DOMRADIO.DE: Die Gebeine des heiligen Apollinaris ruhen in einem Schrein im Altarraum der Basilika St. Lambertus in der Düsseldorfer Altstadt. Seit 1394 wird er dort als Schutzpatron verehrt. Doch wer war Apollinaris eigentlich?
Pfarrer Frank Heidkamp (Stadtdechant Düsseldorf): Apollinaris war Bischof von Ravenna. Man sagt ihm nach, er habe Kranke geheilt, unter anderem soll er einem Stummen wieder zum Reden gebracht haben. Er starb als Märtyrer.
DOMRADIO.DE: Zu Ehren von Apollinaris startet in Düsseldorf jedes Jahr die "Größte Kirmes am Rhein", so nennen die Düsseldorfer ihre Kirmes, die gestern begonnen hat. Aber welche Bedeutung hat Apollinaris heute eigentlich noch für die Stadt?
Heidkamp: Wir versuchen immer wieder, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen, den Stadtpatron bekannter zu machen. Viele denken bei Apollinaris zunächst an das Mineralwasser, das hat aber nur bedingt mit dem heiligen Apollinaris zu tun. Deshalb glaube ich, dass viele Düsseldorfer den Heiligen Apollinaris kennen.
DOMRADIO.DE: Die Festwoche läuft noch bis zum 20. Juli und damit eigentlich vor dem offiziellen Gedenktag, der am 23. Juli ist. Warum findet die Festwoche schon vorher statt?
Heidkamp: Manchmal fällt es vom Kalender her einfach so, dass die Kirmes zeitlich nicht direkt mit der Apollinariswoche zusammenfällt. Trotzdem versuchen wir, beides miteinander zu verbinden, zum Beispiel, indem wir während der Kirmes die Festwoche gestalten. So sollen die Menschen in Erinnerung behalten: Die Kirmes ist eigentlich eine Apollinariskirmes.
DOMRADIO.DE: Die Festwoche läuft parallel zur Kirmes mit Gottesdiensten, Reliquienprozessionen und dem Entzünden der Apollinariskerze. Was sind denn die Höhepunkte der Woche, besonders für jemanden, der zum ersten Mal dabei ist?
Heidkamp: Einige Höhepunkte haben Sie ja schon genannt. Am morgigen Sonntag treffen sich die Schützen, um des heiligen Apollinaris zu gedenken. Besonders lohnenswert ist auch die Vesper am kommenden Mittwoch um 18.30 Uhr, dort wird der Oberbürgermeister eine Kerze für die Menschen in der Stadt entzünden. Ein echtes Highlight ist sicherlich dann noch am Donnerstag. Um 19 Uhr beginnt ein Festhochamt, an das sich eine feierliche Prozession mit den Reliquien des heiligen Apollinaris durch die Altstadt anschließt und am Samstag kommen schließlich alle Gemeinden zusammen, um eine Apollinariskerze für ihre Kapellen und Kirchen abzuholen.
DOMRADIO.DE: Die Festwoche und die große Düsseldorfer Kirmes gehören ja eng zusammen. Was macht diese Verbindung zwischen Kirche und Kirmes aus? Sie waren ja gestern auch bei der Eröffnung der Kirmes dabei.
Heidkamp: Das ist richtig. Man muss bedenken, als das Dorf an der Düssel nach der Schlacht bei Worringen im Jahr 1288 die Stadtrechte bekam, stellte sich die Frage, wie kann diese neue Stadt weiterwachsen? Damals spielten Reliquien eine große Rolle. Orte, an denen Reliquien aufbewahrt wurden, zogen viele Menschen an. Sie wollten die Reliquien berühren, um Kraft und Heilung zu empfangen. Solche Wallfahrten waren oft mit einer Kirmes oder einem Jahrmarkt verbunden. Und so war der Jahrmarkt zu Ehren des Heiligen Apollinaris der Anlass für die größte Kirmes am Rhein.
DOMRADIO.DE: Sie waren gestern zum Start auf den Oberkasseler Rheinwiesen. Wie war die Stimmung dort?
Heidkamp: Ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung sehr entspannt war. Viele freuten sich, endlich wieder eine große Kirmes zu besuchen und es wirkte alles sehr stimmig.
DOMRADIO.DE: Letztes Jahr habe ich Sie auf die Versuche der Kirche in Düsseldorf angesprochen, die Rheinkirmes nach dem Stadtpatron um zu benennen. Die große Apollinaris Rheinkirmes. Wie ist der aktuelle Stand dazu?
Heidkamp: Ich bin nicht weitergekommen, das gebe ich ehrlich zu. Ich lasse da aber nicht locker und bohre immer wieder nach, sowohl beim Schützenchef als auch beim Oberbürgermeister. Die Hoffnung sollte man nie aufgeben.
Das Interview führte Carsten Döpp.