DOMRADIO.DE: Sie haben das Feuerwerk am Freitag am Rhein selbst gesehen. Wie haben Sie das Ganze erlebt?
Frank Heidkamp (Stadtdechant in Düsseldorf): Ich stand mit Bekannten an St. Lambertus auf der anderen Rheinseite, um das schöne Feuerwerk zu erleben. Ich wunderte mich ab einem bestimmten Moment, dass Feuerwerkskörper so niedrig flogen.
Ich habe mir aber überhaupt nichts dabei gedacht und bin am Ende des Feuerwerkes nach Hause gegangen. Dabei sah ich, dass auf der anderen Rheinseite ein, zwei Wagen mit Blaulicht fuhren. Aber auch da habe ich mir nichts gedacht. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich, was dort passiert ist.
DOMRADIO.DE: Sie haben in den Nachrichten davon gelesen und spontan reagiert. Gestern Nachmittag gab es eine ökumenische Andacht. Wie ist es dazu gekommen?
Heidkamp: Die Schützen sind am Morgen auf mich zugekommen und haben gesagt, dass es ihnen wichtig sei innezuhalten und nicht zur Tagesordnung überzugehen. Deshalb ist diese ökumenische Andacht kurzfristig entstanden.
DOMRADIO.DE: Wer ist zu dieser Andacht gekommen und wie war die Stimmung?
Heidkamp: Ich habe eine sehr nachdenkliche Stimmung erlebt. Ganz viele Schützen haben mir gesagt, dass sie absolut geschockt sind. Es waren so einhundert bis 120 Personen da, unter anderen der Oberbürgermeister. Es nahmen Schützen und Schausteller teil. Man kann verstehen, dass die Gedanken von allen bei den Verletzten und deren Angehörigen waren. Die Stimmung war sehr bedrückt.
DOMRADIO.DE: Tausende Menschen haben sich in guter Absicht am Rhein versammelt und friedlich gefeiert. Der Schützenverein hat den Namenstag seines Schutzpatrons gefeiert. Dann passiert ausgerechnet so ein Unfall. Welche Antworten gibt die Kirche?
Heidkamp: Sicherlich erst ein Mal das Gebet, aber auch vor allem das Dasein und das Zuhören. Aufgrund des Datenschutzes ist es so, dass die meisten, die dort verletzt worden sind, nicht bekannt sind. Aber unter den Verletzten sind schon einige, die in Kontakt mit dem Schützenverein stehen und die ich gut kenne. Deswegen war es wichtig, dort zu sein; sich in die Arme zu nehmen; die Sprachlosigkeit gemeinsam auszuhalten und zuzuhören.
DOMRADIO.DE: Wie geht es jetzt weiter? Die Tradition der Rheinkirmes bleibt erhalten. Bei Feuerwerken werden die Düsseldorfer vielleicht in Zukunft vorsichtiger sein.
Heidkamp: Vorsicht war sicherlich auch jetzt da. Es ist ein Unfall gewesen. Aber es wird darüber nachgedacht, ob im nächsten Jahr das Feuerwerk in einer solchen Art noch stattfindet.
Es gab davor eine Flugschau mit Drohnen. Vielleicht löst die ein Feuerwerk ab. Die Diskussionen dazu beginnen jetzt erst. Denn erst einmal ist noch die Sprachlosigkeit da. Es geht darum, dass es den Verletzten hoffentlich besser geht und wir ihnen nahestehen.
Das Interview führte Elena Hong.