Herbert-Haag-Preis 2022 in Luzern verliehen

"Das Leid kann kein Preis aufwiegen"

Der Herbert-Haag-Preis rückt in diesem Jahr die Auseinandersetzung mit Machtmissbrauch in der katholischen Kirche ins Zentrum. Ausgezeichnet wurden auch deutsche Kritiker des Systems. Die Verleihung fand am Sonntag in Luzern statt.

Holzkreuze / © Konstantin Yolshin (shutterstock)

Die Auszeichnung erhalten Menschen, die Opfer sexuellen und geistlichen Missbrauchs geworden sind, die ihre traumatischen Erfahrungen öffentlich gemacht haben und die sich persönlich für die Aufarbeitung dieser Skandale einsetzen, wie die gleichnamige Stiftung in Luzern mitteilte. 

Matthias Katsch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Matthias Katsch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mit je 10.000 Franken oder Euro ausgezeichnet wurden erstens Matthias Katsch, Begründer der deutschen Initiative "Eckiger Tisch" sowie die Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz Johanna Beck, Kai Christian Moritz und Johannes Norpoth; zweitens Jacques Nuoffer für die Westschweizer Opfervereinigung Sapec und Albin Reichmuth für die Deutschschweizer Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld; drittens die Theologin und Philosophin Doris Reisinger aus Frankfurt sowie viertens der Wiener Theologe Wolfgang Treitler.

Im Anschluss an die Verleihung fand eine Podiumsdiskussion der Preisträger zum Thema statt, moderiert von der Journalistin und Politikwissenschaftlerin Christiane Florin.

Ein "klares Statement"

Die Stiftung betont: "Das Leid, das den Opfern des Missbrauchs durch die Kirche zugefügt wurde, kann kein Preis aufwiegen." Die Preisverleihung formuliere aber "ein klares kirchenpolitisches und theologisches Statement": Im Zentrum stünden "die Opfer und die Überlebenden kirchlichen Missbrauchs, nicht die Interessen der Institution". Zugleich solle der Preis das Engagement der Preisträger würdigen.

Über die Stiftung

Die Stiftung für Freiheit in der Kirche wurde 1985 vom Schweizer Theologen Herbert Haag (1915-2001) gegründet. Sie steht nach eigenen Angaben im Dienste eines aufgeschlossenen und ökumenisch gesinnten katholischen Glaubens. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Jesuit Klaus Mertes (67), die Theologen Eugen Drewermann (81) und Leonardo Boff (83), der französische Bischof Jacques Gaillot (86) sowie der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (61).

Eckiger Tisch

Eckiger Tisch ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der Katholischen Kirche vertritt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten beraten und unterstützen wir Betroffene. Wir stellen Öffentlichkeit her und versuchen auf Politik, Kirche und Gesellschaft einzuwirken, damit alles getan wird zur Überwindung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker.

Leere Stühle in einer Kirche / © MASSIMILIANO PAPADIA (shutterstock)
Leere Stühle in einer Kirche / © MASSIMILIANO PAPADIA ( shutterstock )
Quelle:
KNA