Der Passauer Bischof Stefan Oster ist in seinem Hirtenbrief zur Adventszeit erneut auf die jüngst veröffentlichte Missbrauchstudie für die Diözese eingegangen. "Das Schlimmste war und ist dabei, dass betroffene Kinder und Jugendliche so gut wie nicht im Blick waren", schreibt Oster. Im Umgang mit Taten oder Verdächtigungen sei es jahrzehntelang vor allem um den Schutz des Ansehens der Kirche, um einen möglichst gnädigen Umgang mit Beschuldigten, um möglichst wenig öffentliches Aufsehen gegangen.
Taten wirken ein Leben lang nach
Dass Missbrauch ein Leiden verursachen könne, das oft lebenslange schlimme Auswirkungen habe, "konnte oder wollte man nicht sehen", räumt der Bischof ein. "Und dass die Betroffenen über Jahrzehnte nicht einmal angehört wurden, hat ihre Ohnmachtserfahrung oft unerträglich gemacht." Die Aufarbeitungsstudie aber zeige auch, dass seit mehr als 20 Jahren, angefangen bei Bischof Wilhelm Schraml, der von 2002 bis 2012 die Diözese leitete, sehr vieles besser geworden sei.
"Vieles haben wir im Bistum verändert und vieles implementiert. Betroffene werden gehört. Wir gehen auch mit ihnen durch Begleitung und Hilfsangebote. Wir schauen auch viel genauer hin", führte Oster aus. Vertuschung sei heute nahezu unmöglich. Die Prävention sei intensiv ausgebaut worden. Die Kirche sei in dieser Hinsicht ein für Kinder und Jugendliche viel sicherer Ort geworden. Die Zahlen von Beschuldigten seien sehr deutlich zurückgegangen. "Und die aller-, allermeisten unserer Priester und auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haupt- und Ehrenamt sind aufrichtige Gläubige, die sich ehrlich um die Ausbreitung des Evangeliums mühen."
Sensibilität gefragt
Statt eines Generalverdachts sei jetzt vor allem Sensibilität für verwundbare Menschen angesagt, schreibt der Bischof. "Wir brauchen aber auch gegenseitige Stärkung im Glauben." Auch diese Aufarbeitungsstudie sei Teil eines Erneuerungsprozesses. Sie solle helfen, die Wahrheit besser zu verstehen und anzunehmen. Sie biete die Möglichkeit zum Lernen und Heilerwerden. An die Gläubigen gewandt bat Oster: "Lassen Sie uns mit Jesus zusammen demütiger werden und Ihm wahrhaftig entgegen gehen." Dann werde er von innen her ein Licht und damit eine Freude schenken, die es weiterzugeben gelte.