Papst fordert mehr Solidarität mit Großeltern und Senioren

"Gemeinsam träumen"

Papst Franziskus hat zum ersten katholischen Welttag der Senioren mehr Solidarität mit alten Menschen gefordert. Heutzutage gerieten sie mehr und mehr ins Abseits. Oft reiche es nicht mal für einen Anruf als Zeichen der Verbundenheit.

Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

"Wir haben alle auf den Knien unserer Großeltern gesessen, die uns in ihren Armen hielten", hieß es in einer am Sonntag im Petersdom verlesenen Predigt des Papstes.

Vorschlag zu neuer Allianz zwischen jung und alt

"Ich leide, wenn ich eine Gesellschaft sehe, die umherhetzt, die sehr beschäftigt und gleichgültig ist, von zu vielen Dingen in Beschlag genommen und unfähig, für einen Blick, einen Gruß, eine Liebkosung innezuhalten", so der Papst.

Er habe Angst vor einer Gesellschaft, "in der wir alle eine anonyme Masse bilden und nicht mehr fähig sind, aufzublicken und uns gegenseitig zu erkennen". Die Großeltern, "die unser Leben genährt haben", seien hungrig nach Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit. "Richten wir unseren Blick auf sie, so wie es Jesus mit uns tut", mahnte Franziskus.

"Neue Allianz zwischen Jungen und Alten"

Weil sich der 84-Jährige noch von einer Darm-OP erholt, leitete er die Sonntagsmesse nicht selbst. Kurienerzbischof Rino Fisichella vertrat ihn und trug die Predigt vor.

Der Papst schlug darin eine "neue Allianz zwischen Jungen und Alten" vor, "um den gemeinsamen Schatz des Lebens zu teilen, gemeinsam zu träumen, die Konflikte zwischen den Generationen zu überwinden und die Zukunft für alle vorzubereiten".

Ohne eine solche Allianz laufe die Menschheit Gefahr zu verhungern, "weil abgebrochene Beziehungen, Einsamkeit, Egoismus und Auflösungskräfte zunehmen".

Katholischer Welttag der Großeltern und Senioren

Entschieden wandte sich das Kirchenoberhaupt gegen die Haltung "Jeder denkt an sich selbst". Eine solche Einstellung sei "tödlich". Großeltern und Senioren dürften nicht wie "wegzuwerfende Reste des Lebens" behandelt werden. "Verlieren wir nicht die Erinnerung, deren Träger die Älteren sind", so der Appell des Papstes.

Franziskus hatte den neuen "Welttag der Großeltern und Senioren" Ende Januar ausgerufen. Er soll jährlich am vierten Sonntag im Juli begangen werden. Das aktuelle Motto lautet "Ich bin mit euch alle Tage" (Matthäus 28,20).

Ziel ist, die Nähe der katholischen Kirche zu Senioren zum Ausdruck bringen, aber auch an deren Aufgabe für die Glaubenserziehung der jungen Generation zu erinnern. Seit 1991 findet bereits auf Initiative der Vereinten Nationen alljährlich am 1. Oktober ein "Tag der älteren Generation" statt.

Gedenktag für Großeltern und Senioren

Am 25. Juli 2021 fand der erste Welttag der Großeltern und alten Menschen statt. An dem neuen Gedenktag, den Papst Franziskus ausgerufen hat, könne man mit älteren Menschen zusammenkommen und Geschichten und Erlebnisse austauschen, sagte der katholische Familienbischof Heiner Koch im Vorfeld.

"Alte Menschen, ob sie nun selbst Großeltern sind oder nicht, tragen einen Schatz an Lebens- und Glaubenserfahrung mit sich, den es unbedingt lohnt, mit den nachfolgenden Generationen, ihren Enkelinnen und Enkeln, zu teilen und lebendig zu halten."

Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock (shutterstock)
Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock ( shutterstock )
Quelle:
KNA