Nikolaus Schneider verlässt die DFB-Ethik-Kommission

"Eine zeitliche Koinzidenz gibt es schon"

Bis auf eine Person legten alle Mitglieder der Ethik-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes ihr Amt nieder. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider erläutert seinen Rücktritt.

Autor/in:
Joachim Heinz
Logo des Deutschen Fußball-Bundes vor der DFB-Zentrale / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Logo des Deutschen Fußball-Bundes vor der DFB-Zentrale / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

KNA: Herr Schneider, nach dem Tod des SPD-Politikers Thomas Oppermann hatte das Gremium keinen gewählten Vorsitzenden mehr. Laut DFB konnte sich die Kommission nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen. Stimmt das?

Nikolaus Schneider (ehemaligerr Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland): Die erfolgte Wahl von Frau Kummert zeigt mir, dass das Präsidium die Arbeit dieser Ethik-Kommission nicht weiter wünschte. Dass ich im Wahlverfahren nicht zur Abstimmung gestellt wurde, irritiert mich. Ich kann die Art und Weise des Umgangs mit meiner Kandidatur und meiner Person nicht akzeptieren.

KNA: Einige Medienberichte legen den Schluss nahe, der DFB habe die Kommission ausmanövriert, weil diese sich kritisch mit Interimspräsident Rainer Koch und seinem Umgang mit der Reforminitiative "Fußball kann mehr" um Fußballschiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb auseinandersetze.

Schneider: Ich will nicht spekulieren, aber eine zeitliche Koinzidenz gibt es schon.

KNA: Wird denn eine neue Ethik-Kommission die Untersuchung fortführen?

Schneider: Die Untersuchung ist Sache der Kommission, nicht von Einzelpersonen. Es gab eine schriftliche Eingabe, deren Bearbeitung bis zu einer Beschlussfassung fortzuführen ist.

KNA: Es ist nicht das erste Mal, dass der Profifußball Negativ-Schlagzeilen produziert. Man könnte den Eindruck haben, als gerate da eine Parallelwelt aus den Fugen. Ist der Sport noch zu retten?

Schneider: Ich hoffe doch sehr! Allerdings denke ich, dass die Leitungsgremien in den nationalen und internationalen Verbänden sich ändern und erneuern müssen. Die Reforminitiative "Fußball kann mehr" hat dazu wichtige Anstöße gegeben.

Ich bin unsicher, ob der Sport allein die Kraft hat, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Deshalb muss die Öffentlichkeit, auch die Politik, diesen Entwicklungen höhere Aufmerksamkeit widmen. Der Sport allgemein, besonders auch der Fußball, hat nämlich eine hervorragende Bedeutung für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Es ist überragend, was in den vielen Vereinen von so vielen Ehrenamtlichen geleistet wird.


Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz (epd)
Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
KNA
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