Wohlfahrtsverbände sehen Kitas und Pflegeheime in Gefahr

Gemeinnützige Einrichtungen vor der Insolvenz?

Wenn gemeinnützige Einrichtungen schließen müssen und die öffentliche Finanzierung wegfalle, dann könnte es für Kitas und Behindertenwerkstätten finanziell knapp werden, sagt der Paritätischen Gesamtverband – und fordert Sicherheit.

Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz (KNA)
Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz ( KNA )

Wohlfahrtsverbände in Deutschland sehen durch die Corona-Pandemie Kitas und Pflegeheime in Gefahr. Die Bundesregierung müsse "klar, konsequent und flexibel handeln, um die Existenz sozialer Einrichtungen und Dienste auch über die Krisenzeit hinaus zu sichern", sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege hätten einen entsprechenden Brandbrief an die Bundesregierung geschickt, hieß es.

Schneider forderte, die öffentliche Finanzierung müsse grundsätzlich weiterlaufen, "unabhängig von Ausfällen oder temporären Schließungen". Gemeinnützige Träger der Freie Wohlfahrtspflege bräuchten entsprechende staatliche Zusagen. Zudem müssten der Ausfall von Leistungsentgelten sowie erhöhte Ausgaben kompensiert werden. "Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann könnte in einiger Zeit vielleicht die Corona-Gefahr weg sein, aber mit ihr gleich auch der Kindergarten oder die Behinderteneinrichtung."

Kaum Rücklagenbildung möglich

Schneider erläuterte, gemeinnützige Träger dürften anders als kommerzielle Anbieter kaum Risikorücklagen bilden. Alles, was hereinkomme, müsse auch wieder für den guten Zweck ausgegeben werden. "Deshalb besteht bei vorübergehenden Schließungen von Kitas oder
anderen Einrichtungen eine erhöhte Insolvenzgefahr." Kredite seien meist keine geeignete Hilfe, da sie letztlich zu einer Überschuldung und damit ebenfalls zum Konkurs beziehungsweise zur Auflösung der Einrichtungen führen könnten.

Nach Angaben Schneiders gibt es in den gemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden allein 26.000 Kitas. Hinzu kämen rund 1.000 Tageseinrichtungen wie Mehrgenerationenhäuser oder Familienzentren, mehr als 5.000 Tageseinrichtungen für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung, etwa 1.500 Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie 2.000 Tageseinrichtungen für Menschen in besonderen Problemlagen. Weiter gehe es unter anderem um rund 1.700 Aus-, Fort- und Weiterbildungsstätten für soziale Berufe sowie um 160
Jugendbildungsstätten und mehr als 200 Erholungseinrichtungen.

Lösungen für Obdachlosenunterkünfte

Schneider beklagte, Kommunen hätten bereits Unterkünfte für Obdachlose geschlossen, um die meist älteren Mitarbeiter vor Ansteckungen zu schützen. Dafür brauche es dringend Lösungen. Man wollen versuchen, möglichst viele junge Menschen als Helfer zu gewinnen; ebenso für die Arbeit bei den Tafeln, die ebenfalls Probleme hätten, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Auch für diese jungen Leute bräuchte es aber Schutzkleidung.


Quelle:
KNA