Eine theologische Betrachtung zum Mariendreißiger

Vorbild im Leben und Glauben

Mai und Oktober sind bekannt als die klassischen Marienmonate. Dabei gibt es mitten im Sommer vier weitere Wochen, an denen mehrere Feste der Gottesmutter gedenken. Ein theologischer Überblick bis hin zu noch zu findendem Brauchtum.

Autor/in:
Fabian Brand
Eine Frau trägt in einer Prozession eine Fahne mit dem Abbild Mariens zu Mariä Himmelfahrt / © Adelaide Di Nunzio (KNA)
Eine Frau trägt in einer Prozession eine Fahne mit dem Abbild Mariens zu Mariä Himmelfahrt / © Adelaide Di Nunzio ( KNA )

Es gibt Monate im Jahr, die besonders mit der Verehrung der Gottesmutter Maria verbunden sind: als erstes natürlich der Mai, in dem in vielen Kirchen und Wohnungen die Maialtäre aufgebaut sind. Man ehrt die Gottesmutter mit den Maiandachten, die in feierlicher Form begangen werden. Auch der Oktober ist ein Marienmonat: Er ist dem Rosenkranzgebet gewidmet, in dem die Gläubigen zusammen mit Maria auf Christus schauen und das Evangelium meditieren. Doch auch die Zeit vom 15. August bis zum 14. September ist mit Maria verbunden: Es sind die Wochen des sogenannten Mariendreißigers, mancherorts auch "Frauendreißiger" genannt.

Dieser Monat mitten im Hochsommer ist nicht überall ein klassischer Marienmonat, im Gegensatz zu Mai oder Oktober. Aber er ist durch die vielen Marienfeste strukturiert, die ihm seine Prägung geben: den 15. August, das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, der auch "großer Frauentag" genannt wird. Dann der 22. August, das Fest Mariä Königin; am 08. September feiert die Kirche "Mariä Geburt", am 12. September "Mariä Namen", und am 15. September wird der sieben Schmerzen Mariens gedacht.

Die "Mariendreißiger"

Es sind vier Wochen im Jahreslauf, die besonders dem Gedächtnis des Lebens Mariens gewidmet sind: ihrem Lebensende, ihrer Verherrlichung im Himmel, aber auch ihrem Lebensbeginn und den Schmerzen, die sie im Lauf ihres irdischen Lebens erleiden muss. 30 Tage im Jahr, in denen die Kirche an verschiedene Augenblicke aus der Biografie der Gottesmutter erinnert.

Mariä Himmelfahrt

Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Es hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. In der römischen Kirche wird die – in der Bibel nicht beschriebene – Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert.

Papst Pius XII. verkündete 1950 als vorerst letztes katholisches Dogma die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel". Ein Dogma ist ein mit höchster Autorität verfasster und unfehlbarer Lehr- und Glaubenssatz.

Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo (KNA)
Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo ( KNA )

Daher haben diese Tage auch den Namen "Mariendreißiger" erhalten. Normalerweise enden sie mit dem "kleinen Frauentag", dem Fest Mariä Geburt. Allerdings sind das weniger als 30 Tage; deshalb nimmt man häufig die Woche bis zum 15. September noch hinzu. Aber auch so ist diese Zeit durch zwei Marienfeste begrenzt.

Sträuße aus Blumen und Heilkräutern

Für das Leben der Menschen hatten diese Marienfeste im Sommer schon immer eine große Bedeutung. Viele Bauernregeln haben sich rund um diese Gedenktage entwickelt: "An Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt", heißt es zum Beispiel. Oder "An Mariä Namen sagt der Sommer Amen". Vor allem der 15. August ist mit einem reichen Brauchtum verbunden: Im Gottesdienst zu "Mariä Himmelfahrt" werden die Kräuterbuschen gesegnet.

Bunte Sträuße aus vielerlei Blumen und Heilkräutern, die anschließend zu Hause im "Herrgottswinkel" aufgehängt werden. Man nimmt den Segen Gottes mit nach Hause und stellt die eigene Wohnung und die eigene Familie unter Gottes Schutz - das ist der Gedanke, der in den Kräuterbuschen deutlich wird.

Noch kein eigenes Brauchtum

Anders verhält es sich übrigens mit dem Fest "Mariä Königin" am 22. August: Hier gibt es kein eigenes Brauchtum, weil dieser Festtag noch sehr jung ist. Erst im Jahr 1954 hat Papst Pius XII. diesen Tag in den liturgischen Kalender der Kirche eingeführt. Der 22. August ist der Oktavtag von Mariä Himmelfahrt: Beide Festtage erinnern an das Schicksal Mariens nach ihrem Ableben. Sie ist gestorben, wie jeder Mensch, im Kreis der Apostel in Jerusalem entschlafen. Aber sie ist aufgenommen in den Himmel von ihrem Sohn Jesus Christus, wo sie die Krone der ewigen Herrlichkeit empfangen hat.

Es ist schön, Maria in diesen sommerlichen Tagen zu ehren. Sie ist unser Vorbild im Leben und im Glauben. Wie jeder Mensch wurde sie geboren, und ist sie gestorben. Wie jeder Mensch wurde sie vor die Wahl gestellt, dem Wort Gottes zu glauben oder es nicht zu tun. Maria zeigt, wie ein Leben aussehen kann, das ganz aus dem Vertrauen auf Gottes heilbringende Nähe schöpft. Ein Leben, das begrenzt ist durch Geburt und Tod. Aber ein Leben, das die Grenze des Todes überschreitet, weil Christus sein Ostern mit uns teilt. Weil er die Menschen, die ihm nachfolgen, nicht im Stich lässt, sondern sie aus dem Tod zum neuen Leben befreit.

Das feiern wir in diesen vier Wochen im Hochsommer: dass Gottes Lebensliebe größer ist als aller Tod dieser Welt. Dass wir mit Gott und mit seinem Segen durch dieses Leben gehen können und nicht zuschanden werden, egal, was uns auf diesem Lebensweg zustößt. Denn er ist der "Immanuel", der Gott, der mit uns ist und uns durch dieses Leben begleitet.

Quelle:
KNA