Kommt eine schnelle Reform des kirchlichen Arbeitsrechts?

"Unendlich komplizierte Diskussionen"

Wird es eine kurzfristige Änderung der Grundordnung des kirchlichen Arbeitsrechts mit Blick auf queere Mitarbeitende geben? Der Würzburger Bischof Franz Jung ist da skeptisch. Er sieht viel Gesprächsbedarf.

Erzieherin in einem katholischen Kindergarten / © Harald Oppitz (KNA)
Erzieherin in einem katholischen Kindergarten / © Harald Oppitz ( KNA )

"Ob sich das in diesem Jahr ändert, das weiß ich nicht", sagte Jung am Freitag dem Radiosender Bayern 2 in München. In diesem Zusammenhang seien "unendlich komplizierte Diskussionen" zu erwarten. - Queer ist ein Oberbegriff für Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht heterosexuellen Vorstellungen entspricht.

Diskussion aus Anlass der Initiative "#OutInChurch"

Der Bischof äußerte sich in einer Diskussion aus Anlass der Initiative "#OutInChurch". Unter diesem Titel hatten sich am Montag 125 queere katholische Menschen an die Öffentlichkeit gewandt. Sie fordern unter anderem eine Überarbeitung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen für katholische Einrichtungen. Kirchliche Angestellte sollten wegen ihrer Sexualität keine Kündigung fürchten müssen.

Jung ergänzte: "Ich würde mal sagen: Wenn der Synodale Weg abgeschlossen ist, wenn Beschlüsse wirklich vorliegen, wenn die Bischöfe das gemeinsam auf den Weg bringen, dann wird die Umsetzung kommen." - Der Synodale Weg ist die aktuelle Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland.

Protestaktion zum Synodalen Weg von "Maria 2.0" und "Wir sind Kirche" / © Julia Steinbrecht (KNA)
Protestaktion zum Synodalen Weg von "Maria 2.0" und "Wir sind Kirche" / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Jung zufolge wollen nicht alle deutschen Bischöfe eine Reform der Grundordnung. "Ich bin aber sehr froh - dafür habe ich sehr, sehr gekämpft -, dass wir bei der nächsten Vollversammlung im März uns extra mal zwei Tage Zeit nehmen als Bischofskonferenz, um intensiv die Themen des Synodalen Wegs miteinander zu diskutieren und uns darüber auszutauschen, wo es Dissens und wo es Konsens gibt."

Bischof Franz Jung im Portrait / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz Jung im Portrait / © Harald Oppitz ( KNA )

Es herrsche ein "Schweigegebot"

Auf die Frage, ob er sich manchmal für den Katechismus schäme, der queere Menschen ausgrenze, sagte der Bischof: "Diese diskriminierende Sprache - ja." Jung fügte an: "Viel peinlicher" sei "diese Sprachlosigkeit". Informationen über queere Orientierungen von Mitarbeitenden stünden im Raum, aber niemand spreche darüber. Es herrsche ein "Schweigegebot" und "das geht mit Angst einher".

Bischof Franz Jung

"Wir müssen die Menschen so, wie sie sind, erst mal annehmen"

Derzeit finde zum Queer-Thema in der katholischen Kirche "ein großer Umdenkungsprozess" statt. "Wir müssen die Menschen so, wie sie sind, erst mal annehmen." Und weiter: "Wir sind dabei zu lernen, dass gerade die Menschen in diesen schwierigen Lebenssituationen der Hilfe und der Begleitung bedürfen und eben nicht des Ausschlusses oder der Stigmatisierung."

Kirchliches Arbeitsrecht

Die arbeitsrechtlichen Bedingungen für die weit über eine Million Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchen und ihrer
Wohlfahrtsverbände unterscheiden sich erheblich von den für andere Arbeitnehmer geltenden Bestimmungen. Grundlage dafür ist das Grundgesetz, das den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ein weitgehendes Selbstverwaltungs- und Selbstbestimmungsrecht einräumt.

Kirchliches Arbeitsrecht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Kirchliches Arbeitsrecht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA