Hochschule für Philosophie in München feiert 100 Jahre

"Unser bayerischer Thinktank"

Die Jesuitenhochschule in München feiert Jubiläum. Vor 100 Jahren Kaderschmiede für den Orden, heute Denkwerkstatt für alle - und morgen? "Schule des Zweifelns", lautet der Vorschlag des bayerischen Wissenschaftsministers.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Eingangsbereich der Hochschule für Philosophie in München / © Dieter Mayr (KNA)
Eingangsbereich der Hochschule für Philosophie in München / © Dieter Mayr ( KNA )

Die Münchner Hochschule für Philosophie (HFPH) hat ihren 100. Geburtstag gefeiert. Zu den Gratulanten am Freitag zählte auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Er bescheinigte der Einrichtung "ungebrochene Vitalität", würdigte sie als "Diamanten" in der Hochschullandschaft, als "unseren bayerischen Thinktank". In einer Zeit, in der sich das Entstehen einer maschinellen Superintelligenz anbahne, müsse sich die HFPH als eine "Schule des Zweifelns und der Urteilskraft" beweisen.

Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat (dpa)
Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx signalisierte Bereitschaft seitens der katholischen Kirche, sich für die Hochschule künftig auch finanziell zu engagieren, zumindest auf Projektebene. Es sei eine Ironie der Geschichte, dass die Kirche, "die so gelitten hat unter der Moderne", heute eine Protagonistin für Aufklärung und freies Denken sei.

Am Universalismus festhalten

In Zeiten zunehmender Partikularismen und Polarisierungen gelte es, an universellen Ideen wie Menschenrechten und einem Weltgemeinwohl festzuhalten. Aufgabe einer Hochschule für Philosophie sei es in diesem Zusammenhang nicht, moralische Appelle abzusondern. Sie müsse vernünftige Gründe dafür liefern, warum es etwas gebe, das alle Menschen miteinander verbinde, so Marx.

Die Einrichtung wurde 1925 im Münchner Vorort Pullach gegründet. Sie diente zunächst allein der ordensinternen philosophischen Ausbildung. Mit dem Umzug nach München-Schwabing zu Beginn der 1970er Jahre öffnete sie sich für alle Interessierten. 2022 beschloss der Bayerische Landtag, die Hochschule in die Regelfinanzierung aufzunehmen. Seither übernimmt der Freistaat die Hälfte der Personal- und Sachkosten.

Die großen Fragen der Menschheit im Blick

Heute versteht sich die einstige katholische Kaderschmiede als "Schule des Denkens" mit Anspruch auf gesellschaftliche Breitenwirkung. Ziel ist der interdisziplinäre Dialog über die großen Fragen der Menschheit, vom Klimawandel über globale Solidarität und Völkerverständigung bis zur Sicherheitspolitik. Die Hochschule verfügt über 10 Professuren für rund 520 Studierende. Zu den Lehrbeauftragten zählt auch der bekannte Astrophysiker und TV-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA