Domdechant ruft zu Bescheidenheit und Blick auf Wesentliches auf

"Wer bescheiden ist, weiß Bescheid"

Domdechant Robert Kleine hat daran erinnert, wie Jesus die Maßstäbe umkehrt. Auch in der Kirche müsse gelten, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Zugleich würdigte er das Wirken von Domkapellmeister Eberhard Metternich.

Domdechant Monsignore Robert Kleine stellte in seiner Predigt zum zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Evangelium vom Gastmahl ins Zentrum. Jesus beobachtet dort, wie Gäste sich die Ehrenplätze sichern, und warnt, dass wer sich selbst erhöht, erniedrigt wird. Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht. Kleine betont, dass es Jesus nicht um Benimmregeln gehe, sondern um eine geistliche Haltung. Es gehe um das Reich Gottes – und um die Einladung zu einem Mahl, bei dem Gott selbst der Gastgeber sei.

Kleine verweist auf das himmlische Jerusalem als Ort der Gemeinschaft, wie ihn die Gotik und der Kölner Dom abbilden. Wenn Gott der Gastgeber ist, verlieren menschliche Maßstäbe von Rang und Ansehen ihre Bedeutung. Jesu Beispiel, der beim letzten Abendmahl selbst den niedrigsten Dienst übernahm, zeige, dass der erste Platz nicht den Lauten oder Wichtigen gehöre, sondern denen, die dienen.

Vom Evangelium zu Metternich

Diese Haltung sei auch Thema der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach, die zur Bescheidenheit aufruft. Bescheidenheit bedeute, über sich selbst Bescheid zu wissen – über die eigenen Möglichkeiten, aber auch über die eigenen Grenzen. Ein bescheidener Mensch verliere die Bodenhaftung nicht, bleibe demütig, urteilsfähig – und könne mit sich und anderen angemessen umgehen.

Kleine zieht den Bogen zur Dommusik und würdigt das jahrzehntelange Wirken von Domkapellmeister Eberhard Metternich, der an diesem Tag verabschiedet wird. Metternich, so Kleine, habe über Jahrzehnte mit großer musikalischer und menschlicher Kompetenz Kinder, Jugendliche und Erwachsene geprägt, ihnen eine musikalische Heimat geschaffen und mit der Kölner Dommusik weit über die Kirche hinaus gewirkt.

Menschen eine Heimat geschenkt

Kleine erinnert an wichtige Stationen: die Gründung mehrerer Chöre, die Domkonzerte, das Engagement für Nachwuchsförderung und musikalische Bildung sowie internationale Chorfestivals. Dabei betont er: Metternich habe nicht nur Klangkörper geformt, sondern Werte vermittelt – Disziplin, Gemeinschaftssinn, gegenseitigen Respekt.

Mit einem Zitat eines ehemaligen Chormitglieds fasst Kleine zusammen: Eberhard Metternich habe Menschen eine Heimat geschenkt – musikalisch und persönlich. Seine Arbeit sei gelebte Verkündigung, getragen vom Motto "Singen auf Gottes Wegen". Kleine schließt die Predigt mit einem Dank: "Singet für Gott, spielt seinem Namen" – so, wie es der Antwortpsalm des Tages fordert.

Kurz vor Ende der Messe überreichte der Präsident des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes für Deutschland, Domkapitular Msgr. Markus Bosbach, dem scheidenden Domkapellmeister noch die Orlando-di-Lasso-Medaille für dessen Engagement auf dem Gebiet der Kirchenmusik. 

Der Allgemeine Cäcilien-Verband für Deutschland verleiht diese Medaille nur in besonderen Fällen aufgrund "herausragender kirchenmusikalischer Verdienste auf musikforschendem, kompositorischem, musikkulturellem wie musikerzieherischem Gebiet".

Mit dem Kapitelsamt endete die 38-jährige Ära von Eberhard Metternich, der im September in den Ruhestand geht. Zum 1. September tritt der Düsseldorfer Kantor Alexander Niehues an. Er hatte sich bereits vor einem Jahr in einem Bewerbungsverfahren durchgesetzt. Symbolhaft erhielt er nach dem Gottesdienst einen historischen Zeigestab aus dem Fundus des Kölner Domes überreicht, um die Amtsübergabe vom bisherigen zum neuen Domkapellmeister zu verdeutlichen. 

 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )
Amtsübergabe nach 38 Jahren: Alexander Niehues (Mitte) übernimmt von Eberhard Metternich (links), rechts Dompropst Guido Assmann.

Niehues ist gebürtiger Mainzer, studierte u. a. Gesangspädagogik und Kirchenmusik, war bis zum 31. August 2025 Kantor an der Päpstlichen Basilika St. Lambertus in Düsseldorf.


DOMRADIO.DE hat am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Dompropst Guido Assmann übertragen. Es sang der Kölner Domchor und das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich.

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde Domkapellmeister Eberhard Metternich nach 38 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Unter seiner Leitung ist die Musikschule des Kölner Domchores erweitert und 1991 die Konzertreihe Geistliche Musik am Dreikönigsschrein gegründet worden. Als Nachfolger tritt zum 1. September Alexander Niehues die Stelle des Domkapellmeister an.

Im Gottesdienst erklangen Ordinariumsvertonungen aus verschiedenen Messen, darunter die "Missa Papae Marcelli" von Giovanni Pierluigi da Palestrina und die "Messe für Doppelchor" von Frank Martin sowie verschiedene Liedsätze. Die Orgel des Domes spielte Winfried Bönig.

Evangelium zum 22. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C): Lukas 14,1.7-14

Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis.

Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. (Lk 14,1.7-14)

Auslegung zum Sonntagsevangelium von Beda dem Ehrwürdigen

Aus der allgemeinen Schlussfolgerung, die angefügt wird, ist klar ersichtlich, dass die vorangehende Rede des Herrn geistlich zu verstehen ist. Denn nicht jeder, der sich vor den Menschen erhöht, wird erniedrigt; und nicht jeder, der sich vor den Menschen erniedrigt, wird von ihnen erhöht. Wer aber wegen seiner Verdienste hochmütig wird, wird vom Herrn erniedrigt; und wer bei seinen guten Taten demütig bleibt, wird von ihm erhöht werden.

Beda der Ehrwürdige (672/673–735, englischer Benediktinermönch und Kirchenlehrer), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 697, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!