DOMRADIO.DE: Warum spricht Anbetung anscheinend gerade junge Leute an?

Bernadette Lang (Theologin, Religionspädagogin und Leiterin der HOME Akademie in Salzburg, spricht beim Glaubensfestival "kommt und seht" über "Dramatik im Abendmahlsaal"): Ich glaube, es ist ein bisschen ein Bruch zu unserer Gesellschaft. Das ist eine Gesellschaft, die eigentlich viele Werte über Bord geworfen hat und sagt, alles, was du fühlst, ist erlaubt und okay.
Da kommt es mir so vor, dass junge Leute wieder das suchen, was irgendwie althergebracht ist. Sie fragen sich, wo eigentlich unsere Wurzeln sind und wo es einen Bezug zu etwas Höherem gibt.
In der Anbetung kulminiert das Ganze. Dort wird es wirklich auf den Punkt gebracht: Wen bete ich eigentlich an? Wer steht im Zentrum meines eigenen Universums, ist es Gott oder bin ich es selber? Das wird hier sehr relevant und es wird natürlich gut gefeiert, dass Gott im Zentrum ist und der ist, den wir anbeten.
DOMRADIO.DE: Dabei ist Anbetung eher auch etwas für Leute, die im Gebet erfahren sind oder auch etwas vom katholischen Glauben verstehen. Es ist nicht wie ein einfaches Gebet, sondern man betet den Herrn an, der im Brot gegenwärtig ist. Und das weiß man eventuell gar nicht, wenn man das gar nicht glaubt oder wie sehen Sie das?
Lang: Das ist auch sehr spannend. Ich muss ehrlich sagen, ich war erstaunt, dass wir gleich mit dem "Deep Dive" gestartet haben, also gleich mal mit der Heiligen Messe und dann auch Anbetung. Ich habe mir auch gedacht, für jemanden, der nicht so viel Erfahrung hat, ist es vielleicht schon ein steiler Einstieg.
Gleichzeitig merke ich, dass gerade in der jungen Generation Z ein sehr starker Hunger nach Mystik entsteht. Junge Leute spüren etwas und merken, da ist etwas anderes, da ist die Gegenwart Gottes präsent. Ich denke, wir dürfen junge Leute und auch Leute, die vielleicht noch nicht so viele Erfahrungen haben, der Präsenz Gottes einfach aussetzen und schauen, was passiert.
DOMRADIO.DE: Das Glaubensfest hier in Köln ist nun das erste Mal am Start. Etwas Ähnliches gibt es in Passau mit dem Adoratio-Kongress. Wie wirkt das hier auf Sie? Braucht es dieses Glaubensfest überhaupt oder hat man in Passau genau das Gleiche?
Lang: Ich feiere es total, dass es jetzt auch in Köln dieses Glaubensfest gibt und dass die Eucharistie ins Zentrum rückt. Eigentlich bräuchte jede Diözese so ein Glaubensfest, wir werden das auch in Salzburg feiern, dann in Altötting und dann hier in Köln.
Ich glaube, dass das überall ein bisschen anders konnotiert sein wird. Hier ist die Fronleichnamsprozession sehr prominent und hat eine sehr lange, alte Tradition.
So bringt jeder Ort auch sein Erbe mit ein und erreicht dann noch mal andere Menschen. Ich finde, es ist absolut notwendig, dass wir die Eucharistie wieder ins Zentrum unseres Glaubens rücken.
DOMRADIO.DE: Gleichzeitig ist es aber doch auch so, dass man hier die gleichen Leute trifft, wie in Passau oder wie bei Ihnen bei der Loretto-Gemeinschaft.
Lang: Das denke ich nicht. Ich kenne zwar schon einzelne Leute, aber ich habe auch viele getroffen, die aus der Region kommen. Das ist das Tolle, dass sich die Gläubigen hier vor Ort zu diesem großen Fest sammeln.
DOMRADIO.DE: Gerade unter jungen Katholiken, die sich zum Beispiel für Anbetung oder für traditionelle Werte interessieren, sind Sie auch dadurch recht bekannt, dass Sie geweihte Jungfrau sind. Werden Sie hier auch auf Ihren Lebensstand angesprochen?
Lang: Ja, absolut. Das war sehr nett, es ist gleich ein Mädchen gekommen und hat und gesagt: "Ich habe dein Buch gekauft, könntest du das bitte signieren?". Sie überlege auch ein bisschen in diese Richtung. Es hat mich berührt, so eine junge Frau zu treffen, die sagt, es sei für sie auch eine Frage, ob sie gottgeweiht leben möchte.
DOMRADIO.DE: Das ist hier aber keine Veranstaltung, bei der Sie Werbung für dieses Lebensmodell machen?
Lang: Nein, das nicht. Ich denke, jeden trifft da persönlich der Ruf Gottes. Wir werden allerdings, wenn wir uns der Anbetung Gottes aussetzen, auch in dem geschärft, was unsere tiefere Sehnsucht und was unsere Berufung ist.
Es geht nicht darum, dass wir Werbung machen, sondern dass jeder seinen Weg findet. Und wenn wir Zeit mit Gott verbringen, dann wird es passieren, dass Leute ihre Berufung finden.
DOMRADIO.DE: Was werden Sie den Leuten, die Ihnen zuhören, in Ihrer Keynote mitgeben?
Lang: Wir werden einen "Deep Dive" machen. Es geht um "Dramatik im Abendmahlsaal", und wir werden auf die jüdischen Wurzeln der Eucharistie schauen.
Wir werden uns sehr tief hineingraben, was es bedeutet, dass Jesus der wahre Spender des Weins ist, der Bräutigam, der aber schlussendlich den Brautpreis für seine Kirche mit dem Leben platziert.
Das Interview führte Roland Müller.