Einen Tag vor seinem Tod sprach Papst Franziskus im Petersdom seinen letzten Segen "Urbi et Orbi" und bat eindringlich um Hilfe für die Menschen in Gaza. Ein letztes Wort für eine Region, die ihm bis zum Ende am Herzen lag. In seinen letzten Lebensmonaten telefonierte Franziskus jeden Abend mit dem Pfarrer der einzigen katholischen Pfarrei in Gaza. Genau dorthin - so einer der letzten Akte des Pontifex - solle ein altes Papamobil hinkommen, und ein neues Leben als Krankenstation beginnen.
Das Papamobil, in dem er 2014 durch Jerusalem fuhr, wurde die vergangenen Monate zur mobilen Kinderklinik umgebaut. Auf dem Sitz des Papstes sollen Kinder behandelt werden, die verletzt und traumatisiert sind. Die Kinder sollen ganz bewusst den Platz des Kirchenoberhaupts einnehmen, sagt Peter Brune, Geschäftsführer der Caritas Schweden: "Sie haben das Recht mit vollster Aufmerksamkeit und Würde betrachtet zu werden. Mit genau der Liebe und Aufmerksamkeit, die jedem Kind zusteht".
Eine Vision aus Schweden
Die Idee des Umbaus sei in Schweden geboren. "Wir haben mit dem Kardinal von Stockholm diskutiert, wie wir unsere Kollegen in Jerusalem und in Gaza weiter unterstützen können", so Brune. Der Kardinal von Stockholm¸ Anders Arborelius, brachte die Idee zum Papst. Nicht nur der Papst, sondern auch die Caritas in Jerusalem hielten das für eine gute Idee. So wurde aus dem Projekt eine Zusammenarbeit zwischen der Caritas Jerusalem und der Caritas Schweden. Das "Vehicle of Hope" solle eine doppelte Rolle haben, erzählt Brune: "Symbolisch, als Fahrzeug der Hoffnung, aber auch eine praktische Dimension, dass man konkret medizinische Hilfen damit leisten kann".
So wurde der Mitsubishi mehrere Monate renoviert. "Es waren etliche Reparaturarbeit notwendig", erzählt Brune. So wurde auch eine Klimaanlage installiert, um auch die medizinische Ausrüstung bei der richtigen Temperatur halten zu können. "Auch optisch haben wir so wenig wie möglich verändert." Nun stehe es einsatzbereit in Bethlehem, aber es dürfe nicht weiter nach Gaza.
Das Warten auf die Genehmigung
Für die Einreise in den Gazastreifen fehle seit Wochen die Erlaubnis des israelischen "Coordinator of Government Activities in the Territories" (COGAT). "Caritas Jerusalem arbeitet täglich und stündlich daran, diese Erlaubnis zu bekommen", beklagt Peter Brune. Caritas Jerusalem wolle das Mobil dorthin bringen, wo der Bedarf enorm hoch ist, wo Kinder verhungern. "Wir sehen jeden Tag diese schrecklichen Bilder von der leidenden Zivilbevölkerung, von wirklich hungernden und sterbenden Kindern in unseren Zeitungen", beklagt Brune.
Die Caritas hatte zehn stationäre, medizinische Kliniken für die Menschen in Gaza. Eine davon musste laut Israel evakuiert werden. Das hat man in der vergangenen Woche gemacht. Aber neun würden weiter arbeiten. Die mobile Klinik sei daher sehr notwendig. Caritas Jerusalem habe mehr als 120 Mitarbeiter in Gaza. Sie seien aus Gaza rekrutiert, weil die Bedürfnisse so groß seien. Caritas Jerusalem habe leider auch mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in israelischen Angriffen verloren. Trotzdem setzen die Mitarbeitenden ihre Arbeiten unermüdlich fort. Brune schätze seine Kolleginnen und Kollegen aus Jerusalem dafür sehr: "Caritas Jerusalem macht eine fantastische Arbeit".
Humanitäre Hilfe unter Druck
Derzeit fehlen für die mobile Kinderklinik und viele Lebensmitteltransporte die notwendigen Genehmigungen. Das sei Teil eines größeren Problems: Humanitäre Hilfe werde zunehmend eingeschränkt. Gleichzeitig gewinnen mobile Hilfseinheiten an Bedeutung, da viele stationäre Kliniken beschädigt oder überlastet sind. "Humanitäre Hilfe muss immer genehmigt werden und sollte von Organisationen wie der katholischen Kirche, der Caritas, dem Roten Kreuz oder dem Roten Halbmond geleistet werden", betont Peter Brune, Geschäftsführer der Caritas Schweden. Vor allem dürfe sie nicht vom Militär kontrolliert werden. In den vergangenen Wochen sei die Anzahl der Ausgabestellen von 400 auf nur vier reduziert und vom Militär überwacht worden. Das habe dazu geführt, dass hungernde Menschen erschossen wurden, während sie Hilfe suchten.
"Das ist die Konsequenz, wenn man humanitäre Hilfe militarisiert", so Brune. Humanitäre Hilfe solle von humanitären Organisationen betrieben werden und habe ganz besondere Regeln, die man auch befolgen müsse. In Gaza würden diese Regeln jedoch oft missachtet werden. Er hoffe, dass das "Vehicle of Hope" bald die Einreisegenehmigung für den Gazastreifen erhalte.