Ehemalige DOK-Vorsitzende zieht Bilanz ihrer Amtszeit

"Uns hat die Kirchenkrise sehr beschäftigt"

Es ist fast ein Generationswechsel. Schwester Katharina Kluitmann gibt ihr Amt als Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz an den 39-jährigen Andreas Murk weiter. Welches Fazit zieht sie? Und was gibt sie ihrem Nachfolger mit?

Schwester Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Schwester Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken: Welches Thema hat Sie am meisten begleitet und beschäftigt? Auch die Kirchenkrise?

Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF (Provinzoberin der Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensoberenkonferenz / DOK): In der Tat hat mich und uns die Kirchenkrise sehr beschäftigt. Uns hat die Thematik mehr als sehr beschäftigt. Es ist ja auch kein ganz neues Thema gewesen in den letzten vier Jahren, aber es war noch mal sehr virulent. Und es ist gut, dass es virulent war. Das sind wir den Betroffenen schuldig.

Wir haben immer wieder in Abstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz Schritte gesetzt. Für die Ordensleute ist das natürlich kein Thema, was sie schön fanden. Aber es gab eben auch eine hohe Bereitschaft, was sich zum Beispiel daran gezeigt hat, dass wir eine extrem hohe Rückmeldequote hatten, als wir eine Umfrage zu diesen Themen unter unseren Mitgliedern gemacht haben.

Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind auch Delegierte beim Synodalen Weg. Die Ordensgemeinschaften stehen da nicht immer in den großen Schlagzeilen. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Belange da manchmal untergehen oder werden sie gut berücksichtigt?

Sr. Katharina: Ich glaube, es geht gerade beim Synodalen Weg überhaupt nicht darum, ob unsere Belange gehört werden. Ich glaube, es geht darum, wichtigen Anliegen von anderen Menschen, die nicht gehört werden, unsere Stimme zu leihen. Das scheint zum Thema Sexualmoral, zum Thema Frauen, auch zum Thema priesterliche Existenz zu gelingen.

Ich habe den Eindruck, wir Ordensleute brauchen oder nutzen den Synodalen Weg nicht einfach für uns, sondern wir nutzen unser Image, was manchmal so ein bisschen zwischen Laien und Klerikern oder Laien und Bischöfen steht. Wir nutzen dieses Image, um denen, die nicht gehört werden, unsere Stimme auszuleihen.

Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF

"Ich glaube, es geht darum, wichtigen Anliegen von anderen Menschen, die nicht gehört werden, unsere Stimme zu leihen"

DOMRADIO.DE: Wenn wir auf Ihren Nachfolger blicken: Ihr Amt wird von Bruder Andreas Murk weitergeführt. Er ist mit 39 Jahren noch relativ jung. Auf welche großen Herausforderungen muss er sich einstellen?

Sr. Katharina: Als ich das Amt übernommen habe, da wusste ich nicht, auf welche Herausforderungen ich mich einlasse. Er wird sicher weiter mit der Missbrauchsthematik zu tun haben. Er wird weiter damit zu tun haben, dass die Ordensgemeinschaften stark überaltert sind. Er wird weiter, so wie ich ihn kenne und schätze, dafür werben und dafür arbeiten, dass das Schöne an dieser Lebensform deutlich wird.

Er wird sicher auch an der Veränderung der Kirche mit all denen im Vorstand und den ganzen Mitgliedern weiterarbeiten. Und dann wird es wahrscheinlich noch zwei oder drei dicke Themen geben, die wir heute noch nicht wissen und auf die er sich von daher nicht vorbereiten kann und auf die ich ihn auch nicht irgendwie vorbereiten kann. Aber er braucht das auch nicht.

Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF

"Und dann wird es wahrscheinlich noch zwei oder drei dicke Themen geben, die wir heute leider noch nicht wissen"

DOMRADIO.DE: Die Menschen in den Orden werden älter. Und da kommt jetzt jemand, der jünger ist. Kann das Einfluss darauf nehmen, eine Verjüngung zu versuchen?

Sr. Katharina: Ich finde, Bruder Andreas hat das gestern im Interview mit dem DOMRADIO schon sehr schön gesagt. Nur ein junger Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz wird nicht unmittelbar dazu führen, dass jetzt ganz viele Leute in unsere Orden strömen. Aber ich finde das Bild schon wichtig, dass wir da abgeben.

Bruder Andreas gibt ein ganz junges Bild ab. Ich habe das Bild einer Frau abgegeben. Ich bin immer wieder gefragt worden: Vertreten Sie etwa auch Männer? Ja, klar vertrete ich auch Männer. So wie Bruder Andreas jetzt sicher auch gut die Frauen vertreten wird.

Ich glaube, es geht ein bisschen um die Macht der Bilder. Von daher finde ich es wunderbar, dass Bruder Andreas gewählt worden ist. Aber er ist nicht nur jung, er ist auch sehr kompetent und sehr kommunikationsfähig.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Deutsche Ordensobere wählen neuen Vorstand

Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) hat einen neuen Vorstand gewählt. Der Franziskaner-Minorit Andreas Murk, Leiter der Ordensprovinz Sankt Elisabeth mit Sitz in Würzburg, ist neuer Vorsitzender, zu seiner Stellvertreterin wurde die Generaloberin der Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel, Sr. Maria Thoma Dikow gewählt, wie die Gemeinschaft der deutschen Ordensgemeinschaften am Mittwoch mitteilte. Die Wahlen fanden im Rahmen der DOK-Mitgliederversammlung von Montag bis Mittwoch in Bonn statt.

Der neue DOK-Vorstand (DOK)
Der neue DOK-Vorstand / ( DOK )
Quelle:
DR
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