Weltweite Bestürzung über Moschee-Anschläge in Neuseeland

"Eine der dunkelsten Stunden für Neuseeland"

Weltweit haben Vertreter aus Politik und Religion am Freitag mit Bestürzung auf die Moschee-Anschläge in Neuseeland reagiert. Papst Franziskus verurteilt die Taten als "sinnlose Gewaltakte" und bittet um Trost und Kraft für die ganze Nation.

Nach den Schüssen in der Moschee sitzen trauernde Menschen auf der Straße / © Martin Hunter (dpa)
Nach den Schüssen in der Moschee sitzen trauernde Menschen auf der Straße / © Martin Hunter ( dpa )

Die Katholiken stünden im Gebet an der Seite der Muslime und seien sich der guten Beziehungen zur islamischen Gemeinschaft Neuseelands "zutiefst bewusst", hieß es wenige Stunden nach den Attacken in einer Erklärung auf der Webseite der Neuseeländischen Bischofskonferenz.

"Sinnlose Gewaltakte"

Papst Franziskus verurteilte die Anschläge als "sinnlose Gewaltakte". Er versichere allen Neuseeländern und "besonders der muslimischen Gemeinde" seine Solidarität und bitte um Trost und Kraft für die ganze Nation, hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm.

Laut Medienberichten wurden bei Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch mindestens 49 Menschen getötet, viele weitere verletzt. Augenzeugenberichten zufolge hatte ein Mann zunächst in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum um sich geschossen, wo Hunderte Muslime zum Freitagsgebet versammelt waren. Bei dem Täter soll es sich um einen rechtsextremen Australier handeln. Später fielen auch in einer Moschee im Vorort Linwood Schüsse.

Premierministerin Jacinda Ardern nannte das Geschehen eine der "dunkelsten Stunden für Neuseeland". "In Neuseeland gibt es keinen Platz für extreme Gewalt. So sind wir nicht", sagte sie.

US-Präsident Donald Trump sprach von einem "schrecklichen Massaker", bei dem unschuldige Menschen "sinnlos" getötet worden seien. Die USA stünden in dieser schwierigen Stunde an der Seite Neuseelands. "Gott segne alle!", so Trump via Twitter.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte in einer Botschaft an Neuseeland: "Die EU trauert heute mit Ihnen und wird immer an Ihrer Seite stehen im Kampf gegen jene, die unsere Gesellschaften und unsere Lebensweise auf derart abscheuliche Weise zerstören wollen."

Betroffenheit auch in Deutschland

Auch in Deutschland sorgten die Taten für Betroffenheit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der neuseeländischen Generalgouverneurin Patsy Reddy. Er habe das Land bei seinem Besuch 2017 als "außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt", so Steinmeier. "Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb Premierministerin Ardern, es handle sich um einen "perfiden Angriff auf Betende und ihre Gotteshäuser". Merkel weiter: "Der gegen muslimische Mitbürger gerichtete Anschlag ist auch ein Angriff auf die neuseeländische Demokratie und die offene und tolerante Gesellschaft."

Der Weltkirche-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, äußerte sich in Sozialen Medien ähnlich und warnte zugleich vor Vergeltungsgedanken. Der interreligiöse Dialog für Frieden und Einheit in aller Welt müsse fortgesetzt werden.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: "Hass und Gewalt gegen Menschen gleich welcher Religion, Herkunft oder Weltanschauung sind durch nichts zu rechtfertigen." Mit Blick auf die Tatsache, dass Videos des Angriffs im Netz kursierten, fügte der bayerische Landesbischof hinzu: "Die digitale Multiplikation des Horrors beschreibt die zynischen Abgründe des Terrorismus unserer Tage."

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland verurteilte die Taten ebenfalls. "Die Toten und Verletzen in Neuseeland sind eine eindringliche Mahnung für uns, der wachsenden Islamfeindlichkeit in den Gesellschaften und der Hetze gegen Muslime entschiedener entgegenzutreten", so der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.


Die Masjid Al Noor Moschee (Archivbild) / © Martin Hunter (dpa)
Die Masjid Al Noor Moschee (Archivbild) / © Martin Hunter ( dpa )

Polizisten bringen Zeugen weg von der Moschee / © Mark Baker (dpa)
Polizisten bringen Zeugen weg von der Moschee / © Mark Baker ( dpa )
Quelle:
KNA