UN-Generalsekretär will persönlich vermitteln

Wege aus der Kongo-Krise

Die Lage im umkämpften Osten der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich weiter zu. 250.000 Flüchtlinge warten auf die Hilfe der Vereinten Nationen, inzwischen ist ein erster Hilfskonvoi eingetroffen. Nun hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon angekündigt, persönlich vermitteln zu wollen. UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden im domradio-Interview über die Arbeit des Kinderhilfswerks.

 (DR)

Ban Ki Moon wird am Wochenende in die Region reisen, um mit den Regierungschefs im Kongo und in Ruanda Gespräche zu führen, sagte der Generalsekretär am Montag vor Journalisten in New York.

«Der Konflikt entlang der Grenze zwischen Kongo und Ruanda hat katastrophale Folgen und muss endlich ein Ende haben», sagte Ban. Er ernannte den ehemaligen Präsidenten Nigerias, Olusegun Obasanjo, zu seinem Sonderbeauftragten für den Kongo.

Kongos Präsident Joseph Kabila und Ruandas Staatsoberhaupt Paul Kagame hatten zuvor einem von der EU vermittelten Friedensgipfel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi zugestimmt. Dieser soll in den kommenden Tagen stattfinden. Zuvor hatten der britische Außenminister David Miliband und sein französischer Amtskollege Bernard Kouchner Gespräche mit den Regierungen im Kongo und in Ruanda geführt.

Überstürzt verlassene Flüchtlingslager
In der Region berichteten unterdessen UN-Mitarbeiter von überstürzt verlassenen Flüchtlingslagern. Zehntausende seien vor den Rebellen des abtrünnigen Generals Laurent Nkunda geflohen, ihr derzeitiger Aufenthaltsort sei unklar, bestätigte ein Sprecher des Welternährungsprogramms dem epd in Nairobi.

Ein Konvoi mit Hilfsgütern war am Montag von Goma aus in die von Rebellen besetzten Gebiete nordöstlich der Provinzhauptstadt aufgebrochen. Die Lebensmittel und Medikamente sollen den Vertriebenen helfen, von denen viele seit einer Woche im dichten Wald der Region Unterschlupf gesucht haben.

ZdK-Appell
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, forderte einen umgehenden Schutz für Flüchtlinge im Kongo. Die Situation mit Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und willkürlichen Erschießungen erfordere entschlossenes Handeln, sagte Meyer am Montag in Bonn.

Die UN-Truppen im Kongo müssten die «notwendige Autorität» bekommen, «damit sie ihr Mandat zum Schutz der Bevölkerung auch tatsächlich erfüllen können.»

17.000 UN-Blauhelmsoldaten
Nkunda hatte am Donnerstag eine einseitige Waffenruhe verkündet und einen «humanitären Korridor» angeboten. Die Stadt Goma ist von den Rebellen umringt. Ob die Waffenruhe hält, ist nicht ganz klar. In der Umgebung von Goma soll es in der Nacht zum Montag wieder zu Gefechten gekommen sein. Im Kongo sind 17.000 UN-Blauhelmsoldaten stationiert.

Nkunda gehört der Volksgruppe der Tutsi an. Mit seiner Rebellion will er nach eigenen Angaben Hutu-Extremisten verfolgen, die für den Völkermord an Tutsi und moderaten Hutu in Ruanda 1994 verantwortlich sind und sich im Ost-Kongo verstecken. Ruandas Regierung weist Vorwürfe zurück, nach denen sie Nkundas Rebellion unterstützt.