Die Verbindung des Menschen zur Schöpfung im Geist des Franz von Assisi steht in diesem Monat im Zentrum des Gebetsanliegen des Papstes.
Kommunikation mit der Tierwelt
Nun ist der faszinierende Heilige aus Umbrien nicht der einzige, dem eine besondere Kommunikation mit der Tierwelt zugeschrieben wird.
Predigte Franziskus den Vögeln, so bemühte sich Antonius von Padua um die Fische; sorgte Franziskus für Frieden zwischen den Einwohnern von Gubbio und einem Wolf, so ermahnte der Freisinger Bischof Korbinian einen Bären, der ihm daraufhin sein Gepäck über die Alpen trug.
Stets erkennen die Geschöpfe Gottes dessen unsichtbare Gegenwart und Größe, was dem Menschen als Vorbild dienen soll.
Für den armen Bruder aus Assisi hat die Schöpfung aber eine besondere Qualität. Sie ist nicht nur Zeichen der Größe Gottes, sondern ganz in die Gegenwart des Schöpfers eingebunden. In der Liebe zu seinen Mitgeschöpfen kommt der Mensch auch der Liebe zu Gott näher.
In einfachen, poetischen Worten und im Dialekt seiner umbrischen Heimat brachte Franziskus dies mit dem Sonnengesang zum Ausdruck. Gott gebührt das Lob, die Herrlichkeit und Ehre, und mit ihm wird seine Schöpfung gelobt: Sonne und Mond, Wind und Wasser, Feuer und Erde, Blumen und Kräuter, die als Werke Gottes unsere Brüder und Schwestern sind.
"Ökologische Erziehung und Spiritualität"
Dieses enge Verhältnis zu allem, was ist und den Menschen umgibt, nahm Papst Franziskus zum Anlass, in seiner zweiten Enzyklika "das Evangelium von der Schöpfung" zu verkünden und zur Bewahrung der Umwelt aufzurufen.
Ähnlich wie der Heilige aus Assisi bemühte sich der Papst auch um konkrete Vorschläge, etwa eine "ökologische Erziehung und Spiritualität", einen "Dialog für die volle menschliche Entfaltung" zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und eine "Ökologie des Alltagslebens", zu der für ihn auch Achtsamkeit im Umgang mit menschlicher Arbeit und menschlichen Bedürfnissen gehört.
Im Sonnengesang nimmt die vorletzte Strophe den verletzlichen Menschen in den Blick: "Gelobt seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen um deiner Liebe willen und Krankheit ertragen und Not / Selig, die ausharren in Frieden, denn du, Höchster, wirst sie einst krönen."
Keine Naturidylle zu Franziskus' Lebzeiten
Es geht also weder dem verstorbenen Papst Franziskus noch seinem Namensvorbild um eine seichte Verklärung der Natur, sondern um einen wachen Blick für die Möglichkeiten und Grenzen des Menschen.
Eingebunden in die Schöpfung Gottes kann er Hoffnung und Liebe schenken, Verzeihung und Trost geben und die Welt zum Frieden in einem ganzheitlichen Sinn führen.
Natürlich gibt es auch beträchtliche Unterschiede: Franz von Assisi wusste nichts von den technischen Möglichkeiten der heutigen Tage, vom Klimawandel, den Schattenseiten industrieller Produktion und weltweiten Verkehrs.
Die Welt um 1200 war aber auch keine Naturidylle, sondern durchaus geprägt von starkem Bevölkerungsdruck - und damit verbunden mit der Abholzung vieler Wälder sowie der Verschmutzung von Gewässern.
"Unsere gegenseitige Abhängigkeit von allen Geschöpfen, die von Gott geliebt sind und Liebe und Respekt verdienen" - sie mag sich also je nach historischen Umständen in anderer Weise ausdrücken. Sie bleibt aber letztlich bestehen, solange wir auf dieser Erde leben.
Dasselbe gilt für die bleibende Herausforderung, die Grenzen der Schöpfung und die (häufig sehr verständlichen) Bedürfnisse und Wünsche der Menschen miteinander ins Gleichgewicht zu setzen. Auch um diese Weisheit, diese Gabe der Unterscheidung dürfen wir in diesem Monat besonders beten.
Allen Geschöpfen gleich
Die letzte Strophe des Sonnengangs greift ein anderes Thema auf: "Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester, den leiblichen Tod; kein lebender Mensch kann ihm entrinnen." Darin ist der Mensch allen anderen Geschöpfen gleich.
Der Tod und vor allem die Hoffnung, dass er nicht das endgültige Erlöschen der Kinder des himmlischen Schöpfers bedeutet, kann zu einer gewissen Gelassenheit im Umgang mit der uns geschenkten Welt beitragen.
Wir müssen nicht alle denkbaren Wünsche erfüllen, sondern dürfen der Schöpfung auch Raum geben, da wir doch mit ihr in einen neuen Himmel und eine neue Erde gerufen sind. In dieser Hoffnung dürfen wir im September für unsere Beziehung zur ganzen Schöpfung beten.