Kapitelsamt im Kölner Dom am ersten Fastensonntag

Nein zu den Versuchungen des Teufels

In seiner Predigt im Kapitelsamt am ersten Fastensonntag hat der Kölner Stadtdechant Robert Kleine die Versuchungen des Teufels betrachtet, denen Jesus in der Wüste widersteht. Zugleich blickte Kleine auf das Teuflische des Krieges.

Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction ( shutterstock )

"Seit einem Jahr haben wir Krieg in Europa", erinnert der Kölner Stadtdechant Robert Kleine zu Beginn seiner Predigt am ersten Fastensonntag. Angesichts der Gewalt mache sich Hilflosigkeit breit.

Im Evangelium wird Jesus vom Heiligen Geist in die Wüste geführt. Dort ist er 40 Tage einsam in der Wüste. Betet und fastet. Hungrig und auf sich allein gestellt, wird Jesus dort vom Teufel in Versuchung geführt, der seine Gotteskindschaft dreifach herausfordert, erklärt Kleine.

Versuchungen des Teufels

In der ersten Versuchung soll Jesus dem Teufel beweisen, dass er Gottes Sohn ist, indem er aus Steinen Brot macht. Brot sei lebensnotwendig, betont Kleine, und im Krieg, den Russland aktuell führe, werde "der Zivilbevölkerung das Lebensnotwendige" genommen. Putin führe einen Krieg, der zudem Getreideausfuhren verhindere und damit die Hungersnot in afrikanischen Ländern verschlimmere, führt der Kölner Stadtdechant aus.

"In der zweiten Versuchung soll Jesus seine Gotteskindschaft unter Beweis stellen, indem er sich vom Tempel herabstürzt," so Kleine weiter. Damit solle Jesus Macht erhalten über Leben und Tod. Auch hier zieht der Kölner Domdechant den Vergleich zum Krieg und betont: "Auch Kriegsführende werden durch ihre Bomben und Artilleriefeuer zu Herren über das Leben anderer."

Macht über das Lebensnotwendige und die Herrschaft über Leben und Tod offeriert der Teufel Jesus. "Aber Jesus lebt in der unzertrennlichen Verbindung mit Gott. Hunger und Einsamkeit der 40 wüsten Tage können seiner Nähe und Einheit mit Gott nichts anhaben," erklärt Kleine. Jesus sei "ein Vorbild in seiner unverbrüchlichen Einheit zum göttlichen Vater. Er lebt aus der Fülle seiner Gotteskindschaft, die ihm die Stärke verleiht, Nein zu sagen zur Herrschaft über die Welt, wie der Teufel sie versteht", so Kleine weiter.

"Völlig unverständlich" sei daher, dass der Patriarch von Moskau den Krieg gegen die Ukraine gutheiße und befürworte, statt seinen Präsidenten auf das Teuflische der drei Versuchungen aus dem Evangelium hinzuweisen, bekräftigt der Kölner Stadtdechant.

Appell an die Politik und Aufruf zum Gebet

In der Antwort auf das Evangelium müssten in der Politik "die Ukraine und das ukrainische Volk weiter moralisch, humanitär, finanziell und militärisch unterstützt werden, damit sie sich verteidigen können und der russische Aggressor, der Tod und unsägliches Leid über die Menschen bringt, der lebensnotwendige zivile Infrastruktur zerstört und die Kultur eines Landes auszulöschen versucht, zurückgedrängt werden kann," folgert Robert Kleine.

Zum Ende seiner Predigt ruft der Kölner Domdechant zum Gebet dafür auf, dass "an irgendeinem Tag in diesem Jahr wieder Frieden herrscht in Europa und die Mächtigen in aller Welt den großen drei Versuchungen widerstehen können".

Übertragung

DOMRADIO.DE übertrug am ersten Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Stadtdechant Robert Kleine. Unter der Leitung von Simon Schuttemeier singt der Kölner Domchor. An der Orgel: Winfried Bönig.

Evangelium

"Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen." (Mt 4,10)

Auslegung zum Sonntagsevangelium Mt 4,1-11
von Franz Kamphaus

Worauf ist Verlass?

"Stürz dich hinab“ (Mt 4, 6) oben vom Tempel, will der Teufel Jesus einreden. ,Du musst dich doch auf den Schutz der Engel verlassen können. Wie willst du es wagen, im Namen Gottes zu sprechen und dein Leben einzusetzen, wenn du keinen handfesten Beweis hast, dass Gott dich trägt? Mach doch die Probe aufs Exempel.‘ Jesus lehnt ab. Gott lässt sich nicht als Beweismittel missbrauchen. Man kann sich nicht absichern wollen. Solch garantierter Glaube wäre in Wirklichkeit Unglaube.

Der Teufel gibt sich ganz fromm, er führt Gottes Wort im Mund (vgl. V. 6). Man kann das, was Gott den Menschen sein und sagen möchte, auf diabolische Weise verdrehen, unter vollständiger Beibehaltung des Wortlauts. Das ist die Versuchung der Religion: Die Spannung von Vertrauen und Dankbarkeit, von Liebe und Freiheit wird aufgelöst, der Glaube wird zum Faktor eigener Kalkulation und Besitzansprüche verkehrt. Da zeigt der Götze sein wahres Gesicht.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Februar 2023