Erzbischof Schick fordert grundlegende Reform der Kirche

Rücktritt nicht ausgeschlossen

Massive Veränderungen in der katholischen Kirche fordert der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. In einem Interview schloss er einen Rücktritt nicht aus, falls er Fehler im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal begangen habe.

Erzbischof Ludwig Schick / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick / © Harald Oppitz ( KNA )

Zur Diskussion um den emeritierten Papst Benedikt XVI. sagte Schickim Gespräch mit dem "Fränkischen Tag" (Samstag), dass die ganze Wahrheit "auf den Tisch" müsse. Benedikt habe als Präfekt der Glaubenskongregation und später als Papst viele gute Initiativen für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch ins Leben gerufen.

Joseph Ratzinger, im Gespräch mit Fernsehautor Georg Lohmeier, erhält Karl-Valentin-Orden am 4. Januar 1989 / © N.N. (KNA)
Joseph Ratzinger, im Gespräch mit Fernsehautor Georg Lohmeier, erhält Karl-Valentin-Orden am 4. Januar 1989 / © N.N. ( KNA )

"Als Erzbischof von München und Freising und auch nach dieser Zeit hat er Fehler begangen und Schuld auf sich geladen", so der Erzbischof. Der emeritierte Papst solle "zu den Fehlern, dem Versagen und der Schuld stehen", dürfe jedoch "auf seine guten Initiativen und Leistungen" hinweisen.

Erzbischof Ludwig Schick

"Die Leitungsämter in der Kirche von Bischöfen, Pfarrern und Seelsorgern sowie in den Pfarreiverwaltungen und Ordinariaten sollten auf Zeit vergeben werden, zum Beispiel sieben Jahre"

Schick forderte systemische Veränderungen in der Kirche, auch im Vatikan. "Die Leitungsämter in der Kirche von Bischöfen, Pfarrern und Seelsorgern sowie in den Pfarreiverwaltungen und Ordinariaten sollten auf Zeit vergeben werden, zum Beispiel sieben Jahre", sagte er.

Begleitet und kontrolliert werden sollten sie von Beratungs- und Aufsichtsgremien, die auch "entscheidend mitreden" sollten, ob die Amtszeit um eine weitere Periode verlängert wird.

"Geistig-geistliche Erneuerung" als Grundlage

Gleichzeitig müssten demokratische Mitbestimmungsstrukturen in der Kirche gestärkt werden. "Was auf Pfarr-, Seelsorgsebene und Ordinariatsebene eingeführt wird, das muss auch in der Zentralverwaltung der Kurie in Rom stattfinden", so Schick. Der synodale Prozess des Papstes und der Synodale Weg in Deutschland gingen in diese Richtung.

Grundlage aller Veränderung müsse eine "geistig-geistliche Erneuerung" sein, betonte der Erzbischof. Was nicht mit dem Evangelium und der Person Jesu Christi vereinbar sei, müsse sowohl im eigenen Leben als auch in den Strukturen der Kirche überwunden werden. "Zur geistig-geistlichen Erneuerung gehört, dass wir eine Kirche der Wahrheit und der Gerechtigkeit sind", so Schick. Es dürfe nichts vertuscht oder schöngeredet werden. "Transparenz und Offenheit gehören zur Kirche."

Unterstützung für queere Menschen

Im Hinblick auf die Initiative #OutInChurch, bei der sich Anfang der Woche 125 queere Menschen im Dienst der Kirche öffentlich geoutet hatten, versicherte Schick, dass in der Erzdiözese Bamberg alle Menschen, gerade die Hauptamtlichen, angstfrei leben und arbeiten könnten.

Kreuz auf Regenbogenfahne / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kreuz auf Regenbogenfahne / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Bei Problemen bezüglich sexueller Orientierung, Scheidung und Wiederverheiratung etc. haben wir immer versucht, Lösungen zu finden. Das werden wir auch in Zukunft fortsetzen", kündigte Schick an. Wenn queere kirchliche Mitarbeiter sich outeten, hätten sie nicht mit Kündigung zu rechnen.

Der Erzbischof beklagte zugleich einen massiven öffentlichen Druck auf Seelsorger und kirchliche Mitarbeiter. Sie würden teilweise mit "übelsten Schimpfworten betitelt und schlecht gemacht", sagte er. Als Bischof versuche er, sie zu stärken.

Katholische Verbände solidarisieren sich mit katholischer queerer Initiative

Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. "Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Anlass sind Äußerungen der Betroffenen zu ihrer Sexualität beziehungsweise ihrer Geschlechteridentität im Rahmen einer bundesweiten Kampagne.

Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol ( shutterstock )
Quelle:
KNA