Caritas-Präsidentin fordert erweiterten Blick auf Wehrpflicht

"Ebenso sicherheitsrelevanter Dienst"

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes hat vor einer einseitigen Fokussierung auf militärische Aspekte bei der Diskussion um Wehrpflicht und Sicherheit gewarnt. Man müsse sich gegen alle Sicherheitsrisiken wappnen.

Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz (KNA)
Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz ( KNA )

"Es braucht eine Antwort auf das Unsicherheitsgefühl insgesamt", sagte Eva Maria Welskop-Deffaa der "Frankfurter Rundschau" an diesem Montag.

Welskop-Deffaa erinnerte an die Erfahrungen der Corona-Pandemie, insbesondere die Belastungen durch Homeschooling und Vereinsamung. Diese wirkten bei vielen jungen Menschen noch nach. Dies müsse berücksichtigt werden. "Ein Dienst in einem Altenheim, einem Krankenhaus oder in einer Kita, der mich in einer Pandemie direkten Gesundheitsgefahren aussetzt, ist ein ebenso sicherheitsrelevanter Dienst wie der mit der Waffe", fügte Welskop-Deffaa hinzu. 

Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler ( dpa )

Ähnliches gelte für den Zivilschutz und den Bevölkerungsschutz. "Wir dürfen keine Hierarchisierung der Dienste vornehmen, sondern wir müssen uns gegen alle Sicherheitsrisiken wappnen", unterstrich die Caritas-Präsidentin.

Verantwortung für Gemeinwesen

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, sagte in dem Doppelinterview, Freiwilligkeit stehe für sie an erster Stelle und habe auch für die evangelische Kirche einen hohen Wert: "Und ich finde, wir sollten jetzt nicht nur über Wehrpflicht sprechen, sondern primär darüber, was wir tun müssen, dass sich jeder seiner Verantwortung für das Gemeinwesen bewusst ist und sich aus sich selbst heraus in die Pflicht nehmen lassen kann." Die Dimensionen von Sicherheit seien vielfältig und nicht auf das rein Militärische zu verengen.

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD / ©  epd-bild/Jens Schulze (epd)
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD / © epd-bild/Jens Schulze ( epd )

Der sogenannte Neue Wehrdienst soll laut Regierungskreisen Ende August vom Bundeskabinett beschlossen werden. Er sieht unter anderem vor, dass 18-jährige deutsche Männer einen Fragebogen zur Bundeswehr ausfüllen und ab 2028 auch wieder zur Musterung gehen müssen. Das Gesetz soll zugleich eine mögliche Reaktivierung der Wehrpflicht vorbereiten, wofür es aber keinen Automatismus geben soll. Derzeit können Deutsche ab 17 Jahren 7 bis 23 Monate lang freiwillig Wehrdienst leisten.

Bundesfreiwilligendienst

Der Bundesfreiwilligendienst ist der Nachfolger des Zivildienstes. Der größte Unterschied zum Pendant der einstigen Wehrpflicht: Das BFD-Angebot richtet sich an alle - Frauen und Männer, Junge und Alte, Deutsche und Ausländer. Seit Juli 2011 können sie eine Zeit lang in Krankenhäusern oder Behindertenheimen, aber auch im Bildungs-, Sport- oder Kulturbereich mitarbeiten und sich so für eine menschenfreundliche Zivilgesellschaft einsetzen.

Bundesfreiwilligendienst / © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild (dpa)
Bundesfreiwilligendienst / © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild ( dpa )
Quelle:
epd