Caritas kritisiert Rückführungen nach Syrien

"Politische Symboldebatten"

Aus Deutschland sollten aus Sicht der Caritas derzeit keine Menschen zurück nach Syrien abgeschoben werden. "Rückführungen nach Syrien sind derzeit verantwortungslos", schreibt Caritas-Vorstand Müller in einem Beitrag für Table Media.

Vor den Ruinen im syrischen Harasta haben die Menschen Bäume gepflanzt. / © Marcus Brandt/dpa (dpa)
Vor den Ruinen im syrischen Harasta haben die Menschen Bäume gepflanzt. / © Marcus Brandt/dpa ( dpa )

Das Land sei weiterhin von ethnisch-konfessionellen Spannungen und Kriminalität geprägt, der Wiederaufbau gehe noch schleppend voran, in Großstädten wie Homs, Idlib und Aleppo etwa sei jedes dritte Haus noch unbewohnbar. Zudem seien über 40 Prozent der Krankenhäuser nicht funktionstüchtig, Preise für Nahrungsmittel hätten sich seit dem Sturz des Assad-Regimes um 200 bis 400 Prozent erhöht. "Wer in Syrien lebt, setzt sich großen Risiken aus", betont Oliver Müller. 

Vor diesem Hintergrund kritisiert die Caritas die jüngste politische Debatte in Deutschland, die durch die Äußerungen von Außenminister Johann Wadephul ausgelöst wurde. Diese werde zu selten auf Basis der Fakten geführt, so Müller. "Politische Symboldebatten gefährden Integration und humanitäre Prinzipien gleichermaßen."

Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat mit Raed Saleh (rechts), Minister für Katastrophenschutz in Syrien, ein humanitäres Projekt besucht. / © Marcus Brandt/dpa (dpa)
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat mit Raed Saleh (rechts), Minister für Katastrophenschutz in Syrien, ein humanitäres Projekt besucht. / © Marcus Brandt/dpa ( dpa )

Zudem gehe die Debatte auch an der juristischen Realität vorbei. So sei nur rund ein Prozent der Syrerinnen und Syrer in Deutschland tatsächlich ausreisepflichtig. „Der Entzug eines Aufenthaltstitels folgt klar definierten rechtsstaatlichen Verfahren - er lässt sich nicht durch politische Rhetorik herbeiführen“, mahnt der Caritas-Vorstand.

Verunsicherung bei Syrern in Deutschland

Statt zu helfen, habe die Debatte gerade bei den in Deutschland lebenden Syrern zu großer Verunsicherung geführt. "Selbst Syrer und Syrerinnen mit deutscher Staatsangehörigkeit fragen mittlerweile nach, was die politischen Diskussionen für sie persönlich und die Zukunft ihrer Familie bedeuten könnten“, erklärt Müller. "Machen wir uns klar: Die Menschen, über deren Köpfe hinweg gerade debattiert wird, sind unsere Nachbarinnen und Freunde, unsere Kolleginnen und Kollegen, die Freundinnen und Freunde unserer Kinder."

Oliver Müller wird zum 1. Januar 2025 sein Amt als Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbands antreten / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Oliver Müller wird zum 1. Januar 2025 sein Amt als Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbands antreten / © Philipp von Ditfurth ( dpa )
Oliver Müller

Die Caritas fordert eine Politik, die die Realität in Deutschland und Syrien anerkenne. Es gelte, „humanitäre Hilfe zu sichern, den Wiederaufbau langfristig zu unterstützen, Geflüchtete zu schützen, Integration zu stärken und politische Debatten an den Fakten auszurichten“, sagt Müller.

Über die "Aktion Neue Nachbarn" im Erzbistum Köln

Menschen aus allen Teilen der Welt müssen vor Krieg, Katastrophen, Verfolgung oder bitterer Armut fliehen und kommen nach teils langen Reisen zu uns. Die "Aktion Neue Nachbarn", 2014 von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ins Leben gerufen, soll diesen Menschen helfen.

Zu den Zielen der Aktion gehören die Stärkung der Willkommenskultur für Flüchtlinge, die Förderung ihrer Integration im Erzbistum Köln, die Bedarfe von Flüchtlingen stärker in das Bewusstsein zu rücken und sowohl kirchliche und nicht-kirchliche Akteure und Initiativen zu vernetzen. 

Aktion neue Nachbarn – Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln / © https://aktion-neue-nachbarn.de/
Aktion neue Nachbarn – Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln / © https://aktion-neue-nachbarn.de/
Quelle:
KNA