DOMRADIO.DE: Die heiligen Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan gelten als die ersten "Pilger der Hoffnung". Inwiefern?

Bischof Franz Jung (Bistum Würzburg): Die Frankenapostel sind die Glaubensboten, die im siebten Jahrhundert den Weg aus Irland zu uns nach Würzburg gefunden haben. Hier haben sie als Erste das Evangelium verkündet. Deswegen haben wir gesagt, dass sie für uns die ersten Pilger der Hoffnung sind, um das Motto des Heiligen Jahres aufzugreifen.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung haben die Heiligen für die Stadt und das Bistum Würzburg?
Jung: Kilian, Kolonat und Totnan sind hier die großen Identifikationsfiguren. Das ist sehr schön. Wir versuchen die Festwoche als eine Woche zu gestalten, in der sich alle wiederfinden können. Wir wollen das Bewusstsein dafür stärken, als Bistum gemeinsam mit allen unterwegs zu sein.
Es ist jedes Jahr sehr schön. Es kommt auch eine Delegation aus Irland zu Besuch. Würzburg ist die irischste Stadt auf dem Kontinent. Wir haben im vergangenen Jahr eine Wallfahrt mit den Reliquien der drei Heiligen zurück nach Irland gemacht, um den Menschen dort die Heiligen noch einmal nahezubringen. Es ist sehr schön, gemeinsam mit den Iren verbunden zu sein.
DOMRADIO.DE: Sind die drei Heiligen aus Würzburg mit den Heiligen Drei Königen in Köln vergleichbar?
Jung: Das ist natürlich nicht vergleichbar. Unsere Frankenapostel sind keine gestohlenen Heiligen. Unsere Heilige haben hier gelebt und sind im Bistum tatsächlich die ersten Glaubensboten gewesen.
Sie kamen nicht nachträglich. Sie sind hier ursprünglich. In der Krypta im Neumünster ist der erste Ort der Verehrung der Heiligen Frankenapostel. Von Anfang an ist es eine starke Tradition gewesen, die weit über Würzburg hinausstrahlt. Interessanterweise strahlt die Verehrung viel weiter als die Verehrung des Heiligen Bonifatius.
DOMRADIO.DE: In der Kiliani-Wallfahrtswoche, die bereits begonnnen hat, sind verschiedene Messen geplant, beispielsweise für die Pfarrhausfrauen, die Ehrenamtlichen, die beruflichen Mitarbeiter der Caritas, aber auch die Politiker und Räte. Warum sind es so viele verschiedene Messen? Sind die alle unterschiedlich gestaltet?
Jung: Natürlich, wir versuchen auf die unterschiedlichen Zielgruppen einzugehen. Wir versuchen die Menschen dort abzuholen, wo sie in ihrer Situation stehen. Außerdem wollen wir Ihnen mit auf den Weg geben, wie Sie in den aktuellen Herausforderungen – vor denen Sie heute stehen – Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung sein können.
Denken wir an die Caritas-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen und den Fachkräftemangel momentan und die politischen Rahmenbedingungen. Wo geben wir hier ein Zeugnis der Hoffnung, die uns erfüllt?

Wir versuchen an den Orten, wo wir stehen, den Menschen das Evangelium und die Freude der Hoffnung zu vermitteln – durch unseren Dienst und unseren Einsatz. Wir versuchen aber auch mitzuhelfen und die Rahmenbedingungen zu justieren, damit es in den nächsten Jahren besser wird.
DOMRADIO.DE: Am 11. Juli treffen Sie Kinder auf dem Kiliansplatz. Wie läuft das ab? Was für einen Rahmen hat die Veranstaltung?
Jung: Das ist der Tag der Kindertagesstätten. Die Kinder werden alle nach Würzburg zur Kirche des Heiligen Burkard eingeladen, wo ursprünglich die Reliquien verehrt wurden. Dazu laden wir auch immer ein oder zwei Dekanate ein. Wir ziehen dann in einer großen Prozession über die alte Mainbrücke zum Dom, wo wir die Kinder dann alle segnen. Das machen wir in einem kleinen Gottesdienst, den wir mit den Kindern in diesem Jahr gemeinsam erarbeitet haben. Im Abschluss findet dann das große "Meet & Greet" auf dem Kiliansplatz statt. Das ist immer wunderbar.
DOMRADIO.DE: Die Kinder können dann mit Ihnen sprechen und Sie befragen?
Jung: Neben den Gottesdiensten ist Begegnung das Wichtigste in der Kiliani-Wallfahrtswoche. Nach den Gottesdiensten stehe ich auf dem Platz immer für Begegnung und Austausch bereit. Dort werden Bilder gemacht und man kann sich mit dem Bischof unterhalten. Genau darum geht es.
DOMRADIO.DE: Im kommenden Jahr findet der Katholikentag in Würzburg statt. Wird das auch Thema in der Kiliani-Wallfahrtswoche sein?
Jung: Klar, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wir laden am Ende der Gottesdienste auch immer wieder dazu ein, im kommenden Jahr nach Würzburg zu kommen. Derzeit läuft auch die Bettenkampagne. Das heißt, wir suchen Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich mitzuhelfen.

Deswegen bewerben wir jetzt schon den Katholikentag stark. Das machen wir mit dem Banner vor dem Dom und mit dem Schriftzug "Hab Mut, steh auf!". Das bringen wir auch im Dom allen nahe, dass hier in Würzburg im kommenden Jahr an Christi Himmelfahrt der 104. Deutsche Katholikentag stattfindet. Wir als Bistum haben es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Katholikentag zu gestalten und freuen uns, wenn alle dabei sind.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.