In einer "Welt voller Widersprüche, Konflikte und Kriege" können Christen laut Kurt Koch nur in ökumenischer Verbundenheit Zeichen der Einheit sein. "Ein in sich zerstrittener Haufen von Christen wäre kein glaubwürdiges Zeichen", sagte der Schweizer Kurienkardinal der katholischen Zeitung "Die Tagespost" (Freitag).
Das ökumenische Gedenken an christliche Glaubenszeugen und Märtyrer weise in eine ähnliche Richtung: "Christen werden nicht verfolgt, weil sie Lutheraner, Katholiken oder Orthodoxe sind, sondern weil sie Christen sind. Wenn wir in diesem Glaubenszeugnis eins sind, dürfen wir uns im Alltag nicht weiter voneinander trennen", sagte Koch.
Konzilsgedenken verbindet
Koch sieht das Gedenken an das Konzil von Nicäa vor 1700 Jahren als gute Gelegenheit, in ökumenischer Verbundenheit gemeinsam zu gedenken "und den Christusglauben zu erneuern". Schließlich habe das Konzil bereits im Jahr 325 stattgefunden, also bevor "spätere Spaltungen die Christenheit verwundeten". Darum betreffe es alle christlichen Gemeinschaften.
Die deutsche Kirchenmitgliedschaftsstudie von 2023 verdeutlicht laut Koch großen Bedarf daran, die christliche Botschaft in modernen Gesellschaften zu verkünden. Auch dabei sei ökumenisches Miteinander hilfreich: "Der Christusglaube ist uns gemeinsam und je mehr wir ihn gemeinsam bekennen, umso überzeugender wird das Bekenntnis sein", erklärte Koch.
Schon bei der ersten Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh hätten die ökumenischen Teilnehmer erkannt: "Das größte Hindernis für die Evangelisierung ist die Uneinigkeit der Christen." Die Einheit zwischen den Konfessionen diene der Glaubwürdigkeit der Botschaft: "Ökumene hilft der Evangelisierung, und Evangelisierung hilft der Ökumene."
Papst verweist konsequent auf Christus
Der Kardinal zeigte sich beeindruckt von Papst Leo XIV.: Bei der Heilig-Jahr-Feier für die Kurie habe er auf dem Weg von der Aula über den Petersplatz zur Heiligen Pforte auf dem ganzen Weg das Kreuz getragen. "Ein starkes Bild für seine Aufgabe, voranzugehen und auf Christus hinzuweisen", so Koch.
Direkt auf Christus verweise auch der Wahlspruch des Papstes "In dem Einen eins". Das bedeute: "Wir sind viele und verschieden, aber die Einheit finden wir in Christus." Koch ist überzeugt: "Diese Christozentrik von Papst Leo ist eine gute Wegweisung auch in die Zukunft der Ökumene."