Brasilianischer Erzbischof mahnt Umsetzung von Öko-Lehrschreiben an

"Taube Ohren gegenüber den Warnungen"

2015 rief Papst Franziskus die Welt zu einer "ökologischen Umkehr" auf. Doch die Anstöße aus seiner Enzyklika "Laudato si" würden von Politik und Gesellschaft ignoriert, mahnt der Ex-Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz.

Dorf am Amazonas / © Jon Chica (shutterstock)

Zehn Jahre nach Erscheinen des Lehrschreibens "Laudato si" von Papst Franziskus zur ökologischen Krise hat der frühere Vorsitzende der Brasilianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Walmor Oliveira de Azevedo, eine anhaltende Passivität kritisiert.

"Nicht wenige Regierende machen taube Ohren gegenüber den Warnungen der Enzyklika", beklagt der katholische Erzbischof von Belo Horizonte in einer Stellungnahme. Zwar würden internationale Vereinbarungen getroffen, doch "überwiegen egoistische Gewinninteressen".

Die Enzyklika bleibe aktuell, weil sie ein Gegengewicht zu jener Gleichgültigkeit und Ignoranz bilde, die Handeln im Namen des wirtschaftlichen Eigennutzes legitimiere. Azevedo betont, dass der Schutz der Umwelt nicht nur eine politische, sondern auch eine spirituelle Aufgabe sei: "Christen, die glauben, dass der Planet Gottes Schöpfung ist, müssen ihn bewahren."

Viele wollen Gewohnheiten behalten

Zugleich warnt der Erzbischof vor einer einseitigen Fixierung auf technische Lösungen und einer weit verbreiteten Weigerung, den eigenen Lebensstil zu überdenken. "Viele bleiben desinteressiert, ihre eigenen Gewohnheiten zu ändern", beklagt er. Es gebe zwar Initiativen wie die brasilianische Umweltkampagne Junho Verde, die von der Kirche mitgestaltet wurde. Sie hätten es jedoch weiterhin schwer. Statt echter Fortschritte zugunsten des Gemeinwohls entstünden "oligarchische Privilegien".

Die zentralen Anliegen von "Laudato si" müssten weitergetragen werden, fordert der Erzbischof. "Die Appelle der Enzyklika müssen weiterhin stark erklingen, um die menschlichen Wurzeln der ökologischen Krise zu behandeln." Nur so könne ein nachhaltiger Wandel gelingen.

Die am 24. Mai 2025 von Papst Franziskus unterschriebene Enzyklika "Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus" wurde am 18. Juni 2015 vom Vatikan veröffentlicht. Papst Franziskus rief in dem Lehrschreiben zu einer "ökologischen Umkehr" auf, was politische Entscheidungen wie auch eine neue Lebensweise beinhalten müsse.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA