Das Gebetsanliegen des Papstes für den Juli

Ein Weg zu und mit Gott

Im Juli betet der Papst "für die Bildung in Unterscheidung" und "dass wir lernen, immer mehr zu unterscheiden, die Lebenswege zu wählen wissen und all das abzulehnen, was uns von Christus und dem Evangelium wegführt".

Autor/in:
Patrick Stauß
Symbolbild Menschen im Gebet / © Nicolas Ottersbach  (DR)
Symbolbild Menschen im Gebet / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Im Juli lädt der Papst alle Gläubigen ein, "für die Bildung in Unterscheidung" zu beten - eine zunächst seltsam anmutende Formulierung. Dabei ist sie grundlegend. Schon bei Paulus spielt die "Unterscheidung der Geister" eine wichtige Rolle, etwa im Ersten Korintherbrief, in dem er diese Fähigkeit als eine der geistlichen Gaben in einer Gemeinde nennt.

Der verstorbene Papst und Jesuit Franziskus - er hat alle Gebetsanliegen für 2025 ausgewählt - lernte dieses Charisma sicherlich in seinem Orden selbst gut kennen. Denn die ignatianische Spiritualität räumt dieser Gabe eine bedeutende Rolle für die geistliche Entwicklung eines Menschen ein.

Franziskus nennt in seiner Gebetseinladung - gut ignatianisch - nicht allein junge Menschen; vielmehr dürfen wir alle den Lebensweg immer wieder neu begehen und danach suchen, was zu Christus und seiner Frohen Botschaft hinführt - oder auch von ihnen weg.

Gefährliche Regungen

In den ignatianischen Exerzitien wird der Mensch dazu ermutigt, zuerst wahrzunehmen, was im Herzen da ist, ohne es zu beurteilen. Erst danach steht die Unterscheidung der "Geister" - das Erspüren dessen, wovon wir frei werden können und wofür wir frei werden dürfen. 

Der verstorbene Papst hat immer wieder Hinweise darauf gegeben, welche Regungen des Geistes er für besonders gefährlich hielt, weil sie weit von Christus wegführen können: etwa das rücksichtslose Streben nach Macht, Ansehen oder Besitz, aber auch die Versuchung, kirchliche Ämter als Selbstzweck zu verstehen.

Jeder Mensch ist dazu eingeladen, die Regungen des eigenen Herzens wahrzunehmen, um für sich persönlich einen Weg zu entdecken, der ihn in eine größere Freiheit hineinführen kann. Damit gelangt niemand je an ein Ende. Jeder Tag lässt sich so als Gelegenheit begreifen, einen Schritt auf Gott zuzugehen oder einen Weg zu verlassen, der Schaden bringt.

Die Hoffnung weitertragen

Hier trifft sich die ignatianische Spiritualität des verstorbenen Papstes mit der augustinischen Theologie, die seinen Nachfolger Leo XIV. geprägt hat. Für Augustinus erblickt die Seele des Menschen schon von Ferne das Land der Freiheit und der Hoffnung, ohne aber den Weg dorthin bereits zu kennen. Im achtsamen Umgang mit uns selbst und den Nächsten dürfen wir versuchen, diesen Weg besser und klarer zu erkennen. Augustinus legt Wert darauf, dass niemand allein gehen muss oder soll. Wie er selbst Menschen erleben durfte, die ihn Christus näherbrachten - nicht zuletzt seine Mutter Monika -, so war es ihm auch wichtig, die Hoffnung weiterzutragen, die ihn erfüllte.

Wenn wir also im Juli besonders um die Gabe der Unterscheidung beten, dann geht es nicht um persönliche Vervollkommnung. Es geht um einen Weg zu Gott und mit Gott, den Christinnen und Christen aller Konfessionen gemeinsam gehen können. Es geht um Hoffnung, die wir in diese Welt hineintragen dürfen - nicht, weil wir wüssten, was die Zukunft bereithält und auf welche Weise wir ihr am besten gerecht werden, sondern weil wir den Geist Gottes geschenkt bekommen, der uns in die Freiheit hineinführen möchte.

Weite des Herzens

Dazu gehört eine Weite des Herzens, die Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Ausdruck der persönlichen Gottesbeziehung unverwechselbarer Persönlichkeiten, unverwechselbarer Geschöpfe Gottes wahrnehmen kann. Das ist eine große und bleibende Herausforderung. Selbst Augustinus und Ignatius, ja sogar Paulus, waren nicht davor gefeit, sich dem Geist Gottes zu verschließen oder andere misszuverstehen. Zur Freiheit eines Christenmenschen gehört indes auch die Freiheit, den Anregungen des Geistes nicht zu folgen.

Zugleich steht immer der Rückweg offen, egal wie weit man sich von dem, was in die Freiheit führt, entfernt haben mag. Petrus drückt es bei einer Begegnung mit Menschen, die ihm zunächst nicht als Schwestern und Brüder in Frage zu kommen schienen, so aus: "Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf." (Apg 10, 28)

Lassen wir uns also dazu ermutigen, nach Wegen der Freiheit im eigenen Leben und in der Welt zu suchen. Und beten wir füreinander, dass wir mit der Hilfe des Geistes Zeuginnen und Zeugen der Hoffnung sein können.

Die Gebetsanliegen des Papstes für das Jahr 2025

Januar: Für das Recht auf Bildung

Beten wir für Migranten, Flüchtlinge und von Kriegen betroffene Personen, dass ihr Recht auf Bildung, das für den Aufbau einer besseren Welt notwendig ist, immer respektiert wird.

Februar: Für Berufungen zum Priestertum und Ordensleben

Beten wir, dass die kirchliche Gemeinschaft das Verlangen und die Zweifel junger Menschen aufnimmt, die den Ruf zum Dienst in der Sendung Christi im Priestertum und Ordensleben spüren.

Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )
Quelle:
KNA