DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie als Teilnehmerinnen das Treffen mit all den Jugendlichen aus Europa in diesen Tagen?
Klara Metzger (Teilnehmerin des 48. Taizé-Jugendtreffens): Es ist richtig schön. Gerade die Gebete, die jedes Mal in einer anderen Kirche stattfinden, sind sehr schön. Es ist einfach Wahnsinn, zu erleben, wie viele junge Menschen zusammenkommen und gemeinsam singen. Wir sind hier in Gastfamilien untergebracht, was auch richtig schön ist. Mir gefällt auch, dass ich mit so vielen Menschen aus verschiedenen Ländern ins Gespräch komme. Uns alle verbindet eine Taizé-Erfahrung - oder der Glaube.
DOMRADIO.DE: Was hat sie motiviert, an dem Treffen in Paris teilzunehmen?
Metzger: Vor zwei Jahren war ich als Freiwillige vier Wochen in Taizé, das hat mir sehr gut gefallen. Auch dieses Jahr war ich zwei Mal in Taizé und ich merkte, wie gut mir diese Besuche tun. Ich komme immer zur Ruhe und auch immer wieder zurück zu Gott. Bei meinem Taizé-Besuch im Herbst dachte ich, dass es bestimmt auch schön ist, das neue Jahr in Gemeinschaft und mit dem Glauben zu beginnen. Und deswegen bin ich jetzt hier.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich die Veranstaltung in Paris vorstellen?
Metzger: Für das Jugendtreffen kommen junge Menschen aus 70 verschiedenen Ländern nach Paris. Es gibt drei Gebete am Tag, zu denen wir in verschiedenen Kirchen zusammenkommen und gemeinsam singen und beten. Und dann gibt es über den Tag verteilt verschiedene Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu kommen. Es gibt zum Beispiel Kleingruppen, in denen man sich über den eigenen Glauben oder über das eigene Leben austauscht. Und generell gibt es ganz viel Austausch, bei dem man viele Menschen kennenlernt.
DOMRADIO.DE: Sind auch junge Menschen aus der Ukraine dabei?
Metzger: Ja, tatsächlich. Ich glaube, das ist ein besonderes Anliegen von Bruder Matthew, dem Prior der Communauté. Es gibt viele Verbindungen zur Ukraine und am ersten Tag habe ich persönlich auch mit einem jungen Menschen aus Kiew gesprochen.
DOMRADIO.DE: Es ist sicherlich bedrückend, wenn man erfährt, wie es den jungen Menschen dort geht, oder?
Metzger: Ja, aber gleichzeitig ist die Tatsache, dass auch diese jungen Menschen hier sind, ein Zeichen der Hoffnung. Bruder Matthew war, kurz bevor er nach Paris kam, selbst in der Ukraine. Es ist etwas ganz anderes als in der Zeitung über die Situation zu lesen, wenn man tatsächlich mit einer betroffenen Person spricht oder sich mit ihr anfreundet.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle kann so ein Treffen für Europa spielen? Welche Impulse können davon ausgehen, auch für den Frieden in Europa?
Metzger: Ganz viele, denn wir lernen uns auf persönlicher Ebene kennen, können Freundschaften knüpfen, aufeinander zugehen und miteinander sprechen.
DOMRADIO.DE: Auch Sie waren als Freiwillige in Taizé, Frau Kurz. Sogar für neun Monate. Was machen Sie dort genau?
Klara Kurz (Volunteer in Taizé): Gemeinschaft leben. Ich habe dort mit 15 anderen Mädels aus der ganzen Welt zusammengelebt und durfte in dieser Zeit viel mitnehmen: in Gemeinschaft, im Austausch, im Kennenlernen, aber auch im Gebet, da wir auch in Taizé dreimal am Tag beten. Und wenn wir als Freiwillige vor Ort helfen, machen wir durch unseren Beitrag Taizé möglich.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie das Treffen in Paris?
Kurz: Es ist total schön, zu sehen, wie die jungen Menschen in dieser großen Stadt zusammenkommen und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Wir haben alle Taschen, auf denen steht, dass wir Teil dieses Europäischen Jugendtreffens sind. Selbst in einer so großen Stadt wie Paris läuft man sich immer wieder über den Weg und freut sich dann, wenn man wieder jemanden sieht, der auch dazu gehört. Aber auch der Austausch in den Gemeinden, mit den Menschen, die hier vor Ort leben, ist besonders.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt dabei das Gebet?
Kurz: Das spielt eine große Rolle. Es ist besonders, dass wir in den unterschiedlichen Kirchen hier in Paris beten dürfen. Ich habe den Eindruck, dass auch immer wieder Menschen in die Kirchen hineinlaufen, die keine Teilnehmenden sind, die Paris einfach so besuchen, und ganz berührt davon sind, dass so viele junge Menschen in einer Kirche sitzen. Gestern hat mich auch eine Dame angesprochen, die wissen wollte, was es mit dem Treffen auf sich hat und noch nie so viele junge Menschen in einer Kirche gesehen hatte. Ich glaube, auch für Menschen, die nur zufällig von dem Treffen mitbekommen, ist es sehr wertvoll.
DOMRADIO.DE: Das Treffen ist über Neujahr - wird an Silvester etwas Besonderes stattfinden?
Kurz: Um 19 Uhr beten alle Teilnehmenden zunächst gemeinsam. Anschließend werden sich alle auf den Weg in ihre Gemeinden machen. Die hier ansässigen Gemeinden, die uns hier willkommen heißen, haben um 23 Uhr noch einmal ein Taizégebet vorbereitet. Anschließend feiert man zusammen in den Gemeinden. Ganz traditionell gibt es dann das Fest der Nationen, bei dem sich die entsprechenden Länder zusammentun und etwas Kleines für die anderen vorbereiten. Es gibt ein Buffet und dann feiert man so zusammen das neue Jahr.
Das Interview führte Johannes Schröer.