Referentin für Altenpastoral befürwortet neuen Welttag

"Ausprobieren der Generationen"

Mit einem neuem Welttag für Großeltern und Senioren lenkt Papst Franziskus den Blick auf ältere Menschen. Ute Aldenhoff begrüßt den Gedenktag. Alte und junge Menschen haben einander viel zu geben, so die Referentin für Altenpastoral.

Großeltern mit Enkel / © hedgehog94 (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Brauchen wir so einen Gedenktag für die Großeltern und Senioren, um die älteren Menschen zu stärken?

Ute Aldenhoff (Referentin für Altenpastoral im Erzbistum Köln): In Anbetracht der mittlerweile unzähligen Welttage, die es so gibt, kann man die Frage durchaus auch kritisch sehen. Betrachtet man nun die demografische Entwicklung weltweit, dann würde ich behaupten: Ja, wir brauchen so einen Tag.

Mit dem von Papst Franziskus initiierten Welttag gibt es nun einen weiteren internationalen Tag der älteren Generationen. Das ist sehr begrüßenswert, weil wir nun beide Perspektiven, einmal eine gesellschaftspolitische Perspektive zum Weltseniorentag am 1.10. haben – und nun einen christlich motivierten Tag, der künftig immer am vierten Sonntag im Juli gefeiert wird.

DOMRADIO.DE: Was sind denn die speziellen Stärken, die die Älteren haben und die wir stärker in den Blick nehmen sollten?

Ute Aldenhoff, Referentin für Seniorenpastoral

"Stereotype Bilder der Großeltern oder auch der Jugend gibt es in den Industrienationen kaum mehr."

Aldenhoff: Zunächst einmal möchte ich behaupten, dass es stereotype Bilder der alten Generation, "der Großeltern" oder auch "der Jugend" ja heutzutage in den Industrienationen kaum mehr gibt. Aber es gibt schon auch Kriterien, die alte Menschen ganz besonders auch gut in den Dialog mit jungen Menschen bringen können.

Ältere Menschen sind etabliert in ihrem Leben. Sie müssen sich beruflich weniger profilieren als vielleicht die Eltern dieser Enkelkinder und Kinder. Sie können mit mehr Ruhe Gespräche mit den Enkeln führen und auch eventuell ganz andere und neue Rituale, um über den Glauben zu sprechen, mit den Kindern gemeinsam entwickeln.

DOMRADIO.DE: Ältere Menschen können jüngere Generationen natürlich besonders gut unterstützen, wenn sie sich mit um die Enkel kümmern. Wie kann das konkret gelingen? Wie kann das gut werden?

Ute Aldenhoff

"Es braucht weniger großartige Konzepte, sondern eher das experimentelle Ausprobieren der beiden Generationen."

Aldenhoff: Es braucht, glaube ich, weniger großartige Konzepte, sondern eher das experimentelle Ausprobieren der beiden Generationen. Also individuell die Sicht darauf: Mit welchem Enkel bin ich unterwegs? Und aus der Sicht des Enkels: Mit welchem Großelternteil bin ich unterwegs? So können sich vielleicht kleine Rituale oder ein kleiner Raum für Rituale entwickeln. Die kleinen Schritte zählen da.

Zum Beispiel kann das ein gemeinsames Gebet vor dem Zubettgehen sein oder der gespendete Reisesegen zu Beginn einer Urlaubsreise oder Klassenfahrt. Oder aber, wenn man jetzt an ältere Enkelkinder denkt, vielleicht auch der Austausch über Soziale Medien und Netzwerke.

DOMRADIO.DE: Vielleicht sind ältere Menschen selbst auch immer wieder unsicher, wie sie sich genau einbringen können. Vielleicht haben sie Angst, da übergriffig zu werden. Was raten sie denen?

Aldenhoff: Da würde ich zu einem Stück Gelassenheit raten und auch, die Perspektive weniger vom Kopf her und mehr in die Intuition, in die Sinne hinein zu lenken. Also zu schauen: Für was interessiert sich mein Enkelkind? Was ergibt sich an Gesprächen im ausgelassenen Miteinander?

Und wo können vielleicht auch Enkelkinder genau von meiner Glaubenserfahrung oder speziellen Glaubensbiografie profitieren, beispielsweise um später einmal selbst Krisen besser bewältigen zu können?

DOMRADIO.DE: Noch mal auf den Punkt: Was können Oma und Opa vielleicht sogar besser als Mama und Papa?

Ute Aldenhoff

"Oma und Opa haben eventuell mehr Zeit, mehr Ruhe, mehr Muße."

Aldenhoff: Sie haben eventuell mehr Zeit, mehr Ruhe, mehr Muße. Sie haben natürlich auch die Erfahrung einer längeren Lebensspanne, die sie mit einbringen in die Gespräche. Und sie sind freier, flexibler, stehen nicht mehr so im Lebensalltag beruflich unter Druck.

DOMRADIO.DE: Und zum Schluss noch die Frage an Sie, die sehr aktiv sind in der Seniorenpastoral, der Altenseelsorge: Was wünschen Sie sich? Was kann dieser neue Welttag bewirken?

Aldenhoff: Ich wünsche mir, dass gerade mit Blick auf Seelsorge und Pastoral sich die Altersbilder noch einmal etwas aufweichen und spezifizieren. Wenn wir nämlich in der Pastoral oder in der Seelsorge an die Generation der Großeltern denken, haben wir meist die Urgroßeltern im Blick. Also alte und hochalte Menschen.

Aber gesellschaftlich realistisch ist das Bild ein anderes: Das sind nämlich Menschen Mitte 50 bis Mitte 60. Da wäre es wünschenswert, über einen solchen Welttag Pastoral und Seelsorge nochmal zu motivieren, die vielfältigen Alltagsbilder in den Blick zu nehmen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Gedenktag für Großeltern und Senioren

Am 25. Juli 2021 fand der erste Welttag der Großeltern und alten Menschen statt. An dem neuen Gedenktag, den Papst Franziskus ausgerufen hat, könne man mit älteren Menschen zusammenkommen und Geschichten und Erlebnisse austauschen, sagte der katholische Familienbischof Heiner Koch im Vorfeld.

"Alte Menschen, ob sie nun selbst Großeltern sind oder nicht, tragen einen Schatz an Lebens- und Glaubenserfahrung mit sich, den es unbedingt lohnt, mit den nachfolgenden Generationen, ihren Enkelinnen und Enkeln, zu teilen und lebendig zu halten."

Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock (shutterstock)
Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock ( shutterstock )
Quelle:
DR
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