Hohe Erwartungen an den G-8-Gipfel

Armut und Klimawandel bekämpfen

Kurz vor Beginn des G-8-Gipfels mehren sich die Forderungen von Institutionen und Hilfsorganisationen. Einig sind sich alle: Die acht größten Industriestaaten müssen ihrem Einsatz gegen Armut und eine mögliche Klimakatastrophe verstärken.

 (DR)

Bei ihrem am Mittwoch beginnenden Treffen im italienischen L´Aquila müssten die acht größten Industriestaaten "Jahre der gebrochenen Versprechen rückgängig machen", fordert der internationale Dachverband katholischer Entwicklungshilfe-Agenturen, CIDSE. Weitere 100 Millionen Menschen würden durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in Armut geraten.

Besonders betroffen seien vor allem Kinder in den Entwicklungsländern, warnte das Kinderhilfswerk Unicef. Die Gefahren durch Mangelernährung, fehlende Mittel für Bildung und medizinische Hilfe sowie Kinderarbeit in verarmten Familien würden durch die Krise verschärft, erklärte die Organisation in Köln. Sie forderte ein Frühwarnsystem zur Überwachung der Gesundheit und sozialen Bedingungen von Kindern auch in entlegenen Weltregionen.

In einem Brief an die G-8-Führer drängte auch Weltbank-Chef Robert Zoellick auf energische Hilfen für die Entwicklungsländer. Strategien der reichen Länder zur Bewältigung Krise dürften nicht auf Kosten schwächerer Volkswirtschaften gehen. Es gelte, die "Kosten einer verlorenen Generation" von Armen zu vermeiden.

"Raub an den Armen zur Fütterung der Reichen"
Der Erzbischof von L´Aquila, Giuseppe Molinari, sprach von der Hoffnung auf einen konstruktiven Gipfel in der Abruzzen-Stadt. Die Bewohner der Anfang April von einem Erdbeben verwüsteten Region wünschten sich, dass von dem Ort ein Symbol zur besseren Zusammenarbeit aller Menschen ausgehe, sagte der Erzbischof im Gespräch mit Radio Vatikan.

Caritas Internationalis kritisierte in Brüssel die internationale Finanzpolitik. Die Bankenrettung bei gleichzeitiger Kürzung der Entwicklungshilfe bezeichnete die Organisation als "Raub an den Armen zur Fütterung der Reichen". Die G-8-Staaten USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Italien, Frankreich, Deutschland und Russland müssten bei dem bis Freitag andauernden Treffen einen klaren Zeitplan zur Erfüllung der gegebenen Hilfsversprechen festlegen.

"Korruptionsfreies gutes Regierungshandeln"
CARE Deutschland-Luxemburg warnte mit Blick auf UN-Zahlen, erstmals gebe es mehr als eine Milliarde Hungernde auf der Welt. Dies müsse den Verantwortlichen für die Finanzkrise "den Schlaf rauben", so die Organisation in Bonn. Sie plädierte für eine größere Einbeziehung der südlichen Länder im Kampf gegen Armut. Dazu brauche es dort aber "korruptionsfreies gutes Regierungshandeln".

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) forderte eine globale Steuer für Finanztransaktionen. Mit dem Geld sollten in den Entwicklungsländern "grüne Konjunkturprogramme" im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise und den Klimawandel umgesetzt werden, sagte EED-Vorstand Wilfried Steen in Bonn. Nach UN-Angaben bräuchten die Entwicklungsländer jährlich rund 35 Milliarden Euro zur Anpassung an den Klimawandel, so Steen. Demgegenüber seien 2007 nach Zahlen des Weltbundes der Börsen Finanzprodukte im Wert von über 82 Billionen Euro gehandelt worden. Ähnlich äußerte sich die Hilfsorganisation Oxfam in Berlin. Die Klimaschutzziele der meisten G-8-Länder seien "völlig unzureichend".