Papst besorgt über US-Ausschreitungen und Impfgegner

"Impfen ist segensreich"

Papst Franziskus hat sich in einem Interview zu den Unruhen in den USA geäußert. Gleichzeitig kündigte er an, sich in der kommenden Woche selbst impfen zu lassen und als gutes Beispiel voranzugehen.

Papst Franziskus zelebriert die Messe im Petersdom zum Epiphanie-Fest, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, am 6. Januar 2021 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus zelebriert die Messe im Petersdom zum Epiphanie-Fest, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, am 6. Januar 2021 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Franziskus hat in einem TV-Interview des italienischen Senders Canale 5 erneut zu einer Umkehr angesichts globaler Missstände aufgerufen. In dem am Sonntagabend ausgestrahlten Gespräch äußerte er sich unter anderem zur Corona-Pandemie und den jüngsten Unruhen in den USA.

Die Pandemie bezeichnete er als eine beispiellose Krise, aus der die Menschheit entweder besser oder schlechter hervorgehen könne. Die Welt benötige einen "konkreten Wandel", um Kriege, Hunger und andere Ungerechtigkeiten zu beenden.

"Wir statt Wegwerfkultur"

Dies sei nur durch Brüderlichkeit und Solidarität möglich. "Das 'Wir' muss überwiegen, das Gemeinwohl aller", so der Papst. Einem solchen Wandel stehe jedoch die weit verbreitete "Kultur der Gleichgültigkeit" entgegen, die immensen Schaden verursache.

Ebenso kritisierte Franziskus eine "Wegwerfkultur, in der die Achtung vor dem menschlichen Leben abhanden gekommen sei."

Sie zeige sich in der Abtreibungsfrage oder im rücksichtslosen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten. Der oberste Repräsentant der katholischen Kirchen kündigte an, sich "in der nächsten Woche" gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Der Vatikan sei bereit, mit den Immunisierungen in den eigenen Reihen zu beginnen.

"Ich habe mich angemeldet, es muss getan werden", sagte der 84-Jährige. Er glaube, dass aus ethischer Sicht jeder den Impfstoff nehmen sollte. Wer sich weigere, setze nicht nur das eigene, sondern auch das Leben anderer aufs Spiel.

"Kein Verständnis für Verweigerungshaltung"

Der Papst kritisierte in diesem Zusammenhang eine "selbstzerstörerische Verweigerungshaltung", für die er kein Verständnis habe. Er könne sich nicht erklären, wieso manche Skeptiker eine Impfung für gefährlich hielten. Wenn die Ärzte das Präparat für unbedenklich erachteten, spreche seiner Meinung nach nichts dagegen.

Der Argentinier verwies auf seine Kindheitserfahrungen während der Polio-Krise: Nicht nur damals habe sich ein Impfstoff als segensreich erwiesen.

Erstaunt über den Angriff auf das US-Kapitol

Franziskus ging in dem Interview auch auf den Angriff auf das US-Kapitol in Washington ein und verurteilte die Ausschreitungen. Er sei angesichts der Bilder "erstaunt" gewesen. Selbst in reifen Gesellschaften gebe es offensichtlich Menschen, "die einen Weg gegen die Gemeinschaft, gegen die Demokratie, gegen das Gemeinwohl wählen".

Immerhin habe jeder den Gewaltausbruch sehen können - "so kann Abhilfe geschaffen werden". Gewalt gebe es in jeder Gesellschaft, betonte das Kirchenoberhaupt. Umso wichtiger sei es, aus der Geschichte zu lernen, um derlei künftig zu vermeiden.


Quelle:
KNA