Auf der Homepage erklärt Bischof Helmut Dieser nun, künftig auf öffentliche Aufrufe in dieser Form zu verzichten. Aus berechtigtem Anlass könne es aber in Einzelfällen Aufrufe geben. Zuerst hatte die "Aachener Zeitung" darüber berichtet.
Die im Oktober 2023 verbreitete Liste hatte die Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern enthalten, die mindestens zehn Jahre tot waren, darunter auch ein Weihbischof. Die Initiative war innerhalb der katholischen Kirche umstritten. In der Folge meldeten sich 68 zuvor noch unbekannte Betroffene. Den Verzicht auf Namensnennungen begründet. Dieser damit, dass er inzwischen "gewichtige neue Erkenntnisse hinzugewonnen habe und meine Einschätzungen sich in dieser Zeit auch verändert haben".
Vatikan mahnt zu mehr Zurückhaltung
Der Bischof verweist zum einen auf Irritationen und Nachfragen. So hätten Angehörige mutmaßlicher Täter Nachfragen zu Details der Vorwürfe gestellt. Dazu habe das Bistum aber mit Rücksicht auf die Missbrauchsbetroffenen und ihren Persönlichkeitsschutz keine Auskunft geben können.
Zudem habe der Vatikan in einem Schreiben vom September 2024 betont, dass es mit Blick auf die Unschuldsvermutung nicht legitim sei, die Namen beschuldigter Verstorbener zu veröffentlichen und ihren guten Ruf zu schädigen. In dieser nicht explizit an das Bistum Aachen gerichteten Stellungnahme habe der Vatikan den Persönlichkeitsschutz im Rahmen des geltenden Kirchenrechts herausgestellt, so Dieser. Und diesem an die Weltkirche gerichteten Schreiben wolle das Bistum Aachen Rechnung tragen.
Bischof appelliert an Betroffene
Der Bischof appelliert an Betroffene, die sich bislang noch nicht beim Bistum gemeldet haben, sich an die Ansprechpersonen, die
Interventionsbeauftragten, die unabhängigen Beratungsstellen oder an die Unabhängige Aufarbeitungskommission zu wenden. Das Bistum Aachen werde seine Verantwortung im Bereich der Aufarbeitung und der Betroffenenorientierung auch weiterhin wahrnehmen.