Papst Leo XIV. wird noch vor Jahresende im Libanon erwartet.
Er werde "irgendwann zwischen jetzt und Dezember" kommen, sagte der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai am Dienstagabend in einem Interview des saudischen Senders "Al-Arabiya" an seinem Amtssitz in Bkerke nördlich von Beirut. Der genaue Termin stehe noch nicht fest, so das Oberhaupt der größten christlichen Kirche im Libanon. Der Vatikan bestätigte die Reise bislang nicht.
Das gilt auch für den Türkeibesuch von Leo XIV. Doch sprach der Papst bereits selbst über seine mögliche Teilnahme an den 1.700-Jahr-Feierlichkeiten des ökumenischen Konzils von Nizäa. Die Gedenkfeier der Kirchenversammlung des Jahres 325 ist für Ende November in Iznik, damals Nizäa, sowie in Istanbul geplant.
Das Konzil hat die Grundlagen des christlichen Glaubensbekenntnisses definiert, die bis heute für alle christlichen Kirchen und Konfessionen gültig sind.
Weitere Papstreisen sind aufgrund des Heiligen Jahres nicht geplant
Weitere Papstreisen in 2025 sind laut diplomatischer Kreise in Rom aufgrund des Heiligen Jahres nicht geplant. Jedoch könnte Leo XIV. die Türkeireise mit einem Besuch im Libanon verbinden. Mitte Juni hatte der Papst den libanesisches Staatspräsidenten Joseph Aoun im Vatikan empfangen. Dabei könnte Aoun die für einen Besuch notwendige offizielle Einladung in sein Land ausgesprochen haben.
Anfang des Jahres hatten innerhalb weniger Wochen zwei hochrangige Vatikanvertreter den Libanon besucht: der Ostkirchen-Beauftragte des Papstes, Kardinal Claudio Gugerotti, sowie der Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny.
Bereits im Jahr 2022 sollte Leos Vorgänger Papst Franziskus in den Libanon reisen. Das Präsidialamt in Beirut bestätigte den Besuch, der Vatikan jedoch nicht. Gesundheitliche Einschränkungen des Papstes sollen schließlich Grund für die Absage gewesen sein. Der damalige Vatikanbotschafter im Libanon zeigte sich zunächst zuversichtlich, dass der Besuch schnellstmöglich nachgeholt wird.
Patriarch Rai fordert Entwaffnung aller Gruppen im Libanon
Der maronitische Patriarch rief außerdem dazu auf, dass alle Gruppen im Libanon entwaffnet werden sollen, einschließlich der schiitischen Hisbollah-Milizloya. Die Schiiten seien kriegsmüde und wollten in Frieden leben.
Die schiitische Hisbollah habe "den Widerstand seiner eigentlichen Bedeutung beraubt", sagte Rai. "Widerstand bedeutet nicht, sich dem Diktat des Iran zu unterwerfen." Der Patriarch und Kardinal rief die Hisbollah dazu auf, über ihre "Libanesisch-Sein" nachzudenken. Sie müsse sich voll und ganz dem Land verpflichtet fühlen. Der "Krieg zur Unterstützung Gazas" habe den Libanon ruiniert.
Die Hisbollah hatte sich unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gazakrieg zur Unterstützung der Hamas bekannt und damit eine zweite Kriegsfront eröffnet. Seit 27. November herrscht ein Waffenstillstand zwischen Israel und dem Libanon.
Möglicher Frieden mit Israel
Rai betonte weiter, dass ein Frieden mit Israel in Zukunft möglich sei, "wenn die Bedingungen günstig sind". Der Patriarch äußerte sich nach einer Entscheidung des libanesischen Ministerrats, alle bewaffneten Gruppen im Land einschließlich der Hisbollah zu entwaffnen.
Die libanesische Armee wurde daraufhin beauftragt, bis zum 31. August einen entsprechenden Plan vorzulegen, der bis Ende des Jahres umgesetzt werden soll.