Kämpfe überschatten Kongo-Krisengipfel

Deutscher Journalist wieder frei

Neue Kämpfe im Osten des Kongo haben am Freitag den Krisengipfel afrikanischer Präsidenten überschattet. Die Beratungen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi zur Lösung des Kongo-Konflikts kamen nur schleppend voran. Delegierte berichteten von einer Atmosphäre des Misstrauens. Der entführte Journalist Thomas Scheen ist wieder frei.

 (DR)

Zum Auftakt des Kongo-Gipfels in Nairobi beschuldigte der kongolesische Präsident Joseph Kabila die UN-Friedenstruppe, dem Blutvergießen im Osten seines Landes tatenlos zuzusehen. Der Leiter der UN-Mission, Alan Doss, wies dies zurück. Er forderte ein erweitertes Mandat für die 17.000 im Kongo stationierten UN-Blauhelme. Rund 250.000 Menschen flohen in den vergangenen Wochen vor den Kämpfen im Ostkongo. Viele sind von jeder Hilfe abgeschnitten.

An dem Gipfel nimmt auch Ruandas Präsident Paul Kagame teil, dem vorgeworfen wird, die Rebellen im Kongo zu unterstützen. Der abtrünnige Rebellengeneral Laurent Nkunda brachte große Gebiete im Ostkongo unter seine Kontrolle. Er gehört der Volksgruppe der Tutsi an und verfolgt nach eigenen Angaben Hutu-Extremisten, die für den Völkermord 1994 in Ruanda verantwortlich sind und in den Kongo flohen.

Nach UN-Angaben kam es am Freitag nördlich der Stadt Goma zu neuen Kämpfen zwischen Nkundas Rebellen und Regierungstruppen. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnte in Genf, dass die 65.000 Menschen in den Flüchtlingslagern in Kibati zwischen die Fronten geraten könnten. Einheiten der kongolesischen Armee und Rebellen seien in die Nähe der Camps nördlich von Goma vorgerückt. Am Morgen sei eine Schießerei nahe dem Lager ausgebrochen. Viele Flüchtlinge hätten in Panik versucht, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Caritas nahm unterdessen die Hilfe für Flüchtlinge westlich von Goma wieder auf. Gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen verteilten 40 Helfer Lebensmittel in vier Flüchtlingslagern westlich der Provinzhauptstadt Goma, teilte das katholische Hilfswerk mit. Die Vereinten Nationen gehen unterdessen Berichten über ein angebliches Massaker an Zivilisten in dem Ort Kiwanja nach. Laut dem britischen Sender BBC wurden mindestens zwölf Tote gefunden. Die Rebellen des abtrünnigen Generals Nkunda bekräftigten, sie hätten nur bewaffnete Milizen angegriffen, die als regierungsnah gelten.

Der FAZ-Korrespondent Scheen war nach Angaben seiner Zeitung nördlich von Goma zwischen die Fronten geraten. Er kam drei Tage nach seiner Gefangennahme durch Mai-Mai-Milizen wieder frei und befand sich am Freitag zusammen mit seinen beiden kongolesischen Begleitern in der Obhut der UN-Mission. Laut FAZ-Herausgeber Berthold Kohler geht es Scheen und seinen Mitarbeitern den Umständen entsprechend gut. Um seine Freilassung hatten sich unter anderem die Außenministerien Belgiens und Deutschlands bemüht. Der 1965 in Eupen geborene Scheen ist belgischer Staatsbürger und seit acht Jahren Afrika-Korrespondent der FAZ.