Joseph Bonnemain neuer Bischof im Krisenbistum Chur

Ein Bischof für den Übergang?

Papst Franziskus hat den Bischofsvikar Joseph Bonnemain zum neuen Bischof von Chur ernannt. Medienberichten zufolge sollen weitere Personen in der Bistumsspitze ausgetauscht werden - einen Rücktritt hat Papst Franziskus bereits angenommen.

Chur in der Schweiz / © Mor65_Mauro Piccardi (shutterstock)
Chur in der Schweiz / © Mor65_Mauro Piccardi ( shutterstock )

Die Diözese und der Vatikan teilten die Ernennung durch Papst Franziskus am Montag mit. Bonnemain wohnt in Zürich; er ist seit vielen Jahren Bischofsvikar und damit für die Beziehungen zwischen dem Bistum Chur und den Kantonen zuständig. Laut Medienberichten genießt er einen guten Ruf unter den Churer Katholiken, auch im progressiven Flügel. Als Arzt und Krankenhausseelsorger kenne er die Sorgen der Menschen und sei ein Brückenbauer.

Bonnemain stand schon auf Dreierliste

Mit 72 Jahren ist Bonnemain allerdings als ein Übergangsbischof anzusehen. In knapp zweieinhalb Jahren, also mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren, muss er dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Rücktritt anbieten. Eigentlich hätte das laut Bistumswebsite aus 21 Priestern bestehende Churer Domkapitel im November den neuen Bischof wählen sollen. Allerdings hielt es mehrheitlich keinen der drei vom Papst Vorgeschlagenen für wählbar; auch nicht Bonnemain, der auf der Wahlliste stand. Nun ernannte ihn Franziskus direkt.

Medienberichten zufolge wird mit der Wahl von Bonnemain das gesamte Churer Bischofs-Regime ausgewechselt, darunter auch der umstrittene Generalvikar Martin Grichting (53). Weihbischof Marian Eleganti (65) hatte laut dem Portal kath.ch bereits 2019 seinen Amtsverzicht bei Papst Franziskus eingereicht; dieser nahm ihn nun an.

Spaltungen im Bistum

Seit Ende der 1980er Jahre ist das Bistum von innerkirchlichen Spannungen und Polarisierung zwischen konservativ und liberal geprägt. Das Schweizer Staatskirchenrecht räumt den Laien mehr Mitbestimmung ein, als im allgemeinen Kirchenrecht vorgesehen ist, was in den Amtszeiten der sehr konservativen Bischöfe Wolfgang Haas (1988/90-1997) und Vitus Huonder (2007-2019) für viele Konflikte sorgte.

Haas' Nachfolger Amedee Grab (1997-2007) gelang es als Schlichter, die Wogen zwischen Bischof und Kirchenvolk weitgehend zu glätten. Unter Huonder brachen die Konflikte jedoch wieder auf. Papst Franziskus ernannte im Mai 2019 den früheren Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher (75) zum Übergangsleiter der Diözese. Ihm gelang keine Versöhnung.


Quelle:
KNA
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