Die Sommersonnenwende markiert den längsten Tag des Jahres

Von nun an geht's bergab

Johannisfeuer, Kräuterwanderungen und feuchtfröhliche Feiern: Der Tag der Sommersonnenwende wird schon seit Jahrtausenden begangen. Am 21. Juni ist der längste Tag des Jahres. Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer.

Autor/in:
Von Christoph Arens
Sonnenuntergang auf Usedom / © Joachim Heinz (KNA)
Sonnenuntergang auf Usedom / © Joachim Heinz ( KNA )

"Von nun an ging's bergab...", sang einst Hildegard Knef. Sie bezog das ironisch auf ihr künstlerisches Leben. Doch lässt sich dieser Titel gut auf den Tag der Sommersonnenwende beziehen.

Sonnenaufgang 5.18 Uhr, Sonnenuntergang 21.48 Uhr: Der längste Tag des Jahres dauert, jedenfalls in Bonn, 16,5 Stunden. In Kiel geht die Sonne bereits um 4:44 Uhr auf und und 21.58 Uhr unter - das macht eine Tageslänge von 17 Stunden und rund 14 Minuten. Noch unmerklich zunächst, werden die Tage dann wieder kürzer. Ende des Monats ist die Tageslänge schon um vier Minuten geschrumpft.

Höchster Sonnenstand am Wendekreis des Krebses

Am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand über der Nordhalbkugel der Erde. Diese auch als Wendekreis des Krebses bezeichnete Position liegt bei 23° 26· nördlicher Breite, also auf Höhe der Sahara. Verantwortlich für die Jahreszeiten und die unterschiedlichen Tageslängen ist, dass die Drehachse der Erde schief zur Sonne steht. Dadurch verschiebt sich die Sonnenposition von Tag zu Tag. Am Mittsommertag neigt sich die Erdachse genau auf die Sonne zu.

Sommer

Jahreszeiten entstehen, weil die Erde die Sonne umkreist und dabei die Erdachse nicht im rechten Winkel zur Umlaufbahn steht, sondern um 23,4 Grad geneigt. Auf dem Teil der Erde, der der Sonne jeweils näher zugewandt ist, herrschen wärmere Temperaturen. Dort ist dann Sommer. Deswegen gibt es auch einen Nord- und einen Südsommer, je nachdem, ob die Nord- oder Südhalbkugel der Sonne näher ist.

Sonnenuntergang in Neppermin auf Usedom / © Joachim Heinz (KNA)
Sonnenuntergang in Neppermin auf Usedom / © Joachim Heinz ( KNA )

Bewohner der Nordhalbkugel freuen sich über den Beginn der wärmsten Jahreszeit. Das liegt daran, dass den nördlichen Teil des Globus dann viel mehr Sonnenenergie erreicht. Die Atmosphäre und die Erdoberfläche dort wärmt im Laufe des Sommers immer weiter auf.

Sonnwendtage sind wohl die ältesten Feiertage überhaupt. Mit Festen und Feuern sollten böse Dämonen, Geister und Krankheiten vertrieben werden; das Licht und die Wärme wurden gefeiert, eine gute Ernte erhofft.

Tausende Jahre alte Tradition der Sonnwendfeiern

Ausgrabungen und alte Bauwerke zeigen, dass Menschen schon vor mehreren Tausend Jahren die Sommer- und parallel dazu die Wintersonnenwende genau zu berechnen versuchten. Etwa die mehr als 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, die erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurde: Die Tore und Wege zu der Anlage sind auf jene Punkte am Horizont ausgerichtet, an denen damals die Sonne zur Wintersonnenwende auf- und unterging.

Bei dem mehr als eineinhalb Jahrtausende jüngeren Stonehenge in England scheint dagegen die Sommersonnenwende die Hauptrolle gespielt zu haben. Das hufeisenförmige Ensemble von Steintoren im Zentrum, das etwa zur selben Zeit entstand wie die großen Pyramiden in Ägypten, wies auf den Sonnenaufgang am Mittsommertag.

Auch die christliche Kirche beging die Sonnenwende, deutete die heidnischen Bräuche aber um. Der 24. Juni ist das Hochfest der Geburt des Täufers Johannes und liegt damit genau ein halbes Jahr vor dem Fest der Geburt Jesu. Schon im späten Mittelalter wurden Johannisfeuer aufgeschichtet, Gottesdienste und Feste um das Feuer gefeiert.

Christliche Nutzung des Sonnenhöchststandes

Manche Kirche fängt die Sonnenstrahlen zur Sommersonnenwende auch gezielt ein: In der Klosterkirche in Maulbronn etwa fallen die Sonnenstrahlen am 21. Juni, wenn die Sonne zwischen 11 und 12 Uhr ihren höchsten Stand erreicht, durch eines der roten Glasfenster. Sie treffen die Dornenkrone der Christusfigur am Kreuz - es wirkt, als ob sie blutet.

Allerdings wird die Sommersonnenwende in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch vereinzelt gefeiert, weil die Nazis das Fest missbrauchten. SS-Chef Heinrich Himmler legte besonderen Wert auf die Pflege vermeintlich germanischer Bräuche und wollte dadurch christliche Feste verdrängen.

Mystische Feiern

Immer noch wird die Sonnenwende im Lippischen in Nordrhein-Westfalen begangen. Im Mittelpunkt: die Externsteine bei Detmold, die auch als Stonehenge des Teutoburger Waldes bezeichnet werden. Esoteriker, Alt-Hippies und junges Publikum, das Party machen will, pilgern zu den mystischen 13 Sandsteinfelsen, die bis zu 40 Meter in den Himmel ragen.

Viel verwurzelter ist das Fest in Schweden; dort ist die Sommersonnenwende ein offizieller Feiertag, der immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni begangen wird, in diesem Jahr also am 25. Juni. Auch die übrigen skandinavischen Länder und das Baltikum sind in der kommenden Woche in Feierstimmung. Denn je nördlicher man kommt, desto länger bleibt im Sommer die Sonne am Himmel. Am Polarkreis wird es gar nicht dunkel.

Quelle:
KNA