DOMRADIO.DE: Manche nennen die Flussschifferkirche den "Anker Gottes im Hamburger Hafen". Finden Sie, das trifft es?
Mark Möller (Diakon): Es braucht im Hafen ja viele Ankerplätze und vielleicht sind wir für viele eher ein Liegeplatz. Aber ich glaube, Anker können wir auch. Immerhin gibt es die Flussschiff-Seelsorge schon seit 155 Jahren.
DOMRADIO.DE: Die Flussschifferkirche ist eine evangelische Kirche. Wie sieht es bei Ihnen innen aus? Feiern Sie regelmäßig Gottesdienst?
Möller: Wir sind eigentlich keine evangelische Gemeinde mehr im klassischen Sinn. Seit 2007 wird die Flussschifferkirche von einem Verein betrieben. Zweimal im Monat feiern wir Gottesdienst, einmal auf Plattdeutsch, einmal auf Hochdeutsch. Natürlich gibt es auch besondere Feiern zu Feiertagen, zum Beispiel unsere ökumenische Wurzelnacht.
DOMRADIO.DE: Fühlen Sie sich vor allem für Seeleute, Schiffer und Hafenarbeiter zuständig?
Möller: Wir haben im Grunde drei zentrale Arbeitsbereiche. Die Binnenschifferseelsorge, die touristische Arbeit und, als übergreifendes Motto, die Gastfreundschaft unter dem Leitgedanken, dass Gott ein weites Herz hat. Wir haben da unterschiedliche Zielgruppen.
Die Binnenschifferseelsorge richtet sich vor allem an die Besatzungen der Schiffe. Wir besuchen die Besatzungen direkt auf ihren Schiffen im Hamburger Hafen, also dort, wo sie gerade liegen. Seit diesem Jahr arbeiten wir dabei übrigens auch eng mit der katholischen Kirche zusammen.
Ein zweiter Schwerpunkt ist die touristische Arbeit. Wir öffnen die Flussschifferkirche für alle, die diesen besonderen spirituellen Ort erleben möchten. Viele suchen hier Ruhe, einen geistlichen Impuls oder einfach einen besonderen Moment. Dabei erzählen wir auch von unserer diakonischen Arbeit.
Und schließlich feiern wir natürlich Gottesdienste. Da kommen natürlich viele Touristinnen und Touristen genauso wie Hamburgerinnen und Hamburger.
DOMRADIO.DE: In diesem Jahr haben Sie zum ersten Mal ein Sommerprogramm auf die Beine gestellt. Was haben Sie da so im Angebot?
Möller: Ganz verschiedene Sachen. Zum einen bieten wir Führungen zur Kirche, das ist eine Tour vom alten Hafen und der Altstadt über die Speicherstadt bis zu uns. In der Kirche selbst bieten wir Führungen mit einem besonderen Fokus auf die Kunstwerke an. Unsere Kirche stammt aus dem Jahr 1952.
Außerdem erweitern wir unsere Öffnungszeiten und richten einen "Chill-Ort" ein. Ein gemütlicher Platz für alle, die wollen. Dort wird es auch ein kleines Angebot geben, zum Beispiel Waffeln oder Kaffee. Für Familien mit Kindern haben wir im August ein spezielles Programm geplant. Mit Teamgeist und Kreativität gestalten wir ein spannendes, zweistündiges Mitmachangebot. Und zuletzt: wir starten eine Grußkartenaktion für Binnenschiffsbewerber.
Das Interview führte Hilde Regeniter.