Domkapellmeister Metternich dirigiert zum letzten Mal im Kölner Dom

"Dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen"

Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und Konzerte am Kölner Dom prägte er fast 40 Jahre. An diesem Sonntag verabschiedet sich Domkapellmeister Eberhard Metternich von der Leitung der Dommusik. Er hinterlässt große Fußstapfen.

Autor/in:
Mathias Peter
So war der scheidende Domkapellmeister über Jahre im Kölner Dom zu erleben: als engagierter Chorleiter des Domchores und des Vokalensembles Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
So war der scheidende Domkapellmeister über Jahre im Kölner Dom zu erleben: als engagierter Chorleiter des Domchores und des Vokalensembles Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Für die vielen Sängerinnen und Sänger der Dommusik ist es immer noch fast unvorstellbar, aber an diesem Sonntag wird Kölns Domkapellmeister das letzte Mal in der Kathedrale in einer Messe dirigieren. 

Mit seiner Mischung aus Humor, toller Musikalität und der Begeisterung für das Singen führte Eberhard Metternich die Kölner Dommusik 38 Jahre lang, leitete den Domchor, der der Knabenchor am Dom ist, und das Vokalensemble Kölner Dom, das als Kammerchor für junge Erwachsene 1996 etabliert wurde. Insgesamt gründete Metternich mehrere Chöre. 

Eberhard Metternich leitet den Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eberhard Metternich leitet den Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti ( DR )

1987 gab es lediglich den Domchor, dann folgte 1989 der Mädchenchor am Kölner Dom, dessen Leitung Domkantor Oliver Sperling nach einiger Zeit übernahm, die Kölner Domkantorei 1995 und 1996 das Vokalensemble Kölner Dom.

Ausbau der Dommusik

Über die Jahre gelang es Metternich, die Dommusik erheblich auszubauen. Die Domsingschule in Lindenthal existierte zwar schon, als der damals 28-Jährige seinen Dienst antrat, aber der aus Limburg stammende Metternich erweiterte sie nach und nach. Heute enthält das Chorzentrum im Kardinal-Höffner-Haus in Köln-Lindenthal die Grundschule, eine Musikschule, diverse Probenräume, eine Mensa und vieles mehr. 

Die Knaben und Mädchen erhalten gleichberechtigt eine umfangreiche musikalische Ausbildung, zu der auch der christliche Glaube gehört. In der Regel gehen die jungen Sängerinnen und Sänger im Dom zur Erstkommunion und Firmung. 

Ein Konzert in der Sixtinischen Kapelle gehörte für Eberhard Metternich zu seinen persönlichen Highlights / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ein Konzert in der Sixtinischen Kapelle gehörte für Eberhard Metternich zu seinen persönlichen Highlights / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auch für Metternich gehört zu seinem Amt als Domkapellmeister natürlich auch der Glaube dazu, wie er im Gespräch mit DOMRADIO.DE erklärte: "Mir persönlich hat es immer viel bedeutet, mich in einer langen Tradition von Menschen zu sehen, die jahrhundertelang Kirchenmusik betrieben und damit stets die Botschaft Jesu Christi weitergegeben haben. Ich selbst bin – sicher auch bedingt durch meine katholische Sozialisation in Limburg – sehr im Glauben und in der Kirche verwurzelt. Später hat mir gerade die Kirchenmusik immer geholfen, meine Kreativität in Bahnen zu lenken." 

Kinder erhalten umfangreiche Ausbildung

Dass Singen speziell für junge Menschen eine tolle Sache ist, das erlebte Metternich selbst als Junge bei den Limburger Domsingknaben: "Ich habe mit neun Jahren im Limburger Knabenchor angefangen und in den dann folgenden elf Jahren viel erlebt: tolle Literatur gesungen – auch solistisch – und unvergessliche Reisen unternommen."

Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste war für Eberhard Metternich immer zentral, bei allen Aktivitäten der Dommusik mit geistlichen Konzerten oder Einsätzen in Oper und Philharmonie. Deswegen war für alle Sängerinnen und Sänger der Domchöre klar, dass sie nicht etwa nur Konzerte mitsingen können, sondern dass das Mitwirken bei den Domgottesdiensten selbstverständlich und Grundlage für das Singen in den Domchören ist.

Regelmäßig sind die Kinder der Kölner Dommusik an Opernprojekten beteiligt.  / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regelmäßig sind die Kinder der Kölner Dommusik an Opernprojekten beteiligt. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Metternich hat ohne Frage am Kölner Dom eine ganze Ära geprägt, viele Musikerinnen und Musiker sind aus den Chören des Domes hervorgegangen, immer wieder berichten ehemalige Sänger von der schönen und prägenden Zeit am Kölner Dom. 

Angesichts der Fülle der Auftritte und Konzertreisen fällt es Metternich in Gesprächen mit DOMRADIO.DE etwas schwer, sich auf besondere Highlights festzulegen. Er verweist etwa auf das Pueri cantores-Festival 2004 in Köln oder das Singen bei einer Papstmesse im Petersdom bei Papst Benedikt. Bis zum Schluss probte und dirigierte der 66-Jährige seine Chöre mit großem Engagement

Nachfolger steht schon seit einem Jahr fest

Nur bei einer Sache hielt er sich konsequent und vorbildlich heraus: Die Suche nach einem Nachfolger übernahm eine Kommission des Erzbistums Köln, bestehend u. a. aus Mitgliedern des Domkapitels und Kirchenmusikern wie Domkantor Oliver Sperling. 

Alexander Niehues (Kölner Dom)

Ab 1. September übernimmt der gebürtige Mainzer Alexander Niehues, der zurzeit noch Kantor in Düsseldorf ist. So war bereits ein Jahr vor Metternichs Ausscheiden klar, wer das Amt übernimmt, die Dommusik hatte dadurch Planungssicherheit. Den Sängern gegenüber betonte Metternich mehrmals, dass er wünscht und hofft, dass niemand die Chöre verlässt, nur weil er aufhört. 

Das Vokalensemble Kölner Dom  (Kölner Dommusik)

Jetzt steht das letzte Kapitelsamt unter seiner Leitung an, der Domchor und das Vokalensemble singen gemeinsam. In der Auswahl der Werke für den Gottesdienst lässt sich auch etwas über Metternichs musikalische Vorlieben erkennen. Natürlich erklingen "Klassiker" wie die berühmte Missa Papae Marcelli von Palestrina, der langjährige Domkapellmeister förderte aber auch sehr die zeitgenössische Musik und leitete zahlreiche Uraufführungen, etwa von Klaus Wallrath oder Lisa Streich, suchte immer wieder neue musikalische Herausforderungen für seine Chöre. 

So erklingt am Sonntag vom Schweizer Komponisten Frank Martin das Sanctus aus dessen moderner Messe für Doppelchor.  Mit der wunderschönen Motette "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ von Felix Mendelssohn Bartholdy wird Metternich dann das letzte Mal im Rahmen eines Gottesdienstes dirigieren. Bei einem anschließenden Empfang und einer internen Feier der Dommusik haben dann Gäste, Weggefährten und die Sängerinnen und Sänger der Dommusik Gelegenheit, sich vom Domkapellmeister zu verabschieden.

Musik wieder als Hobby

Und wie geht es dann für den langjährigen Chorleiter und Professor an der Kölner Musikhochschule weiter? Er hofft, dass die Musik nach so vielen hauptamtlichen Jahren wieder zu einem Hobby von ihm wird, das hat er in mehreren Interviews gesagt. Der Abschied wird sicher nicht nur den Sängerinnen und Sängern schwerfallen, aber nach fast 40 Jahren Dienst am Dom hat sich Metternich den Ruhestand sicher mehr als verdient. 

Kölner Dommusik: Die vier Chöre am Kölner Dom

Die Kölner Dommusik besteht aus vier Chören und hat mit diesen den Auftrag die Gottesdienste an der berühmten Kölner Kathedrale, dem Kölner Dom, musikalisch auf hohem Niveau zu gestalten. Darüber hinaus ist sie als Kulturbotschafter auch außerhalb Kölns eine feste Größe.

Der Mädchenchor am Kölner Dom ist einer der vier Domchöre / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Mädchenchor am Kölner Dom ist einer der vier Domchöre / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!