DOMRADIO.DE: Das Alfred-Delp-Studiennetzwerk bietet ein Förderprogramm für Studierende an. Worum geht es da konkret?
Simon Kolter (Alumnus im Leitungsteam des Alfred-Delp-Studiennetzwerks und Lehrer im Schuldienst des Erzbistums Köln): Das Alfred-Delp-Studiennetzwerk ist eng mit dem Jesuitenorden verbunden und hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen in Ausbildung und Studium durch ganzheitliche Persönlichkeitsbildung zu unterstützen. Die Grundlage für das Förderprogramm des Netzwerks bildet die ignatianische Spiritualität. Die Fellows, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms heißen, bekommen einen Mentor oder eine Mentorin an die Seite gestellt und nehmen an den Ausbildungselementen der Förderung teil.
DOMRADIO.DE: Es gibt viele Stipendien- und Förderprogramme für Studierende. Was unterscheidet das Alfred-Delp-Studiennetzwerk von anderen Angeboten?
Kolter: Unser Förderjahrgang ist überschaubar. Wir sind im vergangenen Jahr mit einem Kurs von etwa 20 Personen gestartet. Dadurch ist der Austausch untereinander sehr intensiv. Außerdem gibt es bei uns eine große Offenheit für alle Menschen. Man muss etwa nicht zwangsläufig Mitglied der katholischen Kirche sein. Wer sich für die Förderung des Studiennetzwerks bewirbt, sollte aber eine grundsätzliche Bereitschaft mitbringen, sich aktuellen und persönlichen Fragen zu stellen und sie aus einem christlichen Blickwinkel zu betrachten.
Man sollte darüber hinaus offen für die Teilnahme an Exerzitien und Besinnungstagen sein. Die Erfahrungen dort sollen wichtige Impulse für den eigenen Ausbildungs- und Lebensweg geben und zu einem Engagement vor Ort motivieren. Dieses Profil unterscheidet sich von anderen Stipendienwerken.
DOMRADIO.DE: Sie haben bereits die ignatianische Spiritualität erwähnt. Was bedeutet das?
Kolter: Zum einen bedeutet das, offen dafür zu sein, sich aus einem philosophisch-theologischen Blickwinkel mit den Fragen der Zeit zu beschäftigen. Das passiert etwa bei den Jahrestreffen des Netzwerks oder bei Online-Seminaren. Dort beschäftigen wir uns nicht nur mit kirchlichen Themen, sondern vor allem auch mit gesellschaftlich und politisch relevanten Fragestellungen. Zum anderen geht es ganz konkret um die Spiritualität der Exerzitien in der Tradition des heiligen Ignatius von Loyola, der den Jesuitenorden gegründet hat.
Im ersten Jahr der Förderung erhalten die Fellows eine Einführung in die geistlichen Übungen, in den Folgejahren können sie sich dann unterschiedliche spirituelle Angebote aussuchen. Es geht darum, Reflexion einzuüben und Raum für Stille zu finden. Die ignatianische Spiritualität ist eine wichtige Ressource und kann das Studium stark bereichern, denn sie hat die ganzheitliche Bildung der Persönlichkeit als Ziel.
DOMRADIO.DE: Bis Sonntag kann man sich noch für die Förderung des Alfred-Delp-Studiennetzwerks bewerben. Warum lohnt es sich, dabei zu sein?
Kolter: Wenn man Lust darauf hat, die Gesellschaft mitzugestalten, dann ist die Überlegung sehr hilfreich, was einem selbst Kraft gibt. Das Förderprogramm bietet total viel, um sich inspirieren zu lassen und seinen Platz in der Welt zu finden. Das können natürlich die Exerzitien und die ignatianische Spiritualität sein. Aber das Studiennetzwerk macht auch aus, dass man sich über das eigene Studienfach hinaus mit anderen austauscht und vernetzt. Ich habe in meiner Förderzeit sehr viele neue Menschen kennengelernt und damit Einblicke gewonnen, die ich sonst nicht bekommen hätte. Auch die Begleitung durch einen Mentor oder eine Mentorin unterstützt und gibt viel Kraft.
DOMRADIO.DE: Bewerben sich für das Förderprogramm nur Theologiestudierende?
Kolter: Überhaupt nicht. Man könnte vielleicht denken, dass sich die Inhalte des Studiennetzwerks nur an Theologen oder Philosophen richten – dem ist aber nicht so. Es gibt unter den Alumni mehrere Mediziner, einen Absolventen der Forstwissenschaften, Politikwissenschaftler, eine Gesangsstudentin oder Menschen aus dem mathematisch-technischen Bereich. Das ist wirklich sehr breitgefächert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus verschiedenen Studienrichtungen, sind aber durch ihr gesellschaftliches Engagement und ihre Offenheit für die ignatianische Ausrichtung vereint.
Dadurch kann man selbst wachsen und sich weiterentwickeln. Zum Abschluss der Förderung gibt es übrigens eine Studienreise, die mit dem Förderjahrgang aus dem vergangenen Jahr und den Alumni nach Rom ging. Es finden auch immer wieder Regionalgruppentreffen statt. Die Inhalte der Förderung bestimmen die Alumni in einem Leitungsteam, zu dem auch ich gehöre, wesentlich mit.
DOMRADIO.DE: Wie hat Sie persönlich die Förderung durch das Studiennetzwerk geprägt?
Kolter: Nach meinem Abitur habe ich die Förderung der Stiftung Ignatianische Jugendpastoral durchlaufen – das ist die Vorgängerorganisation des Alfred-Delp-Studiennetzwerkes, das es erst seit einigen Jahren gibt. Ich habe zuerst ein duales Studium im öffentlichen Dienst absolviert und dann einen Master in Politikwissenschaft drangehängt. Mein Berufsweg ist dann in anderen Bahnen verlaufen als geplant – seit einem Jahr arbeite ich an einer Schule als Lehrer für Sozialwissenschaften.
Die Begleitung in der Förderung hat sehr viel dazu beigetragen, dass ich meinen Weg so gegangen bin. Auch der Austausch mit den anderen jungen Menschen, die sich gefragt haben, was sie beruflich machen möchten und wie sie die Gesellschaft gestalten können, hat mich stark geprägt. Ohne die Förderung und die ignatianische Spiritualität wäre mein Lebensweg sicher anders verlaufen.