Evangelisch-methodistische Kirche verliert viele Gemeinden

Streit um Sexualität und Kirchenlehre in den USA

Die United Methodist Church hat seit 2019 viele Gemeinden und damit Mitglieder verloren. Grund dafür sind nicht nur Säkularisierungstrends, sondern ein Werte-Streit. Nun sucht die Kirche nach neuer Orientierung.

Autor/in:
Konrad Ege
Symbolbild Kirche und die USA / © anthony heflin (shutterstock)
Symbolbild Kirche und die USA / © anthony heflin ( shutterstock )

Nimmt man Statistiken als Maßstab, sieht es in protestantischen Kirchen in den USA nicht besonders gut aus. Sie verlieren Mitglieder und Gemeinden machen zu. Stark betroffen ist eine der größten Kirchen, die weltweit tätige Evangelisch-methodistische Kirche, in den USA bekannt als United Methodist Church (UMC). Der Präsident des UMC-Bischofsrats, Thomas Bickerton, spricht von "großer Trauer und Trauma" angesichts des Verlusts von etwa 25 bis 30 Prozent der methodistischen Kirchengemeinden in den USA. Viele hätten sich durch den Streit um Sexualität und Kirchenlehre von der Kirche abgekehrt.

4.065 Gemeinden sind 2023 ausgetreten

Anfang Dezember hat die UMC Zahlen vorgelegt. Seit 2019 hat die Kirche demnach 8.057 Gemeinden in den USA verloren. Hauptgrund des Rückgangs war die Entfremdung von Gemeinden, die offenbar aus Glaubensgründen nicht länger zur UMC gehören wollten. Seit 2019 betraf dies 6.126 Gemeinden, allein im Jahr 2023 seien 4.065 Gemeinden ausgetreten. Gegenwärtig hat die UMC in den USA 23.279 Gemeinden.

Das Jahr 2019 war ein Wendepunkt: Nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung vor allem über den Umgang mit Homosexualität machte die Kirche mit einer Vorschrift den Weg frei, damit Gemeinden die Verbindung zur UMC auflösen konnten. Die Vorschrift läuft zum Ende des Jahres aus. Es ist unklar, wie der Austrittsmechanismus danach gestaltet wird. Manche Pastoren und Pastorinnen segnen gleichgeschlechtliche Ehen.

Streit um Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

Hunderte Methodisten-Gemeinden heißen lesbische, schwule, bi- und transsexuelle Christen willkommen. Für andere verletzt all das die biblischen Gebote. Infolge des Richtungsstreits, der auch weltweit Auswirkungen auf die methodistischen Kirche hatte, gründeten ausgetretene Gemeinden die Globale Methodistische Kirche als Alternative zur UMC. Manche UMC-Gemeinden wiederum wollen sich hinsichtlich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination Homosexueller weiter öffnen.

Der Streit um Sexualität sei nicht alles, erklärt Bischof Bickerton. Bei Gesprächen über Austritte hätten Bischöfe festgestellt, dass es häufig darum gehe, was mit dem Kirchenbesitz geschehe. Es sei um "Macht, Kontrolle und Geld gegangen". 

 Verlangen nach einer absolutistischen Weltanschauung

Er sprach auch vom politischen Klima in den USA, in dem sich ein Verlangen nach einer absolutistischen Weltanschauung breit gemacht habe. Diese Denkweise sei auch in die Kirche gekommen. Dialog sei dadurch schwierig. Rund die Hälfte der scheidenden Kirchengemeinden hätten sich der Globalen Methodistischen Kirche angeschlossen, viele Gemeinden blieben unabhängig.

Für die United Methodist Church sei 2023 ein Jahr der Besinnung gewesen, sagt Bickerton. Nun habe man Gelegenheiten, mit den Menschen zu arbeiten, die in der Kirche blieben, und zu ergründen, was es heute bedeute, Methodist zu sein.

Entstehung der Evangelisch-methodistische Kirche

Die Evangelisch-methodistische Kirche ist aus einer Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Sie betont "verbindlichen Glauben", soziales Engagement und praktische Dienste der Nächstenliebe. In den USA ist die UMC eine der sogenannten "Mainline"-Kirchen, die den Protestantismus vor dem Aufleben evangelikaler Gruppen bis in die letzten Jahrzehnte des 20.

Jahrhunderts geprägt haben. "Mainline"-Gemeinden waren Eckpfeiler des gesellschaftlichen Lebens, Wegweiser für Normen und Wohltätigkeit.

Als "mainline" gelten Anglikaner, Presbyterianer, Reformierte und Lutheraner. Sie definieren sich nicht als evangelikal und zählen nicht zu den Freikirchen. Mitgliederrückgang betrifft die meisten großen Kirchen, von den "Mainline"-Kirchen bis zum konservativen Südlichen Baptistenverband. Zuwächse verzeichnen vor allem unabhängige Kirchen und Mega-Kirchen. 

Vor allem jüngere Menschen haben weniger Interesse an organisierter Religion. Nach Darstellung des Forschungsinstituts Public Religion Research Institute sind Menschen ohne religiöse Bindung mit etwa 27 Prozent der Bevölkerung die am schnellsten wachsende Gruppe.

Quelle:
epd