Diskussion um Rolle der Kirchen in Gesellschaft prägt Kirchentag

Ort der Diskussion und Debatte

Eine Frage wird auf dem Kirchentag in Hannover gefühlt überall angesprochen: Sollen sich die Kirchen zur Tagespolitik äußern? Unser Redakteur Roland Müller hat über dieses Thema heute mit einer Ministerin und einem Bischof gesprochen.

Autor/in:
Roland Müller
Eine junge Frau hält einen Kirchentagsschal mit der Losung "mutig - stark – beherzt" zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover.  / ©  Heike Lyding
Eine junge Frau hält einen Kirchentagsschal mit der Losung "mutig - stark – beherzt" zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover. / © Heike Lyding

Heute war es so weit: Ein Gewitter ist über Hannover hereingebrochen. Zwar war es nur ein kleiner Sturm mit ein wenig Regen, aber das hervorragende Wetter mit strahlender Sonne und einer Sommertemperatur von knapp 30 Grad ist für den Moment erst einmal vorbei. Das tut jedoch der guten Stimmung beim Kirchentag keinen Abbruch. Immer noch sind viele tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Messehallen oder der Hannoveraner Innenstadt unterwegs – und auch das Außenprogramm wurde nach einer kurzen Unterbrechung wieder aufgenommen.

Redakteur Roland Müller interviewt Ministerin Svenja Schulze. / © Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (DR)
Redakteur Roland Müller interviewt Ministerin Svenja Schulze. / © Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( DR )

Keine Pause macht unterdessen die Diskussion um die Rolle der Kirchen in der Gesellschaft. Konkret geht es darum, ob und wie sich Religionsgemeinschaften zur Politik äußern sollten. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hatte diese eigentlich altbekannte Debatte durch ihre Kritik an den Kirchen vor knapp einem Monat mit einem Interview mit DOMRADIO.DE wieder hervorgeholt – und seitdem äußern sich immer wieder Politiker, Kirchenleute oder Journalisten zu dem Thema. Beim Kirchentag wird in vielen Wortbeiträgen gefordert, dass unsere Gesellschaft eine starke Stimme der Kirchen braucht.

SPD-Politikerin wünscht sich starke kirchliche Stimme

Genau das hat auch die SPD-Politikerin Svenja Schulze angemahnt. Ich habe die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit heute kurz vor ihrem Auftritt beim Kirchentag interviewt. Das Gespräch war von einer großen Wertschätzung für die Kirchen geprägt. "Ich wünsche mir eine starke Stimme der Kirchen", sagte Schulze. "Wir würden sehr viel verlieren, wenn eine der größten Nicht-Regierungsorganisationen, die wir haben, verstummen würde." 

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer wird als Kirchenmann diesen Aussagen einer Ministerin sicherlich freudig zustimmen. Doch der katholische Oberhirte, zu dessen Diözese Hannover gehört, sieht die Debatte um die Kritik Klöckners ein wenig kritisch: "Ich glaube, diese Debatte ist überhitzt." Heute war so etwas wie mein Interview-Tag und ich habe auch mit Wilmer gesprochen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass das Evangelium grundsätzlich politisch sei. Doch wenn es um konkrete Fragen gehe, solle sich die Kirche lieber zurückhalten, meint der Bischof. "Dafür sind die Profis da." 

Wird es ökumenische Christentreffen geben?

Ein Kirchentag ist ein Ort der Diskussion und Debatte – und deswegen ist es genau richtig, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter mit der Frage von Kirche und Politik beschäftigen. Die unterschiedlichen Ansichten von Schulze und Wilmer zeigen eindeutig, dass es bei Themen wie diesen eines stetigen Ringens bedarf. Vielleicht ja in Zukunft auch bei einem ökumenischen Christentreffen? Denn die Kirchen müssen sich die Frage gefallen lassen, ob es nicht sinnvoll wäre, Kirchen- und Katholikentage dauerhaft zusammenzulegen. Bischof Wilmer zeigt sich im Interview dafür jedenfalls offen.

Quelle:
DR

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