Kirche rückt israelische Militär-Erklärung zu Hunger in Gaza zurecht

Hilfe steht weiterhin aus

Hinsichtlich der humanitären Lage in Gaza erweckt Israel den Eindruck, es gebe kein Hindernis für Hilfe. Dem widerspricht die katholische Kirchenleitung in Jerusalem. Es ist ein Kampf mit Begriffs-Nuancen.

Israelische Artillerie geht am zweiten Tag des Konflikts zwischen Israel und der militanten Palästinensergruppe Hamas an der Grenze zum Gazastreifen in Stellung / © Ilia Yefimovich (dpa)
Israelische Artillerie geht am zweiten Tag des Konflikts zwischen Israel und der militanten Palästinensergruppe Hamas an der Grenze zum Gazastreifen in Stellung / © Ilia Yefimovich ( dpa )

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hat Darstellungen Israels zur humanitären Lage in Gaza zurechtgerückt. 

In einer Mitteilung des israelischen Militärs hieß es am Mittwoch, man habe die Einfuhr von Hilfsgütern für die katholische Pfarrei "ermöglicht". Dazu stellte die Kirchenleitung klar, dass die Hilfe weiterhin ausstehe. Die vorgeschriebenen behördlichen Prozeduren seien noch nicht abgeschlossen.

Am Dienstag hatten der katholische Patriarch Pierbattista Pizzaballa und sein griechisch-orthodoxer Amtskollege Theophilos III. die humanitäre Not in Gaza öffentlich angeprangert. Der Hunger sei sichtbar, Kinder bäten um Brot, erklärte Pizzaballa nach einem Besuch in der seit zwei Jahren umkämpften Enklave. Hilfslieferungen weiter hinauszuzögern, komme einem Todesurteil gleich und sei moralisch inakzeptabel.

Diplomatische Kirchenkritik am Militär

Zum Beschuss der Pfarrkirche vergangenen Donnerstag erklärte die Armee ebenfalls am Mittwoch, laut einer internen Untersuchung habe es sich um ein "Versehen" gehandelt. Man wolle künftig "die Treffgenauigkeit verbessern". In dem Bedauern des israelischen Militärs über entstandene Schäden wurden die nach Kirchenangaben drei Todesopfer nicht erwähnt.

Ein Sprecher des Patriarchats kommentierte dies, der Untersuchungsbericht mache die schwerwiegenden Gefahren durch Militäroperationen in der Nähe von religiösen und zivilen Einrichtungen deutlich. Er unterstreiche auch die "absolute Notwendigkeit, Grundsätze des humanitären Völkerrechts einzuhalten".

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA