Das berichten örtliche Medien. Die Anklage warf dem Erzbischof von Shirak vor, öffentlich zu einer Machtübernahme und zum gewaltsamen Sturz der Regierung aufgerufen zu haben. Bereits am 24. September hatte das Gericht ihn für schuldig erklärt. Der Erzbischof wie auch die armenische Kirchenleitung weisen die Vorwürfe zurück und bezeichnen das Urteil, dessen Strafmaß noch angefochten werden kann, als politisch motiviert.
Die Armenisch-Apostolische Kirche sprach von politischer Repression. Das Gericht habe "die grundlegenden Prinzipien der Gerechtigkeit mit Füßen getreten". Das Urteil sei Zeichen einer "kirchenfeindlichen Kampagne" der Behörden, die die Prinzipien der Meinungs- und Religionsfreiheit verletze. Die Kirchenleitung wolle das Urteil notfalls durch internationale juristische Schritte anfechten.
Fall vielleicht bald vor Europäischem Gerichtshof
Auch der Anwalt von Erzbischof Ajapahyan, Ara Zohrabyan, erklärte laut einem Bericht der Plattform arka.am, sein Mandant habe keinerlei Straftaten begangen, die unter einen der beiden genannten Artikel des Strafgesetzbuches fielen. Ajapahyan habe nicht zur Veränderung der Regierung oder zum Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung aufgerufen. Man werde nun Berufung einlegen und den Fall auch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen.
Der Fall ist Teil einer größeren Auseinandersetzung zwischen der Armenisch-Apostolischen Kirche und der Regierung unter Ministerpräsident Nikol Paschinjan, in deren Verlauf bereits mehrere prominente Geistliche wegen mutmaßlicher Aufrufe zu Umstürzen festgenommen wurden. Neben dem seit Juni inhaftierten Ajapahyan befindet sich auch Erzbischof Bagrat Galstanyan, der im Vorjahr regierungskritische Straßenproteste angeführt hatte, in Untersuchungshaft.
Konflikt zwischen Kirche und Regierung
Der Konflikt ist verwurzelt in der politischen Neuausrichtung Armeniens nach dem Krieg um Bergkarabach (Artsach). Die Kirchenleitung kritisiert seit Jahren, dass sich die Regierung gegenüber Aserbaidschan kompromissbereit zeige, ohne sich entschieden für die Rechte und die Rückkehr der vertriebenen Karabach-Armenier einzusetzen.
Auch das aus Sicht der Kirche unzureichende Engagement für die Freilassung armenischer Kriegsgefangener sowie der mangelnde Schutz des christlichen Kulturerbes in der Region haben zu wachsender Entfremdung zwischen Staat und Kirche geführt.