müsse aber klar sein, "das Grundprinzip ist die Solidarität der Jungen mit den Alten, der Gesunden mit den Kranken, der Starken mit den Schwachen".
Jeder Mensch habe eine Würde und damit einen unschätzbaren Wert, betonte Marx. "Wir schaffen kein Paradies auf Erden." Der Staat müsse aber im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür sorgen, dass jeder Mensch in jeder Phase seiner Existenz seine Würde behalten könne. Zugleich dankte der Kardinal den Politikern für ihren Dienst in nicht einfachen Zeiten. Denn ohne sie sei die Demokratie nicht möglich.
Probleme der Menschen lösen
Der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek bekundete seinerseits, dass viele Sozialprojekte ohne die Kirche gar nicht funktionieren würden. Er sei deshalb froh, dass die Caritas die Entscheidung der Staatsregierung zum Familiengeld positiv gesehen habe. So sollen die staatlichen Mittel künftig mehr in die Betreuungseinrichtungen für Kinder fließen und nicht in die Familien direkt. Das Ziel seiner Partei sei es, Politik nahe an den Menschen zu machen und deren Probleme zu lösen. Zugleich gelte es, eine klare Position gegen die Feinde der Demokratie zu beziehen.