Sie seien aber doch nicht überraschend, heißt es in dem gut 14 minütigen Video weiter. "Nein, wir im Bistum Passau waren und sind in dieser Hinsicht kein besseres Bistum." Nun habe man es schwarz auf weiß, dass eine Mindestzahl von rund 700 Kindern und Jugendlichen in den vergangenen acht Jahrzehnten sexuelle oder physische Gewalt durch 154 Geistliche erfahren hätten.
Oster dankte dem Historiker Marc von Knorring und seinem Team von der Universität Passau, die in drei Jahren auf rund 400 Seiten ihre Forschungsergebnisse zusammengetragen hätten. Als Grundlage dienten ihnen vor allem an die 2.400 Priester-Personalakten sowie Interviews mit 25 Betroffenen und knapp 35 weiteren Zeitzeugen. Die Studie trägt den Titel "Sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt. Übergriffe auf Minderjährige durch katholische Geistliche im Bistum Passau 1945 bis 2022".
Sehe die Defizite der Vorgänger
Wenn er in einzelne Akten des Archivs hineinlese, in denen manche Vergehen detaillierter beschrieben seien als in der Studie, dann packten ihn oft Zorn und Trauer über das, was geschehen und möglich gewesen sei, bekannte der Bischof. "Ich kann nur im Namen der Kirche von Passau um Verzeihung bitten. Einmal mehr und oft genug auch hilflos, weil ich weiß, dass unsere Versuche der Versöhnung und Wiedergutmachung einigen Menschen nie genügen können angesichts der oft lebenslangen Folgen, die sie tragen." Oster dankte den Betroffenen: "Durch ihren Mut, ihre Offenheit und ihre Gesprächsbereitschaft haben wir wahrlich viel gelernt."
Die Studie lasse einen wahrnehmen, lernen, verstehen und mitfühlen, so Oster. Sie zeige aber auch, "was wir schon gelernt haben". Dennoch werde weiter daran zu arbeiten sein, dass sich auch in den Pfarreien und Pfarrverbänden die Kultur und das Bewusstsein im Blick auf Missbrauch und Gewalt verändern könne. Zu seinen Vorgängern im Amt sagte der Bischof, er sehe die Defizite und könne sie auch deutlich als solche benennen. "Aber ich schaue eben privilegiert aus heutiger Sicht und ich will aus dem lernen."
Höherer Anspruch
Die eingeleiteten Maßnahmen und Bemühungen zeigten, wie auch die Untersuchung belege, ganz offensichtlich Wirkung, so der Bischof. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema habe ohne Frage viel zur Veränderung beigetragen. "Wir müssen als Kirche unbedingt einen höheren Anspruch an uns selber haben. Wir wollen mit unserem Dienst Gottes heilswirkende Nähe bezeugen und nicht Unheil stiften", betonte Oster.
Man wolle gut darin sein, mit den anvertrauten Kindern und jungen Menschen zusammen Wege des Glaubens und der Wertebildung zu suchen und zu gehen. Daran werde man in Zukunft entschieden weiterarbeiten.