Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen sortiert sich neu

Erstmals orthodoxer Vorsitzender?

Mit ihren 17 Mitgliedskirchen vertritt die ACK 50 Millionen Christen in Deutschland, ist jedoch weniger bekannt als die beiden großen Kirchen. Nun wählen die Delegierten einen neuen Vorstand - und haben eine echte Wahl.

Das Kölner Ökumenekreuz (DR)
Das Kölner Ökumenekreuz / ( DR )

Bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) stehen in diesem Frühjahr gleich mehrere Personalwechsel an. Der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, gibt sein Amt als Vorsitzender satzungsgemäß nach zwei dreijährigen Amtsperioden ab. Zugleich endet die Amtszeit der katholischen Referentin und Geschäftsführerin der ACK-Geschäftsstelle, der Ökumenischen Centrale in Frankfurt am Main, Elisabeth Dieckmann.

Außerdem hat der evangelische Referent Marc Witzenbacher, der zugleich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortete, überraschend gekündigt und zum 1. März die Leitung des Koordinationsbüros der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) 2021 in Karlsruhe übernommen.

Für einen kleinen Betrieb wie die ACK ist das eine ganze Menge an Veränderung. Aber anders als vor zehn Jahren, als die damalige Geschäftsführerin Barbara Rudolph kurzfristig als Oberkirchenrätin zur rheinischen Landeskirche wechselte, geht es diesmal geordneter zu. Und anders als damals, als die ACK durch Zuschusskürzungen ihrer beiden größten Mitgliedskirchen unter Druck stand, stehen auch keine Sparmaßnahmen an. Im Gegenteil, erst vor wenigen Wochen wurde eine neue Sachbearbeiterstelle mit Schwerpunkt kirchliches Veranstaltungsmanagement ausgeschrieben.

Wer tritt die Nachfolge von Bischof Wiesemann an?

Dieckmann hatte ihre Rückkehr ins Erzbistum München und Freising, wo sie vor ihrer ACK-Tätigkeit beschäftigt war, rechtzeitig angekündigt. Ihre Nachfolgerin steht bereits fest: Es ist die katholische Theologin Verena Hammes, die durch ihre frühere Tätigkeit als Referentin der Projektstelle "Ökumene vor dem Reformationsgedenken 2017" im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz ökumenisch bestens bewandert und gut vernetzt ist. Inzwischen hat sie an der Universität Münster ihre Promotion zum Thema "Die ökumenische Dimension des Reformationsgedenkens 2017" abgeschlossen.

Offen ist dagegen, wer die Nachfolge Wiesemanns als Vorsitzender übernimmt. Wiesemann, der seit 2016 den Vorsitz der Glaubenskommission der Bischofskonferenz innehat, ist nicht wieder für die ACK delegiert worden - hier folgt ihm der Limburger Bischof Georg Bätzing, der auch katholischer Gastgeber des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt ist. Im Vorstand vertritt die katholische Kirche künftig der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, der seit 2013 eines von fünf ständigen stellvertretenden Vorstandsmitgliedern der ACK ist.

Die Position des Vorsitzenden wurde seit der Neukonstituierung der ACK 1992 - und zuvor ähnlich in den Vorgängerorganisationen in der alten Bundesrepublik und in der DDR - meist im Wechsel von Delegierten der evangelischen und katholischen Kirche übernommen, die kleineren Kirchen kamen selten zum Zuge. Nun sind viele der Ansicht, dass die Zeit reif sei für einen orthodoxen ACK-Vorsitzenden - bilden die schätzungsweise zwei Millionen orthodoxen Christen doch längst die drittgrößte und zugleich am stärksten wachsenden christliche Konfession in Deutschland.

Mitgliederversammlung am 3. und 4. April

Als Kandidat mit langjähriger und vielfältiger ökumenischer Erfahrung stünde dafür der Kölner Erzpriester Constantin Miron bereit. Er war in den vergangenen Jahren im Vorstand der Bundes-ACK und schon 1998 erster orthodoxer Vorsitzender der ACK in Nordrhein-Westfalen. Er gehört allerdings zum orthodoxen Patriarchat von Konstantinopel, und das macht die Situation angesichts der anhaltenden innerorthodoxen Krise wegen der kirchlichen Situation in der Ukraine kompliziert.

Fraglich ist, wie die russisch-orthodoxen Bistümer bei einer Wahl Mirons reagieren würden - als die ACK und der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg im Januar den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos für sein ökumenisches Lebenswerk ehrten, glänzten die russischen Mitglieder beider Dachverbände durch Abwesenheit.

Falls sich die ACK-Delegierten von dieser Aussicht beeindrucken lassen, dürfte der evangelische Bischof Martin Hein, bisher einer der beiden Stellvertreter, neuer Vorsitzender werden. Hein, der von 2003 bis 2016 auch dem ÖRK-Zentralausschuss angehörte, geht im September als Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in den Ruhestand - und hätte dann Kapazitäten frei. Jedenfalls hat die ACK-Mitgliederversammlung am 3. und 4. April in Hofgeismar eine echte Wahl.

Von Norbert Zonker


Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA
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