Kardinal Koch findet Verhalten von Kyrill I. "erschütternd"

Schwierig für den Dialog

Der vatikanische Ökumene-Chef Kardinal Kurt Koch hat das Verhalten des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. in Sachen Ukraine kritisiert. Trotz allem müsse aber der Dialog weitergeführt werden.

Kardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz ( KNA )

Wenn ein derart furchtbarer Krieg sogar religiös legitimiert werde, "muss ein solches Verhalten jedes ökumenische Herz erschüttern", sagte Koch dem Schweizer Portal "kath.ch" (Wochenende). Die Beziehungen des Vatikan zur russisch-orthododoxen Kirche hätten vor diesem Hintergrund "einen völlig anderen Charakter erhalten", so der Kurienkardinal.

Kyrill und Putin

Kyrill gilt als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In den vergangenen Wochen hatte der Geistliche den Einmarsch in die Ukraine unter anderem als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen gerechtfertigt. Auch in einer Videoschalte mit Papst Franziskus Mitte März verteidigte der Patriarch Moskaus Standpunkt. Franziskus forderte ihn später in einem Interview auf, sich nicht zum "Messdiener Putins" zu machen.

Weiterhin für Dialog

Die Absage des Papstes für ein geplantes Treffen der beiden Kirchenoberhäupter Mitte Juni bezeichnete Koch als folgerichtig. Er sei froh, dass die Begegnung nicht stattfinde, denn sie "wäre wohl zum größten Teil missverstanden worden". Dennoch müsse der Dialog weitergeführt werden. Franziskus wolle "alle Türen offen lassen", um zu einer friedlichen Lösung beizutragen.

Ukrainisches Kirchenoberhaupt: Kyrill I. als Patriarch untragbar

Das Oberhaupt der eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanius, hat die orthodoxen Kirchenführer anderer Länder zum Bruch mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. aufgerufen. Kyrill habe von Anfang an Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt und somit "diejenigen, die ihm als ihren Hirten vertrauten, in den Tod geführt", schreibt Epiphanius in einem am Dienstag in Kiew veröffentlichten Brief zum orthodoxen Osterfest an die Vorsteher der rund ein Dutzend eigenständigen (autokephalen) Kirchen.

Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), feiert einen Ostergottesdienst am 18. April 2020 in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew. / © Sergey Korovayny (KNA)
Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), feiert einen Ostergottesdienst am 18. April 2020 in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA