Die 59. Berliner Filmfestspiele gehen zu Ende

Ein Wettbewerb mit starken Frauen und vielen Lachern

Wenn heute Abend mit der feierlichen Verleihung des Goldenen Bären die 59. Internationalen Berliner Filmfestspiele zu Ende gehen, wird die Bilanz in einer Hinsicht schon mal positiv ausfallen: Es wurde selten so viel gelacht. Und das nicht nur, weil der "Rosarote Panther 2" im Rahmen des Wettbewerbprogramms Premiere feierte.

Autor/in:
Barbara Schweizerhof
 (DR)

Mit Filmen wie "Chéri" von Stephen Frears, "Happy Tears" von Mitchell Lichtenstein und "My One and Only" von Richard Loncraine schlug die Berlinale diesmal ungewohnt leichte Töne an.

Wo sonst Dramen über das Elend in der Welt, über missbrauchte Kinder und tote Mütter dominieren, herrschte dieses Mal der Wille vor, den Dingen eine komische Seite abzugewinnen. Nicht immer lag das unbedingt in der Absicht der Regisseure: Wenn etwa der Franzose Francois Ozon in seinem Film "Ricky" einem Baby Flügel verleiht, so wurde aus dem, was für den Autor eine komplexe Metapher war, für das Publikum eine veritable Lachnummer. Mit den Banalitäten des Beziehungsdramas "Alle Anderen" der deutschen Regisseurin Maren Ade verhält es sich ähnlich.

Zur engeren Auswahl der für einen Goldenen Bären in Frage kommenden Filme gehören aber wie immer die Filme dramatischen Inhalts, wobei die Meinungen selten wie nie auseinandergehen. Für die internationale Kritik gibt es einen klaren Favoriten: "London River" von Rachid Bouchareb. Darin begegnen sich in den Nachwehen der Londoner Attentate im Juli 2005 eine englische Mutter und ein afrikanischer Vater auf der Suche nach ihren jeweiligen Kindern.

Die Entdeckung, dass ihre Tochter mit einem Schwarzen zusammen war, kommt für die Mutter zunächst als großer Schock daher, den sie schließlich aber überwindet. Der Afrikaner und die Engländerin entdecken über die Sorge um das Schicksal ihrer verschwundenen Kinder weitere Gemeinsamkeiten. Boucharebs Film erzählt in stimmungsvoller Melancholie von der Überwindung von Vorurteilen, muss sich aber vorwerfen lassen, es seinen Figuren auch sehr einfach zu machen.

Zwei Deutsche überraschen
Hoch in der Gunst der deutschen Kritiker stehen in diesem Jahr vor allem zwei Filme, die zur allgemeinen Überraschung beide von deutschen Regisseuren gemacht sind: Zum einen Hans-Christian Schmids am internationalen Gerichtshof in Den Haag angesiedeltes Drama "Sturm", das er in englischer Sprache mit europäischer Starbesetzung drehte. Zum anderen auch das Beziehungsdrama "Alle Anderen" von Maren Ade, in dem ein junges Paar in Ferien auf Sardinien seine erste ernsthafte Krise durchlebt.

Weitere heiße Kandidaten, wenn nicht auf den Goldenen Bären, so zumindest auf den Regie- oder einen Drehbuchpreis sind der iranische Film "About Elly", in dem das mysteriöse Verschwinden einer Frau einen Freundeskreis durcheinanderbringt, und die amerikanische Produktion "The Messenger", der zwei Soldaten bei der schwierigen Aufgabe der Hinterbliebenenbenachrichtigung zeigt.

Ben Foster, der die Hauptrolle in "The Messenger" spielt, wird ebenfalls als Favorit für die Auszeichnung als bester Schauspieler gehandelt, wobei ihm hier der Leinwandveteran Tommy Lee Jones, der in Bertrand Taverniers ansonsten etwas untergegangenem "In the Electric Mist" einen kauzigen Mordermittler gibt, den Rang ablaufen könnte.

Harte Konkurrenz beim Preis für die weiblichen Hauptrolle
Die härtere Konkurrenz gibt es um den Preis für die weiblichen Hauptrolle, denn selten wie nie zeichnete sich das Programm durch starke Frauenfiguren aus. Kerry Fox als Staatsanwältin im Kriegsverbrecherprozess in "Sturm" müsste sich hier gegen Michelle Pfeiffer, die in "Chéri" eine glanzvolle Kurtisane in den besten Jahren gibt, durchsetzen. Beeindruckt haben aber auch die jüngeren Darstellerinnen im peruanischen Film "Milk of Sorrow" und dem ungarischen Rache-Drama "Katalin Varga".

Viele hätten in diesem Kreis auch gerne Heike Makatsch gesehen, die in Kai Wessels "Hilde" in einer schauspielerischen Tour de force als Hildegard Knef zu überzeugen weiß. "Hilde" jedoch feierte in der Sonderreihe "Berlinale Special" Premiere - eine Entscheidung, die das Publikum kaum nachvollziehen mochte. Wessels sorgfältig ausgestattetes und aufwändig produziertes Biopic über eine der berühmtesten Schauspielerinnen aus Deutschland ist ein sehr unterhaltsames Drama geworden, das en Detail die wechselvolle Geschichte eines Ausnahmetalents erzählt.

Der Film ist allerdings beschränkt auf den Zeitraum vom Eintritt in die Schauspielschule in Babelsberg 1943 bis zum großen Triumph in der Berliner Philharmonie 1966. Doch wenn der Film - wie nun abzusehen - beim Publikum gut ankommt, könnte eine Fortsetzung noch folgen, das Leben der Knef gäbe noch genug Stoff ab.