Heute endet das Glaubensfestival "kommt & seht": Von Fronleichnam am Donnerstag bis zum Sonntag standen die Themen Eucharistie und Anbetung im Zentrum des katholischen Events in Köln. Die von Kardinal Rainer Maria Woelki ins Leben gerufene eucharistische Konferenz soll laut Angaben des Erzbistums knapp 1.000 angemeldete Gäste in der Domstadt versammelt haben.

Für Köln ist solch ein Festival etwas völlig Neues. Das erklärte Ziel ist es, in Zeiten der Säkularisierung die Kirche wieder zum Wachsen zu bringen – durch die persönliche Begegnung mit Jesus Christus. Das Fest soll nun jedes Jahr stattfinden, mit Blick auf das Großevent des 750. Jubiläums der Fronleichnamsprozession in vier Jahren.
Stimmung war da
Bis dahin ist allerdings noch ein Weg zu gehen. Wer am Freitag und Samstag – den beiden Haupttagen – in die große Halle der Kölner Eventlocation XPOST geschaut hat, hat durchaus einige leere Stuhlreihen gesehen. Am Samstag wurden sogar ein paar davon entfernt, damit die Anwesenden nicht so weit auseinandersitzen.
Doch das tat der guten Stimmung bei dem Glaubensfestival keinen Abbruch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich sichtlich interessiert an den Podien, Glaubenszeugnissen und Workshops. Die Keynote-Vorträge wurden mit großem Applaus aufgenommen, was sicherlich auch an der Auswahl der Speaker lag.
"Bayerisch-rheinische Kooperation"
Auf der stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühne in der Messehalle sprachen mit Kardinal Woelki und dem Kölner Jugendseelsorger Tobias Schwaderlapp zum einen im Erzbistum verortete Geistliche. Zum anderen konnten die Organisatoren von "kommt & seht" den Passauer Bischof Stefan Oster, die Theologin Katharina Hauser – ebenfalls aus Passau – und die geweihte Jungfrau Bernadette Lang aus Salzburg gewinnen.
Zwischen verschiedenen Programmpunkten, zu denen auch Gottesdienste, Zeiten der Anbetung und ein "Abend der Barmherzigkeit" im Kölner Dom gehörten, moderierte unter anderem Tabea Wiemer. Die Fachbereichsleiterin für Evangelisierung im Generalvikariat der Erzdiözese war mit der Planung von "kommt & seht" beauftragt. Die Theologin, die einige Zeit für das Bistum Passau gearbeitet hat, lobte die gute "bayerisch-rheinische Kooperation" bei der Veranstaltung.
Nun jährlich
Eine Prägung des rheinischen Glaubensevents von Menschen aus der Dreiflüssestadt lässt sich leicht erkennen. Zumal es im Bistum Passau mit dem Adoratio-Kongress im Wallfahrtsort Altötting seit 2019 ein ähnliches Treffen gibt, bei dem der Kölner Kardinal erst im vergangenen Jahr zu Gast war.
Im Interview mit DOMRADIO.DE drückte Woelki seinen Wunsch aus, dass es an vielen Orten ein solches Glaubensevent gibt – und auf diesem Wege "ein großes, eucharistisches Netzwerk gespannt wird". Ein Teil davon ist nun "kommt & seht". In seinem Abschlussimpuls am Samstag verkündete der Kölner Erzbischof, dass das katholische Festival nun jährlich stattfinden wird.
Wachsen als Entscheidung
Ein Höhepunkt soll dabei das Event 2029 werden, denn dann feiert die Kölner Fronleichnamsprozession – die erste der Welt – ihr 750. Jubiläum. "Ich träume groß und glaube, auch nach 2029 wird ‚kommt & seht‘ nicht an ein Ende kommen", sagte Woelki unter großem Jubel der Zuhörenden. Damit sich das Kölner Treffen neben ähnlichen Veranstaltungen etablieren kann, forderte er alle Anwesenden dazu auf, im kommenden Jahr mindestens eine weitere Person mitzubringen – besser noch fünf, sagte der Kardinal augenzwinkernd.
Woelki machte zudem klar, wozu das Kölner Glaubensfestival dienen soll: "Wir müssen uns als Kirche dazu entscheiden, wachsen zu wollen." Das nun jährlich stattfindende Eucharistie-Treffen wird im Erzbistum als Mittel der Neuevangelisierung und Glaubensweitergabe in einer weitgehend säkularisierten Umwelt verstanden. Kardinal Woelki berichtete bei seinem Vortrag von zwei Erfahrungen, mit denen er anschaulich schilderte, wie seine Vision einer missionarischen Kirche aussieht.
Auf Jesus einlassen
Zum einen nannte er eine Pfarrei in der spanischen Hauptstadt Madrid, die er besucht hat. Dort hatten sich der Pfarrer und seine Gläubigen mithilfe einer eucharistischen Initiative auf den Weg der Glaubensweitergabe begeben. Woelki zeigte sich von der Frömmigkeit und dem Aufblühen der Madrider Pfarrei beeindruckt: "Das alles ist möglich, wenn man sich auf Jesus einlässt."
Zum anderen berichtete der Kölner Kardinal vom "Church Planting" der anglikanischen Kirche in England. Dort habe er erlebt, dass ein Geistlicher eine sehr aktive Kirchengemeinde verlassen habe, um eine Pfarrei aufzubauen, in der kaum noch Leben stattfand. "Der Priester hat gesagt, dass er 30 Gläubige braucht, die mit ihm an diesen Ort gehen – und sie auch gefunden. Das hat mich sehr beeindruckt." Die Kirche müsse den Mut haben, Neues anzufangen und Bequemlichkeit aufgeben. "Dazu müssen wir wachsen wollen." Dieses Wachstum lasse sich sowohl auf äußere Faktoren beziehen als auch auf die spirituelle Entwicklung jedes Gläubigen.
Beichte gut angenommen
"kommt & seht" hat gezeigt, dass sich anscheinend gerade junge Menschen nach mehr Glauben sehnen – denn die meisten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Jugendliche oder junge Erwachsene. Allerdings waren wohl viele von ihnen bereits mit traditioneller katholischer Frömmigkeit vertraut. Bischof Oster sprach gegenüber DOMRADIO.DE sogar von einer "sakralen Atmosphäre", die bei dem Kölner Glaubensfest spürbar gewesen sei.
Das zeigte sich etwa an den vielen Menschen, die sich für den Primizsegen eines Neupriesters aus der Diözese Trier in eine lange Schlange einreihten, oder an der guten Annahme des Angebots zur Beichte in der Messehalle. Zudem waren unter den Teilnehmenden nicht wenige Priester in Kollar-Hemd oder mit Soutane – ein Bild, das sich etwa bei einem Katholikentag sicherlich nicht in dieser Weise bieten würde.
Kleine, familiäre katholische Szene
Dieses im besten Sinne konservative katholische Flair scheint eine bestimmte Gruppe von Interessierten angezogen zu haben. Im Gespräch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Köln schimmerte immer wieder durch, dass es eine "Szene" gibt, die sich bei ähnlichen Veranstaltungen regelmäßig trifft. "Die katholische Community in Deutschland ist eher klein und sehr familiär, da kennt man sich", sagte etwa der 20-jährige Lukas aus Dortmund. Das mache es jedoch auch sehr schön, solche Treffen zu besuchen.
Doch der Großteil der katholischen Jugendlichen kann mit der Beschäftigung mit den Themen Eucharistie und Anbetung, wie sie beim "kommt & seht" geschieht, anscheinend wenig anfangen – denn sie haben sich schlicht nicht für das Glaubensfestival angemeldet.
"Halt und Orientierung" aus dem christlichen Glauben
Auch waren zum Beispiel weder der Kölner Diözesanverband des BDKJ noch die Pfadfinder der DPSG oder andere kirchliche Jugendverbände bei dem Event dabei. Sie haben keinen Workshop angeboten und auch nicht als Aussteller im Foyer der Messehalle mitgewirkt. Das war vielleicht erwartbar, ist aber dennoch eine vertane Chance, die ganze Breite der katholischen Kirche zu bei "kommt & seht" vor Augen führen.
Kardinal Woelki und das Erzbistum haben bewusst junge Menschen zum Glaubensfestival eingeladen, um ihnen "Halt und Orientierung" zu geben, die aus dem christlichen Glauben heraus erwachsen. Es bleibt zu hoffen, dass in den nächsten zwölf Monaten der positive Geist des eucharistischen Treffens dazu genutzt werden kann, um Vorurteile abzubauen und mehr katholische Jugendliche für den Glauben zu begeistern. Denn vom 4. bis 6. Juni 2026 findet die nächste Ausgabe von "kommt & seht" statt.