Düsseldorfer Stadtdechant bietet nach Feuerwerk-Unfall Unterstützung

"Sprachlosigkeit gemeinsam aushalten"

Während des Feuerwerks der traditionellen Rheinkirmes in Düsseldorf explodierten Feuerwerkskörper über einer Menschenmenge. Neunzehn Menschen wurden verletzt, darunter Kinder. Düsseldorfs Stadtdechant spendet den Betroffenen Trost.

Die Abschussvorrichtungen für das Feuerwerk der Rheinkirmes stehen und liegen auf den Rheinwiesen. Beim Abschlussfeuerwerk auf der der Rheinkirmes wurden mehrere Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt. Nach Angaben der Polizei, waren Feuerwerkskörper vor Abschuss umgefallen und sind in zu niedriger Höhe quer detoniert. / © Christoph Reichwein (dpa)
Die Abschussvorrichtungen für das Feuerwerk der Rheinkirmes stehen und liegen auf den Rheinwiesen. Beim Abschlussfeuerwerk auf der der Rheinkirmes wurden mehrere Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt. Nach Angaben der Polizei, waren Feuerwerkskörper vor Abschuss umgefallen und sind in zu niedriger Höhe quer detoniert. / © Christoph Reichwein ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben das Feuerwerk am Freitag am Rhein selbst gesehen. Wie haben Sie das Ganze erlebt?

Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp (privat)
Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp / ( privat )

Frank Heidkamp (Stadtdechant in Düsseldorf): Ich stand mit Bekannten an St. Lambertus auf der anderen Rheinseite, um das schöne Feuerwerk zu erleben. Ich wunderte mich ab einem bestimmten Moment, dass Feuerwerkskörper so niedrig flogen. 

Ich habe mir aber überhaupt nichts dabei gedacht und bin am Ende des Feuerwerkes nach Hause gegangen. Dabei sah ich, dass auf der anderen Rheinseite ein, zwei Wagen mit Blaulicht fuhren. Aber auch da habe ich mir nichts gedacht. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich, was dort passiert ist.

DOMRADIO.DE: Sie haben in den Nachrichten davon gelesen und spontan reagiert. Gestern Nachmittag gab es eine ökumenische Andacht. Wie ist es dazu gekommen?

Heidkamp: Die Schützen sind am Morgen auf mich zugekommen und haben gesagt, dass es ihnen wichtig sei innezuhalten und nicht zur Tagesordnung überzugehen. Deshalb ist diese ökumenische Andacht kurzfristig entstanden.

Frank Heidkamp

"Ich habe eine sehr nachdenkliche Stimmung erlebt." 

DOMRADIO.DE: Wer ist zu dieser Andacht gekommen und wie war die Stimmung?

Heidkamp: Ich habe eine sehr nachdenkliche Stimmung erlebt. Ganz viele Schützen haben mir gesagt, dass sie absolut geschockt sind. Es waren so einhundert bis 120 Personen da, unter anderen der Oberbürgermeister. Es nahmen Schützen und Schausteller teil. Man kann verstehen, dass die Gedanken von allen bei den Verletzten und deren Angehörigen waren. Die Stimmung war sehr bedrückt. 

Frank Heidkamp

"Deswegen war es wichtig, da zu sein, sich in die Arme zu nehmen, die Sprachlosigkeit gemeinsam auszuhalten und zuzuhören."

DOMRADIO.DE: Tausende Menschen haben sich in guter Absicht am Rhein versammelt und friedlich gefeiert. Der Schützenverein hat den Namenstag seines Schutzpatrons gefeiert. Dann passiert ausgerechnet so ein Unfall. Welche Antworten gibt die Kirche?

Die Düsseldorfer Rheinkirmes startet am 14. Juli 2023 / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Die Düsseldorfer Rheinkirmes startet am 14. Juli 2023 / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Heidkamp: Sicherlich erst ein Mal das Gebet, aber auch vor allem das Dasein und das Zuhören. Aufgrund des Datenschutzes ist es so, dass die meisten, die dort verletzt worden sind, nicht bekannt sind. Aber unter den Verletzten sind schon einige, die in Kontakt mit dem Schützenverein stehen und die ich gut kenne. Deswegen war es wichtig, dort zu sein; sich in die Arme zu nehmen; die Sprachlosigkeit gemeinsam auszuhalten und zuzuhören.

DOMRADIO.DE: Wie geht es jetzt weiter? Die Tradition der Rheinkirmes bleibt erhalten. Bei Feuerwerken werden die Düsseldorfer vielleicht in Zukunft vorsichtiger sein.

Frank Heidkamp

"Erst einmal ist jedoch Sprachlosigkeit da."

Heidkamp: Vorsicht war sicherlich auch jetzt da. Es ist ein Unfall gewesen. Aber es wird darüber nachgedacht, ob im nächsten Jahr das Feuerwerk in einer solchen Art noch stattfindet. 

Es gab davor eine Flugschau mit Drohnen. Vielleicht löst die ein Feuerwerk ab. Die Diskussionen dazu beginnen jetzt erst. Denn erst einmal ist noch die Sprachlosigkeit da. Es geht darum, dass es den Verletzten hoffentlich besser geht und wir ihnen nahestehen.

Das Interview führte Elena Hong.

Kirmes

Die Kirmes (Kerb, Kirbe, Kilbe, Kirta) hängt mit dem liturgischen Fest der Kirchweihe zusammen, welches seit dem 5. Jahrhundert in der Westkirche bezeugt und mit Volksbräuchen früh angereichert ist. Im Mittelalter wird die Kirchweihe jenseits der liturgischen Feier zum wichtigsten bäuerlichen Jahresfest, der Name zum Teil zum Synonym für jedes Volksfest (frz. kermesse). Mit üppigem Essen und Trinken, Tanz und anderen Volksbelustigungen dauerte das die ganze Sippe zusammenführende Fest (oft mit Totengedenken am zweiten Tag) mehrere Tage, regional gab es eine Nachkirmes am achten Tag.

Trubel auf der Cranger Kirmes / © Ina Fassbender (dpa)
Trubel auf der Cranger Kirmes / © Ina Fassbender ( dpa )
Quelle:
DR

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