Düsseldorfs Stadtdechant erinnert zur Rheinkirmes an Apollinaris

"Eigentlich eine Apollinariskirmes"

Über 600 Jahre verehren die Düsseldorfer ihren Stadtpatron, den heiligen Apollinaris, und feiern ihn mit der Rheinkirmes. Stadtdechant Frank Heidkamp erklärt, warum die Kirmes zur Kirche gehört und was die Festwoche besonders macht.

Autor/in:
Carsten Döpp
Seit 15 Jahren versuchen katholische Kirchenvertreter, den religiösen Hintergrund der Rheinkirmes durch den Namen Apollinaris-Kirmes zu verdeutlichen / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Seit 15 Jahren versuchen katholische Kirchenvertreter, den religiösen Hintergrund der Rheinkirmes durch den Namen Apollinaris-Kirmes zu verdeutlichen / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Gebeine des heiligen Apollinaris ruhen in einem Schrein im Altarraum der Basilika St. Lambertus in der Düsseldorfer Altstadt. Seit 1394 wird er dort als Schutzpatron verehrt. Doch wer war Apollinaris eigentlich?

Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp (privat)
Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp / ( privat )

Pfarrer Frank Heidkamp (Stadtdechant Düsseldorf): Apollinaris war Bischof von Ravenna. Man sagt ihm nach, er habe Kranke geheilt, unter anderem soll er einem Stummen wieder zum Reden gebracht haben. Er starb als Märtyrer.

DOMRADIO.DE: Zu Ehren von Apollinaris startet in Düsseldorf jedes Jahr die "Größte Kirmes am Rhein", so nennen die Düsseldorfer ihre Kirmes, die gestern begonnen hat. Aber welche Bedeutung hat Apollinaris heute eigentlich noch für die Stadt?

Heidkamp: Wir versuchen immer wieder, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen, den Stadtpatron bekannter zu machen. Viele denken bei Apollinaris zunächst an das Mineralwasser, das hat aber nur bedingt mit dem heiligen Apollinaris zu tun. Deshalb glaube ich, dass viele Düsseldorfer den Heiligen Apollinaris kennen.

DOMRADIO.DE: Die Festwoche läuft noch bis zum 20. Juli und damit eigentlich vor dem offiziellen Gedenktag, der am 23. Juli ist. Warum findet die Festwoche schon vorher statt?

Heidkamp: Manchmal fällt es vom Kalender her einfach so, dass die Kirmes zeitlich nicht direkt mit der Apollinariswoche zusammenfällt. Trotzdem versuchen wir, beides miteinander zu verbinden, zum Beispiel, indem wir während der Kirmes die Festwoche gestalten. So sollen die Menschen in Erinnerung behalten: Die Kirmes ist eigentlich eine Apollinariskirmes.

Die Düsseldorfer Rheinkirmes startet am 14. Juli 2023 / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Die Düsseldorfer Rheinkirmes startet am 14. Juli 2023 / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Festwoche läuft parallel zur Kirmes mit Gottesdiensten, Reliquienprozessionen und dem Entzünden der Apollinariskerze. Was sind denn die Höhepunkte der Woche, besonders für jemanden, der zum ersten Mal dabei ist?

Heidkamp: Einige Höhepunkte haben Sie ja schon genannt. Am morgigen Sonntag treffen sich die Schützen, um des heiligen Apollinaris zu gedenken. Besonders lohnenswert ist auch die Vesper am kommenden Mittwoch um 18.30 Uhr, dort wird der Oberbürgermeister eine Kerze für die Menschen in der Stadt entzünden. Ein echtes Highlight ist sicherlich dann noch am Donnerstag. Um 19 Uhr beginnt ein Festhochamt, an das sich eine feierliche Prozession mit den Reliquien des heiligen Apollinaris durch die Altstadt anschließt und am Samstag kommen schließlich alle Gemeinden zusammen, um eine Apollinariskerze für ihre Kapellen und Kirchen abzuholen.

DOMRADIO.DE: Die Festwoche und die große Düsseldorfer Kirmes gehören ja eng zusammen. Was macht diese Verbindung zwischen Kirche und Kirmes aus? Sie waren ja gestern auch bei der Eröffnung der Kirmes dabei. 

Karussels auf einer Kirmes / © Marcel Kusch (dpa)
Karussels auf einer Kirmes / © Marcel Kusch ( dpa )

Heidkamp: Das ist richtig. Man muss bedenken, als das Dorf an der Düssel nach der Schlacht bei Worringen im Jahr 1288 die Stadtrechte bekam, stellte sich die Frage, wie kann diese neue Stadt weiterwachsen? Damals spielten Reliquien eine große Rolle. Orte, an denen Reliquien aufbewahrt wurden, zogen viele Menschen an. Sie wollten die Reliquien berühren, um Kraft und Heilung zu empfangen. Solche Wallfahrten waren oft mit einer Kirmes oder einem Jahrmarkt verbunden. Und so war der Jahrmarkt zu Ehren des Heiligen Apollinaris der Anlass für die größte Kirmes am Rhein. 

DOMRADIO.DE: Sie waren gestern zum Start auf den Oberkasseler Rheinwiesen. Wie war die Stimmung dort? 

Eine Kirmes mit Riesenrad / © Gregory E. Clifford (shutterstock)
Eine Kirmes mit Riesenrad / © Gregory E. Clifford ( shutterstock )

Heidkamp: Ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung sehr entspannt war. Viele freuten sich, endlich wieder eine große Kirmes zu besuchen und es wirkte alles sehr stimmig.

DOMRADIO.DE: Letztes Jahr habe ich Sie auf die Versuche der Kirche in Düsseldorf angesprochen, die Rheinkirmes nach dem Stadtpatron um zu benennen. Die große Apollinaris Rheinkirmes. Wie ist der aktuelle Stand dazu?

Heidkamp: Ich bin nicht weitergekommen, das gebe ich ehrlich zu. Ich lasse da aber nicht locker und bohre immer wieder nach, sowohl beim Schützenchef als auch beim Oberbürgermeister. Die Hoffnung sollte man nie aufgeben. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Düsseldorfs Stadtpatron

Der Düsseldorfer Stadtpatron St. Apollinaris stammte aus Antiochia, war Bischof von Ravenna und starb 150 n. Chr. als Märtyrer. Die Reliquien des heiligen Apollinaris führte Herzog Wilhelm I. nach einem Überfall auf Remagen 1383 als Siegesbeute nach Düsseldorf.

Der Schrein des Heiligen Apollinaris liegt während der Festmesse auf den Altarstufen / © Tomasetti (DR)
Der Schrein des Heiligen Apollinaris liegt während der Festmesse auf den Altarstufen / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR

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