Taizé

Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Bruderschaft gehören rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus der evangelischen und katholischen Kirche stammen. Von ihnen lebt etwa ein Viertel in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika. Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen.

Sie wurde in den 1940er Jahren von dem reformierten Theologen Roger Schutz gegründet. Der damals 25-jährige Pfarrerssohn aus der Schweiz wollte in der Zeit des Zweiten Weltkriegs "die Zerrissenheit unter den Christen und die Konflikte in der Menschheit" überwinden helfen. Dazu zog er sich am 20. August 1940 in das kleine französische Dorf Taizé bei Cluny zurück.

1942 floh er wegen einer drohenden Verhaftung und lebte bis zum Kriegsende in Genf. Dort begann das gemeinsame Leben der ersten Brüder, ehe sie 1944 nach Taizé zurückkehrten. An Ostern 1949 legten sie ein endgültiges Lebensengagement ab, welches das gemeinsame Leben in Ehelosigkeit, materieller und geistiger Gütergemeinschaft und großer Einfachheit umfasst.

Die Gemeinschaft, die bald Freunde in unterschiedlichen Kirchen und zahlreichen Ländern Europas hatte, hat seit 1962 eine Versöhnungskirche, die seither der Mittelpunkt von Taizé ist. Die Bruderschaft gründete Niederlassungen in mehreren Ländern und nahm 1969 erstmals auch katholische Brüder auf. Schwerpunkt der Arbeit ist - neben der Ökumene - Solidarität mit den Armen und Rechtlosen in der Welt. 

Die Kommunität inspiriert seither Tausende Jugendliche. Für viele Menschen - jung und alt - ist die Gemeinschaft in Frankreich der zentrale Ort für gelebte christliche Werte. Bekannt wurde die Kommunität durch einprägsame, meditative Lieder, die unter Christen in aller Welt verbreitet sind. 

Seit im August 1974 in Taizé Zehntausende zu einem "Konzil der Jugend" zusammenkamen, veranstalten die Brüder regelmäßig Jugendtreffen in allen Teilen der Welt. Jährlich findet zudem über Silvester in einer europäischen Stadt ein Taizé-Treffen statt, zuletzt in Riga, Basel, Wroclaw (Breslau), Turin, Rostock und Ljubljana/Slowenien.

Der Gründer Schutz starb 2005 mit 90 Jahren an den Folgen eines Attentats. Er war am 16. August 2005 von einer psychisch kranken Frau beim Abendgebet mit Messerstichen attackiert worden. Frère Roger galt als einer der großen spirituellen Persönlichkeiten des Christentums.

Ihm folgte im Amt des Taizé-Priors der deutsche katholische Theologe Alois Löser (Frère Alois). Seit Ende 2023 ist der Brite Frère Matthew, mit bürgerlichem Namen Andrew Thorpe, der dritte Prior von Taizé. (KNA, 23.07.2023/epd, 16.04.2024)